Ein eigenes Fahrrad hatte ich schon lang nimmer. Also lieh ich von Freund Ulrich Stolte dieses hier: (Link siehe hier, ganz nach unten scrollen)
2016 hatte es seinen Besitzer übers Zentralmassiv getragen, bis seine Füße (angeschlagen) wieder fit genug zum Laufen nach Santiago de Compostela waren (derweil das zusammengeklappte Rad per Post schon zu Hause angelangt war). Ein Arzt hatte ihm geraten, kürzer zu treten - und das tat er :-)
Im Januar hatte ich mich für die Schnupperdistanz (200 m Schwimmen im Neckar, 10 km Radeln, 2,5 km Joggen) des Tübinger Triathlons angemeldet, für den Stammtisch Unser Huhn, und mir dabei vorgestellt, bis zum 5.8. schlanker und fitter zu sein - was aber leider mal wieder nicht eintraf ...
Und so packte ich kurz nach 8 morgens nahe dem Tübinger Hauptbahnhof das Rad aus meinem Kombi, holte die Startunterlagen ab, verlor einige Dutzend Euronen aus einer kaputten Hosentasche, trank schon mal zwei Radler und begab mich dann gegen halb elf mit Rad zum Start auf die Neckarinsel. Für viele »Schnupperer« war's der allererste Triathlon.
200 m Schwimmen im lauwarmen Neckar - und ein paar Schlucke von dem zweifelhaften Wasser, denn ich war nach zwei Stunden schon wieder durstig, und nirgendwo gab es Trinkstellen, nicht beim Radeln, nicht beim Joggen, jedenfalls nicht für die »Schnupperer«; die sollten offensichtlich schnuppern und nicht saufen ...
Nach 7 min raus aus dem Wasser, umkleiden - ich zog mir einfach Leggins über den Badeanzug -, Radl schieben bis zur Uhlandstraße, aufsitzen, über die Neckarbrücke Richtung Mühlstraße. Zunächst rauschte das Gerede des Moderators am Mikrophon einfach an mir vorüber; als aber mein Name fiel, horchte ich auf. »Das kleinste Rad, der größte Mut« oder so ähnlich hieß es, und: »Einen Extra-Applaus für den Rüdiger!«
Mühlstraße hoch, Schimpfeck, Wilhelmstraße runter, dann auf schattenloser, glutheißer, aber wenigstens ziemlich flacher Straße bis kurz vor Bebenhausen. Am Wendepunkt mußte ich die Rotkreuzler um Wasser bitten, und nach 5 km auf dem schmalen Sattel tat mir der Hintern weh. (Hätten die Rotkreuzler kein Wasser gehabt, hätt' ich mir an einer Tanke 'ne eiskalte Coladose besorgt.)
Zurück nach Tübingen, leicht bergab und mit etwas Rückenwind rollte es fast wie von selbst. Rein in die Wilhelmstraße; nun ging es wieder leicht bergauf. Die Stiftskirche kam in der Ferne in Sicht, wurde größer. Schimpfeck. Die Mühlstraße hinab. »Und da ist der Rüdiger wieder, schaut mal, wie rasant er in die Kurve geht!« - zur Uhlandstraße nämlich. Absteigen und joggen - oder gehen, in meinem Falle. Durch den Fußgängertunnel, übers Haagtor, wo die Leute - wie andernorts an der Strecke - bereits in Straßencafés saßen. Hier soll auch eine Trinkstelle gewesen sein, aber sie war wohl schon abgebaut. Mein Begleiter, der Schlußradler: »Service und Streckensicherung sind jetzt schon eingeschränkt.« (In den 50er Jahren soll es noch passiert sein, daß ein Tour-de-France-Fahrer abstieg und in einem Straßencafé eine Flasche Schampus orderte - »das geht auf die Tour!« - und danach weiterradelte - aber bestimmt waren es nicht die Schlußlichter, die so was taten.)
Ich war mal wieder mit Abstand Letzter, mit gut 102 Minuten Gesamtzeit, aber zum Glück war das Ende absehbar. Ich hielt mich möglichst im Schatten; wo das nicht möglich war, war es glutheiß. Ganz unmöglich, wie geplant die pelzige Huhn-Mütze aufzusetzen.
