... gibt es hier jetzt, überwacht von unserem »Senior Publisher« Rudi Marterpfahl, geliefert von unseren Spitzenagenten Raymond Schaendler, Séamus Bomb und anderen, die wissen, worauf's ankommt ... Auch Zeitgeschehen und Politik wird's weiterhin geben, wenn's nicht zu sehr nervt ...
30.6.12
Rumschnibbeln an Jungs endlich verboten!
Endlich mal eine gute Nachricht: Ein Kölner Gericht hat endlich das Herumschnibbeln an Knaben verboten. Erstaunlich, wie viele Leute auf einmal dieses Herumschnibbeln prima finden. Wahrscheinlich dieselben, die das Herumschnibbeln an Mädchen abscheulich finden. Und Jungs sind dann Menschen zweiter Klasse? Die FAZ findet das Urteil jedenfalls prima.
Ermächtigungsgesetz verabschiedet - EUdSSR kommt, Deutschland schafft sich ab ...
Es war fast wie 1933: Zur Behebung der allgemeinen Not schien es der Mehrzahl der Parlamentarier im deutschen Reichstag nötig, die Demokratie mal eben abzuschaffen: Das Budgetrecht, das Königsrecht eines demokratisch gewählten Nationalparlaments, wurde durch die Inthronisierung des (kaum wieder abzuschaffenden) ESM, des »Europäischen Stabilitätsmechanismus«, halb außer Kraft gesetzt. Es ist wahr geworden, was die »Clown Union« auf Youtube unter »Die beiden Erichs nehmen Rache« fabuliert hat: Die Demokratie wird quasi durch die Hintertür abgeschafft, die ganze Macht wird an einen internationalen Rat von Kommissaren delegiert. Es ist wahr, was der CSU-Abgeordnete Gauweiler empört in den Saal rief: »Wie kann das Kontrollgremium Bundestag zustimmen, daß dieser ESM unter Geheimniskrämerei - kein Außenstehender erhält Einblick! - einfach beschließt, daß wir Milliarden zu zahlen haben?« In der Tat ... Und für diese Milliarden gibt es keine Deckelung, denn der ESM (d. h. die Mehrheit der Schuldenmacher in ihm) kann x-beliebig das Eigenkapital erhöhen. Es gibt kein Einspruchsrecht. Auch ein neuer Bundestag, der den ESM nicht mehr will, könnte nicht mehr austreten. Wenn der ESM kommandiert »Deutschland muß 100 Milliarden zahlen«, dann muß Deutschland zahlen. Auch das letzte Feigenblatt, nämlich daß die Empfängerländer Sparvorhaben erfüllen müssen, fiel vor ein, zwei Tagen. Jetzt kann Deutschland ungeniert und ohne Widerstandsrecht ausgeplündert und finanziell ausgeblutet werden. Deutschland gleicht einem halbwegs tüchtigen Schwimmer, der durch seinen schweren Rucksack (seine eigenen Schulden) schon stark belastet ist - und jetzt klammern sich auch noch allerlei Nichtschwimmer an ihn und ziehen ihn unter Wasser ...
Hier der Überblick, welche Bundestagsabgeordneten diesem Machwerk zustimmten und welche nicht. Und das am letzten Arbeitstag vor den Parlamentsferien! Möge allen Zustimmern in den Ferien die Hand verdorren oder abfaulen, die sie für dieses Scheißgesetz hoben! Bemerkenswert ist, daß die sogenannte Opposition (Sozis und Grüne) mit der Regierung allenfalls darin wetteiferte, wer Deutschlands Interessen noch schneller der EU preisgeben könnte. Bemerkenswert auch, daß von den Grünen als einziger Ströbele nein sagte - das macht ihn mir fast wieder sympathisch. Sympathisch auch die Ablehung der Linkspartei, auch wenn sie sicherlich andere Motive hatte, als ich sie hätte.
Alles in allem ein schwarzer Tag. Schon bislang waren Wahlen zweifelhafte Veranstaltungen. »Wenn Wahlen etwas ändern könnten, wären sie verboten«, sagten Linke, und ich begann das zu verstehen. Welchen Sinn hat es zu wählen, wenn z. B. alle »staatstragenden Parteien« pro Euro sind?
In Zukunft kann man sich das Wählen wohl gleich ganz sparen, die Macht hat eh nimmer das Parlament, sondern dieser Kommissarsrat ...
Nachtrag: Aus einem Artikel der »Welt« über den letzten Europagipfel: »Noch härter fiel das Urteil von Marine Le Pen aus, der Chefin der rechtsextremen Partei Front National. Der Kompromiss zur Ankurbelung der Wirtschaft werde nicht funktionieren, prophezeite sie. Der Euro sei eine kranke Währung, der nicht mehr geholfen werden könne.
Darüber hinaus komme die gefundene Lösung einem europäischen Staatsstreich gleich, wetterte Le Pen. Die Gipfelteilnehmer hätten besser daran getan, die Rückkehr zu den jeweiligen Landeswährungen vorzubereiten. Denn die injizierten Milliarden würden von den Banken aufgesogen, ohne dass sie der Bevölkerung zugutekämen.« Da hat sie wohl recht, die rechte Dame :-)
Hier der Überblick, welche Bundestagsabgeordneten diesem Machwerk zustimmten und welche nicht. Und das am letzten Arbeitstag vor den Parlamentsferien! Möge allen Zustimmern in den Ferien die Hand verdorren oder abfaulen, die sie für dieses Scheißgesetz hoben! Bemerkenswert ist, daß die sogenannte Opposition (Sozis und Grüne) mit der Regierung allenfalls darin wetteiferte, wer Deutschlands Interessen noch schneller der EU preisgeben könnte. Bemerkenswert auch, daß von den Grünen als einziger Ströbele nein sagte - das macht ihn mir fast wieder sympathisch. Sympathisch auch die Ablehung der Linkspartei, auch wenn sie sicherlich andere Motive hatte, als ich sie hätte.
Alles in allem ein schwarzer Tag. Schon bislang waren Wahlen zweifelhafte Veranstaltungen. »Wenn Wahlen etwas ändern könnten, wären sie verboten«, sagten Linke, und ich begann das zu verstehen. Welchen Sinn hat es zu wählen, wenn z. B. alle »staatstragenden Parteien« pro Euro sind?
In Zukunft kann man sich das Wählen wohl gleich ganz sparen, die Macht hat eh nimmer das Parlament, sondern dieser Kommissarsrat ...
Nachtrag: Aus einem Artikel der »Welt« über den letzten Europagipfel: »Noch härter fiel das Urteil von Marine Le Pen aus, der Chefin der rechtsextremen Partei Front National. Der Kompromiss zur Ankurbelung der Wirtschaft werde nicht funktionieren, prophezeite sie. Der Euro sei eine kranke Währung, der nicht mehr geholfen werden könne.
Darüber hinaus komme die gefundene Lösung einem europäischen Staatsstreich gleich, wetterte Le Pen. Die Gipfelteilnehmer hätten besser daran getan, die Rückkehr zu den jeweiligen Landeswährungen vorzubereiten. Denn die injizierten Milliarden würden von den Banken aufgesogen, ohne dass sie der Bevölkerung zugutekämen.« Da hat sie wohl recht, die rechte Dame :-)
26.6.12
Felsenstädtchen und Fußballgucker
»Tut mir leid, Rüdi, mir ist was dazwischengekommen!« sagte die Stimme am Telefon. Schade - so wurde es nichts mit dem üblichen allfreitagabendlichen After-work-Kneipenabend. Aber zu Hause zu bleiben war bei dem schönen Wetter auch keine Alternative. Warum nicht mal den Roller etwas weiter ausfahren?
