27.8.14

»Dab dubidu - dies Lied hat keinen Text« Deutscher Swing und Scatgesang anno 1941

Zuerst das Sendezeichen des Deutschlandsenders (»Üb immer Treu und Redlichkeit«), dann »Dies' Lied hat keinen Text« - aber den hat es in sehr netter Weise :-) . Der Einsteller »Deutschlandsender« hat einen reichen Fundus von deutschem Swing der Zeit um 1940, und manchmal sind Bilder von damaligen, beneidenswert stauarmen Autobahnfahrten unterlegt - es lohnt sich, den weiterführenden Links zu folgen. Viel Vergnügen!

Nachtrag: 

Mit 14 war sie [die Sängerin Evelyn Künneke] Europameisterin im Brustschwimmen, 1942 steppte sie derart, daß Goebbels diese »wilde Szene« aus dem Film rausschneiden ließ (director's cut, hihi):
 
 
Angeblich ließ sie sich fünfmal die Nase richten *schnief*.
 
Wenn Sie den Mäcki-Boogie sang, dann klang das anders als bei Rita Paul und Bully Bulahn, irgendwie »voller«, jazziger, wenn auch unpräziser:
 
 
Im Alter wurde sie selbstironisch, hier in »Schmidts Mitternachtsshow«: »Ich hab mich so an mein Gewicht gewöhnt« statt »Ich hab mich so an dein Gesicht gewöhnt«:
 
 
Und damit Punkt! :-)

18.8.14

Jungs in Strapsen - anno dazumal ...

Daß es bis in die 1920er Jahre üblich war, Knaben im Vorschulalter Röcke tragen zu lassen, wußte ich schon lange. Daß es auch 1961 noch alberne, strapsgürtelähnliche Sockenhalter gab, die um die Waden geschnallt wurden, kann man in dem Film »Eins, zwei, drei« aus dem Jahre 1961 sehen, wo der junge Kommunist Otto Piffel (Horst Buchholz) in einen Gentleman verwandelt werden soll ... Daß Knaben früher bis zum Konfirmandenalter ständig kurze Hosen trugen, egal wie kalt es war, war mir auch bekannt - aber nicht, daß sie darunter bei kühlem Wetter mit Strapsen befestigte lange Strümpfe trugen:
Stade 1962: Das war schon damals ungewöhnlich - ein halberwachsener Knabe mit langen, strapsbefestigten Strümpfen
 Süßer kleiner Bub in Strapsen, die am Leibchen (eine Art Mieder) befestigt sind ...
 Spielender Knabe mit Strapsen unter kurzen Hosen ... 
Näheres dazu hier und hier. In den 50er Jahren hörte das dann allmählich auf. 

17.8.14

Dr. Bums und Prof. Fick - der neue Masterstudiengang der Hochschule Merseburg

Die Hochschule Merseburg bietet mit Beginn des neuen Semesters einen »berufsbegleitenden Masterstudiengang« für die Anbieter sexueller Dienstleistungen an. Versprochen wird den Studenten eine »solide theoretische« Ausbildung für die Prostitution, verbunden mit Praktika, die »zu den hohen qualitativen sexologischen Fachkompetenzen der Studierenden« beitragen, kurzum eine duale Ausbildung, die sich über fünf Semester erstreckt.
Der einzige Haken an der Sache: Die Studiengebühr beträgt 19.500 Euro, die auf dem Strich verdient sein wollen, berichtet die Achse des Guten.
Fraglich ist auch, ob die StudentInnen das Gelernte überhaupt vollständig werden anwenden können - denn Flatrate-Ficken und Gangbangs sollen demnächst verboten werden, soweit ich mich erinnere. Offenbar ringen wieder einmal fickfreundliche und fickfeindliche Kräfte in der Politik um die Vorherrschaft ...

Nachtrag: Hier hat meine Quelle sich wohl einen journalistischen Schnell- und Fehlschuß geleistet, denn der o. a. Studiengang scheint weniger für Nutten als für Sozialarbeiter, Psychologen etc. in deren Umfeld gedacht zu sein. Sorry sorry ... 

6.8.14

Ferienzeit - wir brauchen Unterhaltung!

Nein, eine Neuerscheinungsankündigung ist das nocht nicht - das dauert noch ein Weilchen. Derweil sind manche schon komplett in die Ferien durchgegangen:
Ein Original-Radarbild vom 1.6.2011. Schon auf dem Rückweg von den Ferien hingegen war dieser Herr hier Mitte Juli 2010:
Dieser italienische Carabiniere war mit seiner Vespa bis zum Nordkap gefahren und wurde auf dem Rückweg bei Göttingen - trotz der schweren Beladung - wegen Überschreitung des Tempos geblitzt. Das erinnert mich an eine Loriot-Witzzeichnung, auf der eine Wildsau einen Hochsitz mitsamt draufsitzendem Jäger umsägte; Bildunterschrift: »Diese niedersächsische Sau durcheilte, einmal gereizt, die Lüneburger Heide, bog auf der Höhe von Soltau auf die Autobahn ein und konnte erst kurz vor Basel von einer Verkehrsstreife wegen Überschreitens der Höchstgeschwindigkeit zum Halten gezwungen werden.«