Ammergasse, Marktplatz, Collegiums- und Hafengasse. Die Mühlstraße bergab, ins Ziel. Ich raffte mich zum Joggen auf. Moderator: »Jetzt ist das Schönste passiert - der Rüdiger ist wieder da.« Und dann wurde ich - der ich schon auf dem Weg ins Ludwigs war, erstmal trinken, bevor ich das Rad hole - vom Moderator zurückgeholt, der mir auf halbem Weg entgegenkam, und mir wurden ein paar Fragen gestellt. Interview mit dem Ersten und mit dem Letzten. Und zwei Gratisbierchen - wenn auch leider nur alkfreie - gab's auch, auf Kosten des Veranstalters.
Das Fahrrad war der Star des Tages, keine Frage. So eins hatte keiner. Überall Grinsen, aber wohlwollendes Grinsen, Interesse, Freundlichkeit.
Nach drei Eistee am Dönerlokal beim Picasso Heimfahrt im mittlerweile leider schattenlos parkenden und daher glutheißen Auto, zu Hause kalt duschen, erst am Abend was essen (vorher konnte ich nicht, jedenfalls nach dem Rennen, zwei belegte Brötchen morgens um 7 an einer Tankstelle waren das letzte gewesen).
22 Uhr 22. Der Bericht eines interessanten Tags ist fertig. Gute Nacht! :-)
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Anderntags Frühstück im Mössinger »Krokodil«. TAGBLATT titelt: »Mit dem Klapprad bei 42 Grad« - na, das war doch mal ein Grund, mir ausnahmsweise mal wieder »die Scheißzeitung« (Originalton meine Oma, der einzige Zusammenhang, in dem sie dieses Wort in den Mund nahm) zu kaufen.
Wie die auf 42 Grad kamen, weiß ich nicht, 32 Grad sind schlimm genug - und sonst hieß es: »Dass der hiesige Triathlon ein Breitensport-Erlebnis sein soll, wurde deutlich [haha]. Rüdiger Happ vom Stammtisch Unser Huhn fuhr gemütlich mit dem kleinen Klapprad umher, benötigte über eine Stunde für die zehn Kilometer und war für Moderator Hartwig Thöne ›der moralische Sieger des Tages‹.« Da hätte ich ja direkt noch die Huhn-Mütze aufsetzen sollen, um mich dann beim Interview danach fragen zu lassen - aber dann wär ich vor Hitze umgekippt.
Die Resultate muß man sich über eine Website »my race result« zusammenklauben:
200 m Schwimmen - das sind 4 Bahnen, das sollte in 4 Minuten zu schaffen sein. Der Schnellste brauchte 2:49, 42 sec pro Bahn, und er schaffte es die Treppe hoch, umkleiden und Rad 200 m bis zum Uhlanddenkmal schieben in 1:02 min, ein Wunder - ich brauchte zum Schwimmen im Geschubse, Gedrängel und Geknuffe des hinteren Mittelfelds knapp 7 min und zum Umkleiden und Fahrradschieben gut 6 1/2 min, und dabei hatte ich doch schon aufs Überziehen des T-Shirts verzichtet, nur Leggins übern Badeanzug und los - mit der Folge, daß ich jetzt auf den nicht sonnencremegeschützten Schultern einen leichten Sonnenbrand habe ... (Insgesamt haben sich die Schwimmzeiten gegenüber 2017 sehr verbessert, damals scheint die Schwimmstrecke länger gewesen zu sein.)
Zum Radeln brauchte ich tatsächlich 63 min - aber ohne die 3 min Stop zum Saufen bei den Rotkreuzlern wär ich umgefallen ...
Zweiter Wechsel knapp 2 1/2 min, da mußte man sich auch nicht umkleiden, und 23:22 für die 2,5 km Stadtspaziergang, über 6 km/h, das geht ja direkt noch, so schlapp, wie ich mich fühlte ...
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In der gleichen TAGBLATT-Ausgabe schreibt Redakteur Lorenzo Zimmer über Hitze-Alpträume: »In solchen Momenten frage ich mich, wieso ich keinen Höcker auf dem Rücken trage. So ein Wasserspeicher würde mir guttun. Doch ehe mir noch welche wachsen, verwerfe ich den Gedanken. Wer will schon als Tauschobjekt für ein Grundstück, eine Ziegenherde oder eine hübsche Touristin verschachert werden?« Sieh an - auch für die Linken ist der Orient phantasieanregend ...
... gibt es hier jetzt, überwacht von unserem »Senior Publisher« Rudi Marterpfahl, geliefert von unseren Spitzenagenten Raymond Schaendler, Séamus Bomb und anderen, die wissen, worauf's ankommt ... Auch Zeitgeschehen und Politik wird's weiterhin geben, wenn's nicht zu sehr nervt ...
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