Und so fuhr ich im Abendsonnenschein ins »Felsenstädtchen« Haigerloch: Zwei gewaltige Felsen (auf einem thront die »Oberstadt«, auf dem anderen das Schloß, tief darunter der Marktplatz), der eine im Nordosten, der andere im Südwesten, nötigen hier das Flüßchen Eyach zu einer S-Kurve. Wildromantisch. In einem Felsenkeller haben die Nazis sogar an der Atombombe geforscht.
Anschließend weiter über Rottenburg nach Tübingen. Roller abstellen am unteren Ende der Schloßsteige. Rein in den »Boulanger« und für eine Karte meines »Kneipen-Quartetts« ein Kölsch (0,2 l) gezischt. Bei einem Pils wären's 0,3 l gewesen oder 0,33 - aber Dinkelacker wäre mir einfach zu fad gewesen. Wenn ein Bier schon mit seiner Frische als einzigem Argument wirbt ... Der Wirt lachte: »Normalerweise kommen nur Teenies mit diesen Karten und saufen dann zu viel.« Alle sind schon eifrig am Viertelfinale-Gucken: Deutschland gegen Griechenland.
Im »Hades« bekomme ich schon mehr auf meine Karte, auch dort wird Fußball geschaut, und anschließend wandere ich wieder westwärts. Fast aus jeder Kneipe tönen die Fußballgeräusche. Die Fußballgucker vor dem »Collegium« verstopfen die halbe Kreuzung, mindestens - aber Autos sind eh kaum noch unterwegs.
Das »Déja-Vue« in der Haaggasse ist fast leer - hier tönt sanfter Jazz statt Fußballgetöse aus dem Lautsprecher -, aber im Jazzkeller, zumindest im Erdgeschoß desselben - also nicht eigentlich im Keller - geht's wieder rund. Bei einem »Kartenbier« und einem Salamibrötchen schau ich auch mal ein bißchen zu.
Dann mit dem Roller heim - durch die Hechinger Straße. Als ich am »Hechinger Eck« bin - wo die Hechinger Straße in die B 27 einmündet -, passiere ich das »Lomo«, wo wir drei (mein Assistent, Freund D. und ich) uns eigentlich hätten treffen sollen. Auch hier wird in der lauen Nachtluft König Fußball gehuldigt, und ein Aufbrüllen zeigt den wohl letzten Treffer dieses Spiels an, der Sieg Deutschlands ist besiegelt.
Und so fuhr ich im Abendsonnenschein ins »Felsenstädtchen« Haigerloch: Zwei gewaltige Felsen (auf einem thront die »Oberstadt«, auf dem anderen das Schloß, tief darunter der Marktplatz), der eine im Nordosten, der andere im Südwesten, nötigen hier das Flüßchen Eyach zu einer S-Kurve. Wildromantisch. In einem Felsenkeller haben die Nazis sogar an der Atombombe geforscht.
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»Felsenstädtchen Haigerloch« (Bild: Wikipedia) |
Im »Hades« bekomme ich schon mehr auf meine Karte, auch dort wird Fußball geschaut, und anschließend wandere ich wieder westwärts. Fast aus jeder Kneipe tönen die Fußballgeräusche. Die Fußballgucker vor dem »Collegium« verstopfen die halbe Kreuzung, mindestens - aber Autos sind eh kaum noch unterwegs.
Das »Déja-Vue« in der Haaggasse ist fast leer - hier tönt sanfter Jazz statt Fußballgetöse aus dem Lautsprecher -, aber im Jazzkeller, zumindest im Erdgeschoß desselben - also nicht eigentlich im Keller - geht's wieder rund. Bei einem »Kartenbier« und einem Salamibrötchen schau ich auch mal ein bißchen zu.
Dann mit dem Roller heim - durch die Hechinger Straße. Als ich am »Hechinger Eck« bin - wo die Hechinger Straße in die B 27 einmündet -, passiere ich das »Lomo«, wo wir drei (mein Assistent, Freund D. und ich) uns eigentlich hätten treffen sollen. Auch hier wird in der lauen Nachtluft König Fußball gehuldigt, und ein Aufbrüllen zeigt den wohl letzten Treffer dieses Spiels an, der Sieg Deutschlands ist besiegelt.
20.6.12
Stuttgarter Sommerspaziergang, 21,1 km
Die Sonnenbrille werde ich wohl doch nicht brauchen, dachte ich, als ich am Sonntagmorgen um 5.40 Uhr in einen eher grauen Himmel blickte. Seltsam eigentlich – es war doch Sonnenschein und Hitze vorhergesagt ...
Nach Wochen regnerischer Kühle war es am Samstag heiß und sonnig geworden, und solches Wetter war auch für den Rennsonntag vorhergesagt. Kühleres, bedecktes Wetter war zum Joggen natürlich besser – aber Flügel würde es mir dennoch nicht verleihen: So verfettet, wenig trainiert und unmotiviert war ich schon lange nicht mehr gewesen.
Aber nun war ich angemeldet, nun ging ich auch hin. Um halb sieben klingelte ich in Tübingen-Derendingen bei S., und gemeinsam fuhren wir gen Stuttgart. Ungehindert bogen wir am Charlottenplatz rechts ab und noch mal nach rechts, fuhren durch den Wagenburgtunnel in die Wagenburgstraße, wo wir parkten. Die Innenstadtroute hatten die Macher des Stuttgarter Halbmarathons nämlich nicht aufrechterhalten können, da gab’s natürlich auch keine Sperrung mehr zwischen Charlottenplatz und B 14. Wir würden wieder die etwas öde Strecke von vor 2008 entlangjoggen.
Abholen der Startnummer, Sporttasche abgeben, noch einmal kurz abhängen und dann gemeinsam in den Startbereich begeben. Wir standen im grünen Block, dem zweitschnellsten, in den wir eigentlich nicht gehörten. Rechts neben uns der 1:50-Schrittmacher mit seinem wohl heliumgefüllten Ballon, der an seinem T-Shirtkragen zerrte (noch ein paar Ballons mehr, und er würde wohl davonschweben), weiter vorne der 1:40-Schrittmacher und noch weiter vorn der 1:30-Schrittmacher. »Komm, laß uns weiter nach vorn gehen«, schlug ich vor – schließlich war mir jeder Meter recht, den ich an Vorsprung vor dem »Besenwagen« gewinnen konnte –doch S. fand es unfair, den Schnellen so den Weg zu verstellen, und so blieben wir an Ort und Stelle. Angegrinst und fotografiert wurden wir öfter, besonders ich, trug ich doch ein schwarzes T-Shirt mit aufgedrucktem Frack-Ausschnitt. Wenn man schon Schlußläufer wird (oder Fast-Schlußläufer), dann sollte man schon einigermaßen würdevoll daherkommen, fand ich.
In »unseren« Startblock konnten wir nicht mehr, dort stand die Menge schon viel zu dicht gedrängt.
Endlich einmal ging es pünktlich los, und ich trabte langsam den ersten Kilometer entlang. »Du brauchst nicht auf mich zu warten«, rief ich dem neben mir trabenden S. zu. »Ich kann gar nicht schneller«, erwiderte er, »ich laß es langsam angehen«. Er hatte mehrere Nächte mit zu wenig Schlaf hinter sich, und bewußt trug er bei diesem Lauf keine Uhr, um sich nicht selbst unter Druck zu setzen.
