Ächzend ließ sie sich spätabends auf das schmale Bett ihrer bescheidenen, engen Dachkammer fallen. Ihre Füße schmerzten. Jetzt nur noch schnell runter mit diesen Strapsen, dem Servierschürzchen und dem ganzen anderen Kram … Die quietschenden Bettfedern und knarrenden Dielen übertönten das leise Geräusch der sich öffnenden Zimmertür … Was muß dieser geile Bock von Hausherr auch auf einem so übertriebenen Fummel bestehen? Nirgendwo sonst, wo ich gearbeitet habe …
Sie erschrak, als sich von hinten zwei kräftige Männerhände auf ihre Schultern legten. »Junger Herr!« rief sie aufspringend und versuchte dabei, empört zu klingen und zu erröten.
»Süß siehst du aus, wenn bei dir die Strümpfe und Dessous auf Halbmast hängen«, lächelte er, schlang seine Arme um sie, preßte sich an sie und erstickte ihren Protest mit einem langen, fordernden Kuß.
»Nicht!« stöhnte sie halb erbost, halb erregt, als er endlich ihren Mund wieder freigegeben hatte. »Das dürfen Sie nicht!«
»Nicht?« fragte er, zum Schein erstaunt. »Wo du doch bei der Einstellung gelobt hast, mir jederzeit treu zu dienen?«
»Aber … ich …«
Wieder erstickte er ihren Widerspruch in einem Kuß, einem Zungenkuß diesmal, in dem ihr Widerstand langsam zerschmolz. »So hübsche Lippen sind zum Küssen da, nicht zum Widersprechen«, sagte er leise.
»Was wird Ihre Frau sagen, junger Herr?« fragte sie verzweifelt.
»Die hat jetzt einen dicken Bauch, und der Arzt sagt, ich darf sie nicht mehr … bis …«
Und ich werd auch bald einen dicken Bauch haben, dachte sie zwischen Verzweiflung und Wollust, Wollust unter seinen Händen und Lippen, die überall waren. Wenn sie unter seinem Kuß die Augen schloß, sah sie sich mit dickem Bauch in einem Umstandskleid für Dienstmädchen, hörte schamerfüllt das Getratsche der anderen Dienstboten hinter ihrem Rücken, ihre Blicke …
Weiter kam sie nicht in ihrem Tag-Albtraum, denn schon wurde sie rücklings auf ihr heftig quietschendes Bett geworfen, ihr zarter Slip einfach zerrissen, sie selbst gepfählt, sie schrie auf, erging sich unter seinen Attacken in gespieltem Widerstand, strampelte, stöhnte, schrie, fuchtelte mit den Armen, denn so liebte er es, bis er sich endlich mit einem Grunzen in sie ergoß und erschöpft halb neben ihr, halb über ihr zusammensank.
Auch sie schwieg, schwer atmend. Nach etlichen Momenten hob sie ihren freien Arm und wuschelte ihm langsam und zärtlich durchs Haar.
»Der wievielte Slip war das jetzt, den du mir zerrissen hast, Jeff?« fragte sie mit mildem Lächeln.
Jeff zuckte die Achseln.
»Du wirst diese Nummer auch nie leid, oder?«
»Vorläufig nicht, Fiona.«
Schweigen.
»Wie kommst du voran?« fragte Jeff.
»Rebecca vertraut mir anscheinend. Sie spürt, daß ich auf ihrer Seite stehe. Ich glaube, die Aussicht, ihren Zukünftigen mit einem mächtigen Arschtritt ins Nichts befördern zu können, hat ihr Auftrieb gegeben.«
»Forcier’s nicht, sonst kriegt sie’s mit der Angst und springt ab.«
»Da paß ich schon auf.«
»Es ist von enormer Wichtigkeit, daß wir Rebecca bei Coleman plazieren können. Das Arschloch handelt nicht nur mit allem, was nicht niet- und nagelfest ist – Mädchen, Drogen, Waffen, egal mit welchen Diktatoren –, wahrscheinlich ist er auch in Spionage für die Nazis verstrickt.«
»Um so mehr wundert’s mich, daß du so felsenfest darauf vertraut hast, daß ihm ausgerechnet in diesem Puff in Tanger sein Schicksal übern Weg laufen würde.«
Jeff lachte. »Wir haben mindestens ein halbes Dutzend Köder ausgelegt. Irgendeinen davon hätte er auf jeden Fall geschluckt …«
»Verstehe.« Sie sah auf die Uhr. »Aber jetzt mußt du leider gehen, Süßer. Die Stunde, für die du bezahlt hast, ist bald zu Ende, und wir dürfen keinen Verdacht erregen.«
Auszug aus einem im Entstehen begriffenen Roman. Arbeitstitel: »Die Sklavinnen von Tanger« Erscheinen: Frankfurter Buchmesse Oktober 2022. Daselbst zum Messepreis von 5,- € erhältlich - sonst kostet's 19,99 €. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.
Eigentlich hatte ich's schon letztes Jahr vor, aber Helgoland mit seinem Test- und Maskengedöns war nicht weit genug weg: Den Jahreswechsel nicht mehr in Deutschland verbringen, möglichst ein, zwei Monate am Stück weg zu sein. Billigurlaub irgendwo. Vielleicht in Tarifa oder Nazaré, wo die Wellen rauschen und rauschen. Oder Marokko? Billig in die Türkei? Neuerdings statt Ballermann beliebt: Mehrwöchige Sauftouren in die Türkei, etwa hier. Aber muslimische Länder scheinen generell problematisch zu sein, nicht nur wenn man im Urlaub einen Roman mit antimuslimischen Spitzen schreibt. Beschimpfungen von Präsidenten reichen schon, etwa bei diesem deutschen Antalya-Urlauber.
Eigentlich müßte mal jemand an den herantreten und sagen: »Du bist ja völlig überarbeitet und mit den Nerven runter, Karlchen. Du hast einen längeren Sanatoriumsaufenthalt nötig.« Und im Hintergrund stehen schon die kräftigen Herren mit den weißen Jäckchen bereit ...
Schönen Mai und ciao, liebe Leser!
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