Zum ersten Mal fiel es mir in den 70er Jahren auf bei Ratgebern à la »Die Kunst, ein Egoist zu sein«: Da herrschte ein bellender, apodiktischer Stil, keinen Widerspruch duldend, mit Formulierungen etwa wie diesen: »Bleiben Sie Ihrem Stil treu. Ihrem ganz eigenen. Keinem anderem. Bei dem, den Sie sich erschaffen haben. Oder den Sie gewählt haben.« Und so weiter :-) (... und das Semikolon, das »uneindeutige«, mögen solche Autoren erst recht nicht.)
Auch andere Autoren pflegen diesen abgehackten Stil (»taciteisch«, also wie bei Tacitus, pflegte unser Lateinlehrer zu sagen), der klingt irgendwie flott und »cool« und modern und kommt daher mehr und mehr in Mode, besonders bei Krimi-Autoren im Großstadtmilieu, während der ciceronianische Stil, der mit endlosen Satzperioden à la Thomas Mann, als verstaubt und altmodisch gilt, eher was für Leute, die sich beim Krimilesen gedanklich eine Sherlock-Holmes-Pfeife anstecken und sich für Stunden in einem Ohrensessel vergraben. Leider ist der abgehackte Stil grammatisch oft unkorrekt. Ich habe aktuell - nach Korrekturlesen eines Romans - eine Auseinandersetzung per Email mit einem Autor in spe und schrieb dabei:
Es
entstehen dadurch viele grammatisch unvollständige "Sätze", die einfach
keine sind, weil ihnen Subjekt und Prädikat fehlen. Dieser abgehackte,
ich möchte sagen: bellende Stil ist zwar seit Jahrzehnten bei vielen
Autoren eingerissen; falsch ist er dennoch. Auch ich muß mich da oft
zusammenreißen, daß mir nicht so was aus der Feder rutscht:
Er holte eine Reisetasche. Nicht die karierte. Die schwarzlederne. Die er seit Jahren nicht mehr benutzt hatte.
Hier
sind bis auf den ersten alle "Sätze" eigentlich keine, "Die
schwarzlederne" ist eigentlich nur ein Akkusativobjekt zu "holte" (wen
oder was holte er?), daher habe ich all diese Satzteile als das
behandelt, was sie sind - als Teile eines kompletten Satzes:
Er holte eine Reisetasche - nicht die karierte, die schwarzlederne, die er seit Jahren nicht mehr benutzt hatte.
Thomas
Mann und Cicero würden sagen: Das ist doch ein sehr kurzes Sätzchen -
der geht ja noch nicht mal über eine halbe Seite ;-) (Ich erinnere mich,
wie wir im Lateinunterricht den Sinn eines einzigen Cicerosatzes
zusammenfassen mußten - das war nicht einfach, denn er ging oft über
eine Seite ...) ;-)
Was ich ihm weiter geschrieben habe? Wenn sein Herz daran hänge, möge er die kurzen, bellenden Sätzchen halt wiederherstellen. *mildeseufz*
Ich habe eben doch ein weiches Herz :-)
... gibt es hier jetzt, überwacht von unserem »Senior Publisher« Rudi Marterpfahl, geliefert von unseren Spitzenagenten Raymond Schaendler, Séamus Bomb und anderen, die wissen, worauf's ankommt ... Auch Zeitgeschehen und Politik wird's weiterhin geben, wenn's nicht zu sehr nervt ...
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