Start war diesmal wieder - wie bis 2007 - gen Osten, Richtung Untertürkheim. »Gut zu wissen!« meinte S., der fast schon in der falschen Richtung losgelaufen wäre. »Schau mal, da unten werden wir bei Kilometer 19 durchlaufen!« zeigte ich kurz vor Kilometer 1 auf eine Unterführung, die unter unserer Laufstrecke hindurchlief. »Ich starte dann mal durch«, entgegnete er und gewann langsam an Fahrt, setzte sich Meter um Meter von mir ab. Einige Minuten später war er der Zweitletzte des grünen Blocks, dann kam 50 Meter lang nichts, dann kam ich – und hinter mir gähnende Leere, denn der gelbe Block hatte sich wohl gerade erst auf den Weg gemacht. Etwa bei Kilometer 1,5 hörte ich hinter mir ein sich näherndes Getrappel wie von einer herannahenden Kavallerie: Der gelbe Block wälzte sich heran und überholte mich allmählich, schob sich zwischen mich und S., der dadurch kurz vor Kilometer 2 außer Sicht geriet.
Und wieder die altvertraute Spitzkehre in Untertürkheim – ab nach Nordwesten durch Bad Cannstatt, vorbei an öden Mietskasernen, in denen nur ab und zu mal jemand aus dem Fenster zuschaute.
Hinter Kilometer 6 dann bergab und nach rechts – die wenigen schönen Kilometer zwischen Weinbergen und Neckar begannen, ab und zu einen Seitenblick auf das andere Neckarufer, wo die flotten 80- bis 100-Minuten-Läufer mit 12 bis 16 km/h dem Ziel zueilten, kurz vor Kilometer 10 eine lange S-Kurve (wo man, wie S. mir später erzählte, sogar mal kurz den Max-Eyth-See zwischen Bäumen aufblitzen sieht, wenn man aufmerksam nach links späht – uns beiden war merkwürdig vorgekommen, daß wir den außer auf dem Stadtplan mit der eingezeichneten Laufroute noch nie gesehen hatten), die Zwischenzeitmatte, links rüber über den Neckar und wieder südwärts, die »Pilsbar Neckarlust« bei Kilometer 12,5 hat leider zu, wie auch andere Kneipen an der Strecke, statt die »Sonderkonjunktur« an diesem Tag zu nutzen – für Zuschauer, aber auch für den einen oder anderen Sportler, warum denn nicht? Noch in den 50er Jahren soll es bei der Tour de France vorgekommen sein, daß Fahrer vom Rad absprangen, im erstbesten Straßencafé Schampus oder Bier bestellten (»Die Rechnung geht auf die Tour!«) und dann erfrischt weiterradelten.
Etwa bei Kilometer 12 überholte ich Michel Descombes, den über 70jährigen ewigen »Spaßpräsidenten«, dann er wieder mich, und so ging es bis zum Ziel.
Wieder rüber über den Neckar und an der Ecke, wo wir etwa bei Kilometer 5 die Schnellsten gesehen hatten, nach rechts, eine langweilige Gerade, Kilometer 15 wird passiert, das letzte Drittel hat begonnen. Doch wo wir bis 2007 einfach die langweilige Straße weiterlaufen mußten, gibt es jetzt den netten Schlenker durch die Cannstatter Altstadt, an den wir uns in den letzten ein, zwei Jahren gewöhnt haben. Auch hier hatten die Cafés und Kneipen meist noch zu, eine hieß »Nanu nana«, private Rentnergruppen saßen auf Bänken am Straßenrand und tranken Wein, das Straßencafé »Tratsch« hatte schon geöffnet und war voller Leute, aber durch einen richtigen Zaun von der Strecke getrennt – außerdem hatte ich keine Zeit, war ich doch nur, wie ich ein Stück weiter aus aufgeschnappten Gesprächsfetzen von Ordnern entnahm, sieben Minuten vor dem Besenwagen.
Jetzt waren wir wieder raus aus der Cannstatter Altstadt und auf der öden alten Route, die vorletzte Wasserstelle, Kilometer 18, unter der Bahn durch, nach rechts, eine lange, sanfte Steigung, an der ich diesmal auch gehen statt laufen muß, der Schwenk durch Nebenstraßen - und vorbei am »Biereck« - entfiel jetzt aber, diesen erst vor zwei, drei Jahren eingefügten Schlenker hatten sie wohl dem - schöneren - Schlenker durch Alt-Cannstadt geopfert - gut so! -, nein, es war jetzt wieder der gerade Weg wie bis einschließlich 2007, kurz vor Kilometer 19 schwenkten wir letzten paar versprengten Läufer und Geher nach links ein, um im Bogen durch die Unterführung zu kommen, über die wir bei Kilometer 1 obendrüber gejoggt waren. Uns gegenüber näherte sich ein Polizeiwagen mit Blaulicht vor dem Ersten des 7-Kilometer-Lauf, der, aus der Gegenseite kommend, mit uns in dieselbe Unterführung einschwenkte.
Immer mehr - und allmählich auch langsamere - 7-km-Läufer überholten uns, das Ende nahte, Kilometer 20, jetzt informierten uns Tafeln alle 100 Meter, wie weit es noch war, Rechtsschwenk und fast wie in alten Zeiten Einlauf ins Stadion, nur daß es jetzt weder Neckarstadion noch Gottlieb-Daimler-Stadion hieß, sondern Mercedes-Benz-Arena und ein reines Fußballstadion war. Einen Rundkurs gab’s da aber zu meiner Verblüffung doch noch, und zu meiner noch größeren Verblüffung bestand er aus hartem Asphalt.
Ich mobilierte meine letzten Kräfte auf den letzten 200 Metern, Kilometer 21, noch 100 Meter, Endspurt, vorbei an einem der vielen Fotografen, die mich »Befrackten« (das hatte viele anzügliche Bemerkungen gegeben) hier gut trafen, und über die Matte *pieps* - geschafft! 2:57:28, las ich später im Internet – also immerhin noch unter 3 Stunden, und elf Läufer waren noch nach mir gekommen. Vorbei an einem munteren Michel Descombes und zum Ausgang.
Um S. nicht zu lange warten zu lassen, trank ich kein Bier, eilte mich, soweit es meine müden, schmerzenden Muskeln gestatteten, an der Chip- und Sporttaschenrückgabe und watschelte langsam die Wagenburgstraße hinauf.
Die Pizzeria nahe meinem geparkten Auto, wo ich S. treffen wollte, hatte zu, und wir fuhren mit dem Auto nach Degerloch ins »Pier 51«, beließen es aber bei Getränken – kein Wunder bei einem Bierpreis von rund fünf Euro, und der »Brunch« hätte gar 26 Euro gekostet.
Dann lieber weiter in die Tübinger Bahnhofsgaststätte zu Schweinesteak, Spätzle und Bier. Inzwischen war die Sonne herausgekommen, und es wurde heiß. S. hatte viel Spaß an seinem Lauf gehabt, hatte sich nach verhaltenem Beginn gesteigert und war immer schneller geworden (2:17), und natürlich waren ihm auch alle hübschen Frauen und skurrilen Gestalten auf der Strecke aufgefallen. Ich hingegen weiß nicht, ob ich mir diese immer gleiche Strecke in Zukunft noch antun soll – an die alten Zeiten kann ich wahrscheinlich eh nimmer anknüpfen.
Weiter nach Hause, nach Nehren.
Erst mal zwei Stunden pennen und eine halbe Stunde duschen, nachdem ich das warme Wasser wieder angestellt und die Warmwasser-Schaltzeiten umprogrammiert hatte (weil ich sonst im Fitneßstudio dusche, ist das heiße Wasser sommers meist abgestellt).
Gegen Abend noch mal mit dem Motorroller weg. Am Montag soll er zum 700-km-Service, und es sei besser, so der Werkstattchef, ihn schon Sonntag abend vor der Werkstatt abzustellen. Das war es wohl wirklich, denn Montag morgen sollten bei mir Handwerker anrücken, dann konnte ich nicht weg.