Zu Hause ist inzwischen das raubritterhafte Benehmen von Amazon bis zu Jan Fleischhauer vom SPIEGEL gedrungen. - Während hier (bei Tübingen) fast kein Tag ohne Gewitter und Regen vergeht, hat es selbst in Nordnorwegen Sonnenschein und bis zu 30 Grad. Einem Freund, der mit Familie dort urlaubt und der Schellackplatten liebt, hier Mäcki, der Seemann, ein schöner Boogie, und die Skepsis gegenüber modernen Technologien ausdrückenden Songs mein altes Koffergrammophon und mein Bruder macht beim Tonfilm die Geräusche. Schon deutlich in der Vinylära liegt Schmittchen Schleicher mit den elastischen Beinen - und es wird auch viel öfter aufgerufen als die anderen Titel. Mit den Schellacksachen können sich viele heutige Deutsche offensichtlich leider, leider nicht mehr so identifizieren ... Daß »Wer soll das bezahlen?« so viele Klicks hat, liegt wahrscheinlich nur daran, daß 1x1 es als Reklamelied benutzt hat ...

Tja, die Fußball-WM ist nun vorbei. Finde ich es schon albern, bei dieser Balltreterei Flagge zu zeigen (statt bei wirklich wichtigen Dingen wie dem finanziellen Ausgeplündertwerden Deutschlands durch halbbankrotte Südstaaten), so gibt es jetzt, im Alltag, noch weniger Anlaß dazu - und schon gar nicht mit Schwarz-Rot-Gelb statt mit Schwarz-Rot-GOLD. Warum machen die alle aus Gold immer Gelb? Ist Gold wirklich so schwer darzustellen? Hier die Worte eines Verlegers, der eine wirkliche Beziehung zu Schwarz-Rot-Gold hat.

2.8.14

Stilfragen: »Bitte meinen Stil beibehalten! Keinen anderen anwenden! Schon gar nicht diesen Thomas-Mann-Stil!«

Zum ersten Mal fiel es mir in den 70er Jahren auf bei Ratgebern à la »Die Kunst, ein Egoist zu sein«: Da herrschte ein bellender, apodiktischer Stil, keinen Widerspruch duldend, mit Formulierungen etwa wie diesen: »Bleiben Sie Ihrem Stil treu. Ihrem ganz eigenen. Keinem anderem. Bei dem, den Sie sich erschaffen haben. Oder den Sie gewählt  haben.« Und so weiter :-) (... und das Semikolon, das »uneindeutige«, mögen solche Autoren erst recht nicht.)

Auch andere Autoren pflegen diesen abgehackten Stil (»taciteisch«, also wie bei Tacitus, pflegte unser Lateinlehrer zu sagen), der klingt irgendwie flott und »cool« und modern und kommt daher mehr und mehr in Mode, besonders bei Krimi-Autoren im Großstadtmilieu, während der ciceronianische Stil, der mit endlosen Satzperioden à la Thomas Mann, als verstaubt und altmodisch gilt, eher was für Leute, die sich beim Krimilesen gedanklich eine Sherlock-Holmes-Pfeife anstecken und sich für Stunden in einem Ohrensessel vergraben. Leider ist der abgehackte Stil grammatisch oft unkorrekt. Ich habe aktuell - nach Korrekturlesen eines Romans - eine Auseinandersetzung per Email mit einem Autor in spe und schrieb dabei:

Es entstehen dadurch viele grammatisch unvollständige "Sätze", die einfach keine sind, weil ihnen Subjekt und Prädikat fehlen. Dieser abgehackte, ich möchte sagen: bellende Stil ist zwar seit Jahrzehnten bei vielen Autoren eingerissen; falsch ist er dennoch. Auch ich muß mich da oft zusammenreißen, daß mir nicht so was aus der Feder rutscht:

Er holte eine Reisetasche. Nicht die karierte. Die schwarzlederne. Die er seit Jahren nicht mehr benutzt hatte.

Hier sind bis auf den ersten alle "Sätze" eigentlich keine, "Die schwarzlederne" ist eigentlich nur ein Akkusativobjekt zu "holte" (wen oder was holte er?), daher habe ich all diese Satzteile als das behandelt, was sie sind - als Teile eines kompletten Satzes:

Er holte eine Reisetasche - nicht die karierte, die schwarzlederne, die er seit Jahren nicht mehr benutzt hatte.

Thomas Mann und Cicero würden sagen: Das ist doch ein sehr kurzes Sätzchen - der geht ja noch nicht mal über eine halbe Seite ;-) (Ich erinnere mich, wie wir im Lateinunterricht den Sinn eines einzigen Cicerosatzes zusammenfassen mußten - das war nicht einfach, denn er ging oft über eine Seite ...) ;-)


Was ich ihm weiter geschrieben habe? Wenn sein Herz daran hänge, möge er die kurzen, bellenden Sätzchen halt wiederherstellen. *mildeseufz*

Ich habe eben doch ein weiches Herz :-)

Die aufgeblasene Dominanz - Bofewo Spring '25, Teil 1

  Hier ist die Fa. Dominflate . Viel Spaß!   "Er war schon immer etwas aufgeblasen", kommentierte James Bond einst das Zerplatzen...