Gesagt, getan – abends um halb neun stellte ich den Roller vor der Werkstatt ab, warf den Schlüssel im Briefumschlag in den Briefkasten. Den Sturzhelm ließ ich im Gepäckfach des Rollers. Dann noch auf ein großes Pils in die 200 Meter entfernte »Bierakademie«, in der natürlich ebenso der Großbildfernseher das beginnende Fußballspiel Dänemark gegen Deutschland zeigte wie in dem Café 20 Meter weiter. 30 Jahre alt war die Kneipe vor Monaten geworden, sie hatte eröffnet, als ich im nahen Quenstedt-Gymnasium in Klasse 12 war - und kein großes Interesse an solchen Dingen hatte.
Anschließend heimwärtswanderung ins gut drei Kilometer entfernte Nehren (während der Werkstattmeister in der Halbzeitpause schon meinen Roller ins Haus schob), in der Abenddämmerung, bei lauer Luft, mit Grillengezirp und fast ohne Straßenvekehr. Als ich mich den ersten Häusern Nehrens näherte, war auf den Straßen nichts los, man hörte nur die gedämpften Geräusche von zahlreichen Fernsehempfängern mit Fußballübertragung und beim Siegtreffer der Deutschen in der achtzigsten Minute ein Aufbrüllen und Aufjubeln aus zig verschiedenen Ecken.
Nach Wochen regnerischer Kühle war es am Samstag heiß und sonnig geworden, und solches Wetter war auch für den Rennsonntag vorhergesagt. Kühleres, bedecktes Wetter war zum Joggen natürlich besser – aber Flügel würde es mir dennoch nicht verleihen: So verfettet, wenig trainiert und unmotiviert war ich schon lange nicht mehr gewesen.
Aber nun war ich angemeldet, nun ging ich auch hin. Um halb sieben klingelte ich in Tübingen-Derendingen bei S., und gemeinsam fuhren wir gen Stuttgart. Ungehindert bogen wir am Charlottenplatz rechts ab und noch mal nach rechts, fuhren durch den Wagenburgtunnel in die Wagenburgstraße, wo wir parkten. Die Innenstadtroute hatten die Macher des Stuttgarter Halbmarathons nämlich nicht aufrechterhalten können, da gab’s natürlich auch keine Sperrung mehr zwischen Charlottenplatz und B 14. Wir würden wieder die etwas öde Strecke von vor 2008 entlangjoggen.
Abholen der Startnummer, Sporttasche abgeben, noch einmal kurz abhängen und dann gemeinsam in den Startbereich begeben. Wir standen im grünen Block, dem zweitschnellsten, in den wir eigentlich nicht gehörten. Rechts neben uns der 1:50-Schrittmacher mit seinem wohl heliumgefüllten Ballon, der an seinem T-Shirtkragen zerrte (noch ein paar Ballons mehr, und er würde wohl davonschweben), weiter vorne der 1:40-Schrittmacher und noch weiter vorn der 1:30-Schrittmacher. »Komm, laß uns weiter nach vorn gehen«, schlug ich vor – schließlich war mir jeder Meter recht, den ich an Vorsprung vor dem »Besenwagen« gewinnen konnte –doch S. fand es unfair, den Schnellen so den Weg zu verstellen, und so blieben wir an Ort und Stelle. Angegrinst und fotografiert wurden wir öfter, besonders ich, trug ich doch ein schwarzes T-Shirt mit aufgedrucktem Frack-Ausschnitt. Wenn man schon Schlußläufer wird (oder Fast-Schlußläufer), dann sollte man schon einigermaßen würdevoll daherkommen, fand ich.
In »unseren« Startblock konnten wir nicht mehr, dort stand die Menge schon viel zu dicht gedrängt.
Endlich einmal ging es pünktlich los, und ich trabte langsam den ersten Kilometer entlang. »Du brauchst nicht auf mich zu warten«, rief ich dem neben mir trabenden S. zu. »Ich kann gar nicht schneller«, erwiderte er, »ich laß es langsam angehen«. Er hatte mehrere Nächte mit zu wenig Schlaf hinter sich, und bewußt trug er bei diesem Lauf keine Uhr, um sich nicht selbst unter Druck zu setzen.
Start war diesmal wieder - wie bis 2007 - gen Osten, Richtung Untertürkheim. »Gut zu wissen!« meinte S., der fast schon in der falschen Richtung losgelaufen wäre. »Schau mal, da unten werden wir bei Kilometer 19 durchlaufen!« zeigte ich kurz vor Kilometer 1 auf eine Unterführung, die unter unserer Laufstrecke hindurchlief. »Ich starte dann mal durch«, entgegnete er und gewann langsam an Fahrt, setzte sich Meter um Meter von mir ab. Einige Minuten später war er der Zweitletzte des grünen Blocks, dann kam 50 Meter lang nichts, dann kam ich – und hinter mir gähnende Leere, denn der gelbe Block hatte sich wohl gerade erst auf den Weg gemacht. Etwa bei Kilometer 1,5 hörte ich hinter mir ein sich näherndes Getrappel wie von einer herannahenden Kavallerie: Der gelbe Block wälzte sich heran und überholte mich allmählich, schob sich zwischen mich und S., der dadurch kurz vor Kilometer 2 außer Sicht geriet.
Und wieder die altvertraute Spitzkehre in Untertürkheim – ab nach Nordwesten durch Bad Cannstatt, vorbei an öden Mietskasernen, in denen nur ab und zu mal jemand aus dem Fenster zuschaute.
Hinter Kilometer 6 dann bergab und nach rechts – die wenigen schönen Kilometer zwischen Weinbergen und Neckar begannen, ab und zu einen Seitenblick auf das andere Neckarufer, wo die flotten 80- bis 100-Minuten-Läufer mit 12 bis 16 km/h dem Ziel zueilten, kurz vor Kilometer 10 eine lange S-Kurve (wo man, wie S. mir später erzählte, sogar mal kurz den Max-Eyth-See zwischen Bäumen aufblitzen sieht, wenn man aufmerksam nach links späht – uns beiden war merkwürdig vorgekommen, daß wir den außer auf dem Stadtplan mit der eingezeichneten Laufroute noch nie gesehen hatten), die Zwischenzeitmatte, links rüber über den Neckar und wieder südwärts, die »Pilsbar Neckarlust« bei Kilometer 12,5 hat leider zu, wie auch andere Kneipen an der Strecke, statt die »Sonderkonjunktur« an diesem Tag zu nutzen – für Zuschauer, aber auch für den einen oder anderen Sportler, warum denn nicht? Noch in den 50er Jahren soll es bei der Tour de France vorgekommen sein, daß Fahrer vom Rad absprangen, im erstbesten Straßencafé Schampus oder Bier bestellten (»Die Rechnung geht auf die Tour!«) und dann erfrischt weiterradelten.
Etwa bei Kilometer 12 überholte ich Michel Descombes, den über 70jährigen ewigen »Spaßpräsidenten«, dann er wieder mich, und so ging es bis zum Ziel.
Wieder rüber über den Neckar und an der Ecke, wo wir etwa bei Kilometer 5 die Schnellsten gesehen hatten, nach rechts, eine langweilige Gerade, Kilometer 15 wird passiert, das letzte Drittel hat begonnen. Doch wo wir bis 2007 einfach die langweilige Straße weiterlaufen mußten, gibt es jetzt den netten Schlenker durch die Cannstatter Altstadt, an den wir uns in den letzten ein, zwei Jahren gewöhnt haben. Auch hier hatten die Cafés und Kneipen meist noch zu, eine hieß »Nanu nana«, private Rentnergruppen saßen auf Bänken am Straßenrand und tranken Wein, das Straßencafé »Tratsch« hatte schon geöffnet und war voller Leute, aber durch einen richtigen Zaun von der Strecke getrennt – außerdem hatte ich keine Zeit, war ich doch nur, wie ich ein Stück weiter aus aufgeschnappten Gesprächsfetzen von Ordnern entnahm, sieben Minuten vor dem Besenwagen.
Jetzt waren wir wieder raus aus der Cannstatter Altstadt und auf der öden alten Route, die vorletzte Wasserstelle, Kilometer 18, unter der Bahn durch, nach rechts, eine lange, sanfte Steigung, an der ich diesmal auch gehen statt laufen muß, der Schwenk durch Nebenstraßen - und vorbei am »Biereck« - entfiel jetzt aber, diesen erst vor zwei, drei Jahren eingefügten Schlenker hatten sie wohl dem - schöneren - Schlenker durch Alt-Cannstadt geopfert - gut so! -, nein, es war jetzt wieder der gerade Weg wie bis einschließlich 2007, kurz vor Kilometer 19 schwenkten wir letzten paar versprengten Läufer und Geher nach links ein, um im Bogen durch die Unterführung zu kommen, über die wir bei Kilometer 1 obendrüber gejoggt waren. Uns gegenüber näherte sich ein Polizeiwagen mit Blaulicht vor dem Ersten des 7-Kilometer-Lauf, der, aus der Gegenseite kommend, mit uns in dieselbe Unterführung einschwenkte.
Immer mehr - und allmählich auch langsamere - 7-km-Läufer überholten uns, das Ende nahte, Kilometer 20, jetzt informierten uns Tafeln alle 100 Meter, wie weit es noch war, Rechtsschwenk und fast wie in alten Zeiten Einlauf ins Stadion, nur daß es jetzt weder Neckarstadion noch Gottlieb-Daimler-Stadion hieß, sondern Mercedes-Benz-Arena und ein reines Fußballstadion war. Einen Rundkurs gab’s da aber zu meiner Verblüffung doch noch, und zu meiner noch größeren Verblüffung bestand er aus hartem Asphalt.
Ich mobilierte meine letzten Kräfte auf den letzten 200 Metern, Kilometer 21, noch 100 Meter, Endspurt, vorbei an einem der vielen Fotografen, die mich »Befrackten« (das hatte viele anzügliche Bemerkungen gegeben) hier gut trafen, und über die Matte *pieps* - geschafft! 2:57:28, las ich später im Internet – also immerhin noch unter 3 Stunden, und elf Läufer waren noch nach mir gekommen. Vorbei an einem munteren Michel Descombes und zum Ausgang.
Um S. nicht zu lange warten zu lassen, trank ich kein Bier, eilte mich, soweit es meine müden, schmerzenden Muskeln gestatteten, an der Chip- und Sporttaschenrückgabe und watschelte langsam die Wagenburgstraße hinauf.
Korrekt gekleidet bis zum Zieleinlauf!
Die Pizzeria nahe meinem geparkten Auto, wo ich S. treffen wollte, hatte zu, und wir fuhren mit dem Auto nach Degerloch ins »Pier 51«, beließen es aber bei Getränken – kein Wunder bei einem Bierpreis von rund fünf Euro, und der »Brunch« hätte gar 26 Euro gekostet.
Dann lieber weiter in die Tübinger Bahnhofsgaststätte zu Schweinesteak, Spätzle und Bier. Inzwischen war die Sonne herausgekommen, und es wurde heiß. S. hatte viel Spaß an seinem Lauf gehabt, hatte sich nach verhaltenem Beginn gesteigert und war immer schneller geworden (2:17), und natürlich waren ihm auch alle hübschen Frauen und skurrilen Gestalten auf der Strecke aufgefallen. Ich hingegen weiß nicht, ob ich mir diese immer gleiche Strecke in Zukunft noch antun soll – an die alten Zeiten kann ich wahrscheinlich eh nimmer anknüpfen.
Weiter nach Hause, nach Nehren.
Erst mal zwei Stunden pennen und eine halbe Stunde duschen, nachdem ich das warme Wasser wieder angestellt und die Warmwasser-Schaltzeiten umprogrammiert hatte (weil ich sonst im Fitneßstudio dusche, ist das heiße Wasser sommers meist abgestellt).
Gegen Abend noch mal mit dem Motorroller weg. Am Montag soll er zum 700-km-Service, und es sei besser, so der Werkstattchef, ihn schon Sonntag abend vor der Werkstatt abzustellen. Das war es wohl wirklich, denn Montag morgen sollten bei mir Handwerker anrücken, dann konnte ich nicht weg.
Gesagt, getan – abends um halb neun stellte ich den Roller vor der Werkstatt ab, warf den Schlüssel im Briefumschlag in den Briefkasten. Den Sturzhelm ließ ich im Gepäckfach des Rollers. Dann noch auf ein großes Pils in die 200 Meter entfernte »Bierakademie«, in der natürlich ebenso der Großbildfernseher das beginnende Fußballspiel Dänemark gegen Deutschland zeigte wie in dem Café 20 Meter weiter. 30 Jahre alt war die Kneipe vor Monaten geworden, sie hatte eröffnet, als ich im nahen Quenstedt-Gymnasium in Klasse 12 war - und kein großes Interesse an solchen Dingen hatte.
Anschließend heimwärtswanderung ins gut drei Kilometer entfernte Nehren (während der Werkstattmeister in der Halbzeitpause schon meinen Roller ins Haus schob), in der Abenddämmerung, bei lauer Luft, mit Grillengezirp und fast ohne Straßenvekehr. Als ich mich den ersten Häusern Nehrens näherte, war auf den Straßen nichts los, man hörte nur die gedämpften Geräusche von zahlreichen Fernsehempfängern mit Fußballübertragung und beim Siegtreffer der Deutschen in der achtzigsten Minute ein Aufbrüllen und Aufjubeln aus zig verschiedenen Ecken.
13.6.12
Stellt euch vor, alles wäre nur noch Oper und Arie ...
Aus den Bekenntnissen eines Fußballmuffels, vorgetragen in einem Online-Forum:
Gegen Sport per se kann nichts gesagt werden. Auch professioneller Sport und Wettkämpfe sind völlig okay.
Der Ärger betrifft die übermächtige Präsenz solcher Anlässe. Dieser Imperativ, welcher Zweifel aufkommen läßt, wie sehr wir autonom denkende Wesen sind. Wie ich auch schon notiert habe, bezahlen wir auch mächtig dafür, ohne es zu merken.
Ersetzen wir doch mal Tennis- oder Fußballturniere durch Operninszenierungen.
Morgen findet die Opernaufführung in der Stadt x statt, und die Besetzung y gibt ihr Bestes.
Ein Dutzend Mal am Tag wird bei allen öffenlich-rechtlichen Nachrichtensendern darüber berichtet, wer gerade in der Besetzung war, wie die Aufführung beim Publikum angekommen ist und ob diese Aufführung besser sei als jene mit der Truppe z.
Dabei wird nicht versäumt mitzuteilen, wann, wo und wer in den nächsten Tagen anderes aufführt. Spezielle Sendungen werden geschaffen, bei welchen von Insidern und Fachexperten diskutiert wird, ob mit der Stimme von x vielleicht doch nicht alles i. O. war, ob man vielleicht diesen Sänger nicht durch den anderen ersetzen sollte. Anschlißend werden noch Zahlen publiziert, die ein Ranking der letzten 50 Traviata-Aufführungen darstellen, es wird diskutiert, auf welche Position wohl die letzte Aufführung zu plazieren sei.
Natürlich darf auch mal über die Gagen gesprochen werden, über die Wechsel in andere Künstlerbesetzungen.
Und immerfort muß man sich die Rossinis, Donizettis und die Verdi-Ausschnitte wieder anhören oder anschauen.
Des weiteren folgen Berichte über die Scala di Milano, welche eben renoviert wurde, oder ob die Akkustik in der Wiener Oper doch noch zu optimieren sei.
Werbepause: Ein italienisches Nestlé-Tochterunternehmen macht Werbung für Fixfertig-Aufback-Lasagne.
Nun sprechen wieder die Fachleute. Und siehe da, ein Künstler trabt an und wird befragt. Es ist eine Primadonna, die ihre Stimme schonen muß. Daher fallen die Antworten kurz aus. Akustik? Gut! Weitere Termine? Kurz aufgezählt. Zufrieden? Ja, tolles Team. Könnte es noch besser werden? Wir hoffen es ...
Endlich ist die Sendung vorbei.
Doch schon in den nächsten Nachrichten wird die besagte Primadonna zitiert. Ihre knappen Aussagen werden zusammengefaßt wiedergegeben.
Eigens dafür bezahlte Opernredakteure steuern ihre Interpretationen bei ...
Man schaltet das Radio ab und fährt zur Arbeit.
»Hast du schon von der gestrigen Aufführung gehört?« lautet die erste Frage des Kollegen ...
Die Kollegin schwärmt für den berühmten Tenor. Er habe eine so schöne Stimme, eine tolle Präsenz, und mit ihm zusammen würde sie *träum* die ganze Welt bereisen können.
Man wendet sich ab, geht auf einen Kaffee in die Pause. Die Becher sind mit Opernstars bedruckt und Hinweisen auf Festivals.
Man wirft einen Blick auf die Headline einer rumliegenden Zeitung: Oper, Oper ... weiter hinten die erhellenden Detailberichte ...
Der Kragen platzt. Man schreitet zurück ins Büro und bittet den Kollegen, auf folgende Fragen zu antworten:
»Singst Du selber?« - »Nein.«
»Warst du schon mal in der Oper?« - »Einmal vor fünf Jahren.«
»Was gefällt dir daran?« - »Ach, es ist spannend.«
»Warum?« - »Na ja, weil die einen besser sind und die anderen schlechter ... Man kann das nie voraussagen.«
Jetzt platzt es heraus: »Ich mag aber Opern nicht!«
Der Kollege deckt nun einen zu mit: »Ach, du bist ein miesepetriger Mensch! Verbitter oder depressiv. Lustfeindlich. Langweilig. Du bist nur neidisch. Du bist nicht am Puls der Zeit. Das ist nun mal so oder gehört sich nun mal ...«
So ist es. Völlig daneben finde ich auch die Diskussion von Politikern, wer zu welchem Fußballspiel in die Ukraine fährt, völlig unabhängig von Julia Timoschenko und dem Verhalten der herrschenden Polit-Gangsterclique. Die Politiker sollen überhaupt nicht zum Fußballspiel fliegen, sie sollen Politik machen! Oder kann sich jemand Heuss oder Adenauer beim Fußballgucken vorstellen? Oder den Papst? Oder die Queen?
Da bin ich ja direkt froh, daß mein Fernseher seit dem 30. April (Ende des analogen Satellitenfernsehens) keinen Muckser mehr von sich gibt *träller!*
Gegen Sport per se kann nichts gesagt werden. Auch professioneller Sport und Wettkämpfe sind völlig okay.
Der Ärger betrifft die übermächtige Präsenz solcher Anlässe. Dieser Imperativ, welcher Zweifel aufkommen läßt, wie sehr wir autonom denkende Wesen sind. Wie ich auch schon notiert habe, bezahlen wir auch mächtig dafür, ohne es zu merken.
Ersetzen wir doch mal Tennis- oder Fußballturniere durch Operninszenierungen.
Morgen findet die Opernaufführung in der Stadt x statt, und die Besetzung y gibt ihr Bestes.
Ein Dutzend Mal am Tag wird bei allen öffenlich-rechtlichen Nachrichtensendern darüber berichtet, wer gerade in der Besetzung war, wie die Aufführung beim Publikum angekommen ist und ob diese Aufführung besser sei als jene mit der Truppe z.
Dabei wird nicht versäumt mitzuteilen, wann, wo und wer in den nächsten Tagen anderes aufführt. Spezielle Sendungen werden geschaffen, bei welchen von Insidern und Fachexperten diskutiert wird, ob mit der Stimme von x vielleicht doch nicht alles i. O. war, ob man vielleicht diesen Sänger nicht durch den anderen ersetzen sollte. Anschlißend werden noch Zahlen publiziert, die ein Ranking der letzten 50 Traviata-Aufführungen darstellen, es wird diskutiert, auf welche Position wohl die letzte Aufführung zu plazieren sei.
Natürlich darf auch mal über die Gagen gesprochen werden, über die Wechsel in andere Künstlerbesetzungen.
Und immerfort muß man sich die Rossinis, Donizettis und die Verdi-Ausschnitte wieder anhören oder anschauen.
Des weiteren folgen Berichte über die Scala di Milano, welche eben renoviert wurde, oder ob die Akkustik in der Wiener Oper doch noch zu optimieren sei.
Werbepause: Ein italienisches Nestlé-Tochterunternehmen macht Werbung für Fixfertig-Aufback-Lasagne.
Nun sprechen wieder die Fachleute. Und siehe da, ein Künstler trabt an und wird befragt. Es ist eine Primadonna, die ihre Stimme schonen muß. Daher fallen die Antworten kurz aus. Akustik? Gut! Weitere Termine? Kurz aufgezählt. Zufrieden? Ja, tolles Team. Könnte es noch besser werden? Wir hoffen es ...
Endlich ist die Sendung vorbei.
Doch schon in den nächsten Nachrichten wird die besagte Primadonna zitiert. Ihre knappen Aussagen werden zusammengefaßt wiedergegeben.
Eigens dafür bezahlte Opernredakteure steuern ihre Interpretationen bei ...
Man schaltet das Radio ab und fährt zur Arbeit.
»Hast du schon von der gestrigen Aufführung gehört?« lautet die erste Frage des Kollegen ...
Die Kollegin schwärmt für den berühmten Tenor. Er habe eine so schöne Stimme, eine tolle Präsenz, und mit ihm zusammen würde sie *träum* die ganze Welt bereisen können.
Man wendet sich ab, geht auf einen Kaffee in die Pause. Die Becher sind mit Opernstars bedruckt und Hinweisen auf Festivals.
Man wirft einen Blick auf die Headline einer rumliegenden Zeitung: Oper, Oper ... weiter hinten die erhellenden Detailberichte ...
Der Kragen platzt. Man schreitet zurück ins Büro und bittet den Kollegen, auf folgende Fragen zu antworten:
»Singst Du selber?« - »Nein.«
»Warst du schon mal in der Oper?« - »Einmal vor fünf Jahren.«
»Was gefällt dir daran?« - »Ach, es ist spannend.«
»Warum?« - »Na ja, weil die einen besser sind und die anderen schlechter ... Man kann das nie voraussagen.«
Jetzt platzt es heraus: »Ich mag aber Opern nicht!«
Der Kollege deckt nun einen zu mit: »Ach, du bist ein miesepetriger Mensch! Verbitter oder depressiv. Lustfeindlich. Langweilig. Du bist nur neidisch. Du bist nicht am Puls der Zeit. Das ist nun mal so oder gehört sich nun mal ...«
So ist es. Völlig daneben finde ich auch die Diskussion von Politikern, wer zu welchem Fußballspiel in die Ukraine fährt, völlig unabhängig von Julia Timoschenko und dem Verhalten der herrschenden Polit-Gangsterclique. Die Politiker sollen überhaupt nicht zum Fußballspiel fliegen, sie sollen Politik machen! Oder kann sich jemand Heuss oder Adenauer beim Fußballgucken vorstellen? Oder den Papst? Oder die Queen?
Da bin ich ja direkt froh, daß mein Fernseher seit dem 30. April (Ende des analogen Satellitenfernsehens) keinen Muckser mehr von sich gibt *träller!*
Eine Vertreterin wirft das Handtuch ...
Vor Tagen bekam ich eine Mail von einer Vertreterin meines Verlags, d. h. einer Frau, die den Buchhandel beackert, auf daß der meine Produkte kauft. Es war eine traurige Mail - hier Auszüge davon mit Auszügen meiner Antwort:
Betreff: Das war wohl nix :-(
Hallo Herr Happ,
ich habs versucht - aber gerade in Südniedersachsen ist es wohl besonders schwierig. Oder ich hab einfach nicht das Zeug zur Vertreterin :-(
+++
Trösten Sie sich, das geht den anderen (von denen ich nichts gehört habe, auch keine Bestellung erhalten habe ...) vermutlich genauso; auch ein früherer Vertreter mußte das Handtuch werfen. Der von Goliath sagte auf der Frankfurter Buchmesse, es würde immer schwieriger, im normalen („Offline“-)Buchhandel zu verkaufen. Einer aus Tirol schrieb mir: „Interessantes Sortiment – aber können Sie sich vorstellen, was der durchschnittliche Tiroler Buchhändler dazu sagt?“ Ja, kann ich *seufz*, und so muß ich wohl weiterhin auf den Online-Buchhandel setzen.
„Nimm’s leicht“, sagte Loriot, und das wollen wir beherzigen.
+++
Ja, amen. Das war jetzt das Wort zum Donnerstag ;-)
Betreff: Das war wohl nix :-(
Hallo Herr Happ,
ich habs versucht - aber gerade in Südniedersachsen ist es wohl besonders schwierig. Oder ich hab einfach nicht das Zeug zur Vertreterin :-(
+++
Trösten Sie sich, das geht den anderen (von denen ich nichts gehört habe, auch keine Bestellung erhalten habe ...) vermutlich genauso; auch ein früherer Vertreter mußte das Handtuch werfen. Der von Goliath sagte auf der Frankfurter Buchmesse, es würde immer schwieriger, im normalen („Offline“-)Buchhandel zu verkaufen. Einer aus Tirol schrieb mir: „Interessantes Sortiment – aber können Sie sich vorstellen, was der durchschnittliche Tiroler Buchhändler dazu sagt?“ Ja, kann ich *seufz*, und so muß ich wohl weiterhin auf den Online-Buchhandel setzen.
„Nimm’s leicht“, sagte Loriot, und das wollen wir beherzigen.
+++
Ja, amen. Das war jetzt das Wort zum Donnerstag ;-)
7.6.12
Die Partei der Bevormunder und Reglementierer
(Lesefrüchtchen Teil II)
Rüdiger Stowasser war enttäuscht. »Um 1980, in ihren Anfängen, da schien es so, als könnten die GRÜNEN wirklich das ›ganz andere‹ sein, eine neue, freiheitsliebende, staatsablehnende Bewegung - doch diese Illusion ist jetzt, 10 Jahre später, verflogen«, notierte der Anarchist in seinem Buch »Freiheit pur« (sinngemäß zitiert).
Na, und heute erst! Herr Trittin wird von der Bilderberger-Konferenz eingeladen - nun ja, Sarrazin bestätigte ihm in Interviews zu seinem Anti-Euro-Buch ja auch, ziemlich viel von den Euro-Mechanismen verstanden zu haben, er ziehe nur die falschen Schlüsse daraus, nämlich die entgegengesetzen von Sarrazin ...
Kürzlich im Autoradio von einem Landesparteitag der Grünen vernommen, dort berate man darüber, wie man eine Dieselsteuererhöhung für Umweltschutzmaßnahmen oder Wärmedämmung verwenden könnte und noch vieles mehr: Es war eine Litanei des Grauens, die Menschen sollten durch Abgaben ausgenommen und durch zahllose Reglementierungen immer weiter gegängelt werden. Es ist völlig verfehlt, in den GRÜNEN die FDP von heute und morgen zu sehen - weiter weg von einer liberalen, d. h. freiheitlichen Lebensauffassung, die den Menschen Luft zum Atmen läßt, kann man kaum entfernt sein als die heutigen GRÜNEN. Heute sind die GRÜNEN eine Staatspartei mit starkem Hang zur Bevormundung und Erziehung der Menschen: Du sollst nicht rauchen! Du sollst dein Auto stehenlassen und radfahren! Du sollst dein Haus in Wärmedämmplatten einpacken, egal ob du die Heizölrechnung noch bezahlen kannst! Du sollst die Verspargelung der Landschaft akzeptieren! Du sollst einen höheren Strompreis für die »Energiewende« bezahlen! Und und und ...
Wie Ärmere die ganzen Öko-Kosten tragen sollen, erscheint von geringem Interesse. Die GRÜNEN sind heute schließlich die Partei des besserverdienenden ... na ja ... »Gutmenschen-Bürgertums«. Tübingens grüner OB Palmer schränkt wacker die Parkmöglichkeiten überall ein und verteuert das Parken, und jetzt plant er eine »City-Maut«. Gestern in einer Kneipe Leserbrief von Anton Brenner, Linken-Stadtrat, in unserem Lokalblatt gelesen (sinngemäß zitiert): »Schon vor einigen Jahren wies ich Palmer darauf hin, daß die erhöhten Parkgebühren vor allem die Ärmeren treffen. Deswegen wirkten sie ja so gut, entgegnete er. Die Reichen könne man mit einer Gebührenerhöhung nicht treffen, aber die Ärmeren - deswegen mache er das so.«
Das ist selten, daß ich einem Linken mal recht geben muß - aber so sind die GRÜNEN heute: Bevormundend, staatsgläubig und arrogant, besonders gegenüber den »kleinen Leuten«.
Na, und heute erst! Herr Trittin wird von der Bilderberger-Konferenz eingeladen - nun ja, Sarrazin bestätigte ihm in Interviews zu seinem Anti-Euro-Buch ja auch, ziemlich viel von den Euro-Mechanismen verstanden zu haben, er ziehe nur die falschen Schlüsse daraus, nämlich die entgegengesetzen von Sarrazin ...
Kürzlich im Autoradio von einem Landesparteitag der Grünen vernommen, dort berate man darüber, wie man eine Dieselsteuererhöhung für Umweltschutzmaßnahmen oder Wärmedämmung verwenden könnte und noch vieles mehr: Es war eine Litanei des Grauens, die Menschen sollten durch Abgaben ausgenommen und durch zahllose Reglementierungen immer weiter gegängelt werden. Es ist völlig verfehlt, in den GRÜNEN die FDP von heute und morgen zu sehen - weiter weg von einer liberalen, d. h. freiheitlichen Lebensauffassung, die den Menschen Luft zum Atmen läßt, kann man kaum entfernt sein als die heutigen GRÜNEN. Heute sind die GRÜNEN eine Staatspartei mit starkem Hang zur Bevormundung und Erziehung der Menschen: Du sollst nicht rauchen! Du sollst dein Auto stehenlassen und radfahren! Du sollst dein Haus in Wärmedämmplatten einpacken, egal ob du die Heizölrechnung noch bezahlen kannst! Du sollst die Verspargelung der Landschaft akzeptieren! Du sollst einen höheren Strompreis für die »Energiewende« bezahlen! Und und und ...
Wie Ärmere die ganzen Öko-Kosten tragen sollen, erscheint von geringem Interesse. Die GRÜNEN sind heute schließlich die Partei des besserverdienenden ... na ja ... »Gutmenschen-Bürgertums«. Tübingens grüner OB Palmer schränkt wacker die Parkmöglichkeiten überall ein und verteuert das Parken, und jetzt plant er eine »City-Maut«. Gestern in einer Kneipe Leserbrief von Anton Brenner, Linken-Stadtrat, in unserem Lokalblatt gelesen (sinngemäß zitiert): »Schon vor einigen Jahren wies ich Palmer darauf hin, daß die erhöhten Parkgebühren vor allem die Ärmeren treffen. Deswegen wirkten sie ja so gut, entgegnete er. Die Reichen könne man mit einer Gebührenerhöhung nicht treffen, aber die Ärmeren - deswegen mache er das so.«
Das ist selten, daß ich einem Linken mal recht geben muß - aber so sind die GRÜNEN heute: Bevormundend, staatsgläubig und arrogant, besonders gegenüber den »kleinen Leuten«.
Teure Ebooks: 19 % MWSt.
(Lesefrüchte Teil I)
Neulich in der Kneipe: Blättern im Lokalblatt. Offenbar gab's vor kurzem in Tübingen eine Diskussion zum Thema Urheberrecht, Ebooks und alles, was so dazugehört. Dazu dann in dem mir vorliegenden Blatt ein Leserbrief (sinngemäß zitiert): »Es sind gar nicht so sehr die Verlage, die auf mehr Ebooks setzen, die Verlage sind träge und eher konservativ, es ist Amazon.de. Mit Ebooks können die noch mehr Reibach machen, zumal sie ihren Sitz in Luxemburg haben, da werden Ebooks mit 3 % besteuert, und von den deutschen Kunden kassieren sie 19 % Mehrwertsteuer.«
Ob das alles so stimmt? Offenbar ja. Die New York Times wies in einem Artikel darauf hin, daß in etlichen europäischen Ländern auf Ebooks nicht der ermäßigte Steuersatz erhoben werde (wie auf papierene Bücher), sondern der normale, also in Deutschland 19 Prozent. Die Unterschiede können sogar noch größer sein, am extremsten in Irland und England: 20 % normaler Mehrwertsteuersatz, null Prozent auf papierene Bücher.
Auch der Trick mit der niedrigeren Luxemburger Mehrwertsteuer scheint (vorerst noch) zu funktionieren, wie dieser Artikel auf Spiegel online ausführlich erklärt.
Es profitiert sogar nicht mal nur Amazon davon, auch der deutsche Verlag bekommt was ab von der höheren Marge, die bei Ebook-Verkäufen via Amazon-Luxemburg anfällt - vorläufig jedenfalls, denn ab 2014 soll's mit diesem Geschäftsmodell ein Ende haben.
Insgesamt ist das aber eine eher schlechte Nachricht, daß auf Ebooks in Deutschland (und bald vielleicht auch in Luxemburg) der erhöhte Mehrwertsteuersatz in Anwendung kommt. Bisher hatte ich vor, Ebooks zu etwa 75 % des Preises von papierenen Büchern anzubieten. Schon das hätte mir wahrscheinlich den Vorwurf eingetragen, geldgierig zu sein: »Bei Ebooks fallen doch fast keine Kosten mehr an!« hätte es wohl geheißen. Doch, fallen sie: Außer den Druck- und Papierkosten (bei einer Print-on-Demand-Kleinauflage von 100 Stück etwa ein Viertel des Ladenpreises) spart man nämlich gar nichts: weder das Lektorat und Korrekturlesen noch den Titelbildfotografen und -grafiker noch den Wiederverkäuferrabatt noch das Autorenhonorar. Ein papierenes 18-Euro-Buch hätte ich also als Ebook für 13,50 Euro angeboten - doch bei 19 % Mehrwertsteuer müßte ich dann schon rund 15,- Euro verlangen (ganz zu schweigen davon, daß meine Buchführung aufwendiger, komplizierter und teurer wird.)
Tja, so ist das nun mal. Sorry.
Ob das alles so stimmt? Offenbar ja. Die New York Times wies in einem Artikel darauf hin, daß in etlichen europäischen Ländern auf Ebooks nicht der ermäßigte Steuersatz erhoben werde (wie auf papierene Bücher), sondern der normale, also in Deutschland 19 Prozent. Die Unterschiede können sogar noch größer sein, am extremsten in Irland und England: 20 % normaler Mehrwertsteuersatz, null Prozent auf papierene Bücher.
Auch der Trick mit der niedrigeren Luxemburger Mehrwertsteuer scheint (vorerst noch) zu funktionieren, wie dieser Artikel auf Spiegel online ausführlich erklärt.
Es profitiert sogar nicht mal nur Amazon davon, auch der deutsche Verlag bekommt was ab von der höheren Marge, die bei Ebook-Verkäufen via Amazon-Luxemburg anfällt - vorläufig jedenfalls, denn ab 2014 soll's mit diesem Geschäftsmodell ein Ende haben.
Insgesamt ist das aber eine eher schlechte Nachricht, daß auf Ebooks in Deutschland (und bald vielleicht auch in Luxemburg) der erhöhte Mehrwertsteuersatz in Anwendung kommt. Bisher hatte ich vor, Ebooks zu etwa 75 % des Preises von papierenen Büchern anzubieten. Schon das hätte mir wahrscheinlich den Vorwurf eingetragen, geldgierig zu sein: »Bei Ebooks fallen doch fast keine Kosten mehr an!« hätte es wohl geheißen. Doch, fallen sie: Außer den Druck- und Papierkosten (bei einer Print-on-Demand-Kleinauflage von 100 Stück etwa ein Viertel des Ladenpreises) spart man nämlich gar nichts: weder das Lektorat und Korrekturlesen noch den Titelbildfotografen und -grafiker noch den Wiederverkäuferrabatt noch das Autorenhonorar. Ein papierenes 18-Euro-Buch hätte ich also als Ebook für 13,50 Euro angeboten - doch bei 19 % Mehrwertsteuer müßte ich dann schon rund 15,- Euro verlangen (ganz zu schweigen davon, daß meine Buchführung aufwendiger, komplizierter und teurer wird.)
Tja, so ist das nun mal. Sorry.
2.6.12
Der Energiesparlampen-Hokuspokus
Allenthalben wird derzeit der Dokumentarfilm »Work hard, play hard« gelobt, der so richtig schön plastisch mit O-Tönen und fast ohne Kommentar zeige, wie doof doch die Karriere- und Erwerbswelt sei.
Als wenn wir das nicht schon längst wüßten!
Und so ging ich mit Freund D. lieber in »Bulb fiction«, der sich kritisch mit dem Glühbirnenverbot auseinandersetzt. Schon 1924 gab's ein Kartell der Glühlampenhersteller (mit kartonweise vollständig erhaltenem Schriftverkehr), um die Lebensdauer der Glühbirnen künstlich auf 1000 Brennstunden zu begrenzen, obwohl durchaus Glühbirnen mit 5000 Stunden machbar sind.
Doch noch mehr verdienen kann man an der giftigen Kompaktleuchtstofflampe, die von den großen Herstellern wie Osram oder Philips durchgedrückt wurde, ein Musterbeispiel von üblem Hinterzimmer-Lobbyismus in Brüssel.
Wer sich das mal zu Gemüte führen möchte, dem sei dieser Film empfohlen:
Bulb fiction.
Als wenn wir das nicht schon längst wüßten!
Und so ging ich mit Freund D. lieber in »Bulb fiction«, der sich kritisch mit dem Glühbirnenverbot auseinandersetzt. Schon 1924 gab's ein Kartell der Glühlampenhersteller (mit kartonweise vollständig erhaltenem Schriftverkehr), um die Lebensdauer der Glühbirnen künstlich auf 1000 Brennstunden zu begrenzen, obwohl durchaus Glühbirnen mit 5000 Stunden machbar sind.
Doch noch mehr verdienen kann man an der giftigen Kompaktleuchtstofflampe, die von den großen Herstellern wie Osram oder Philips durchgedrückt wurde, ein Musterbeispiel von üblem Hinterzimmer-Lobbyismus in Brüssel.
Wer sich das mal zu Gemüte führen möchte, dem sei dieser Film empfohlen:
Bulb fiction.
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