"Ach, Gerald - ja, ich wollte dich sehen. Jetzt, wo die Trauerzeit für deinen armen alten Vater vorbei ist, ist es Zeit, dich zu verheiraten. Als deine Stiefmutter habe ich natürlich ...
Was? Felicity wer? Nie gehört! Laß den Unsinn! Wie impertinent, mich zu unterbrechen!
Als Stiefmutter ist es natürlich meine Pflicht, mich darum zu kümmern. Ich habe zwei gute Partien für dich in Aussicht; ehemalige Mitschülerinnen von mir.
Da wäre als erstes Eleanor Haydeck, eine elegante und vornehme junge Dame. Sie wäre in allem passend - außer was ihr fehlendes Interesse an Männern anbelangt; was natürlich die Frage nach einem Erben aufwirft ... Aber sie wäre vielleicht bereit, es zähneknirschend zu ertragen und zu tragen - sozusagen. Ein- oder zweimal.
Die andere ist meine Freundin Marjorie Pearl, die viel mehr an Männern interessiert ist. Sehr viel mehr! Eine passionierte Reiterin; sie reitet täglich mit den Jagdhunden aus. Normalerweise treibt sie ihren Hengst bis zur Erschöpfung und spart dabei nicht mit der Gerte. Sie hat die Verfassung und Kraft eines Pferds; eine Roßnatur. Stämmig, groß und kräftig und laut, temperamentvoll und ungeduldig mit den Dummheiten renitenter Jungs - das könnte für dich zum ernsten Hindernis einer Ehe mit ihr werden ...
Beide werden nachher anreisen und hier übernachten. Eleanor wird bei mir übernachten, im 'Master Bedroom', in unserem Schlafzimmer mit Doppelbett. Die Sachen deines Vaters habe ich 'rausräumen lassen. [... und wir werden uns beide lesbisch beschmusen ...]
Marjorie kann in einem Gästezimmer im Ostflügel bleiben. Da wird sie uns nicht mit irgendwelchem Krach stören. Ein Mädchenzimmer ist gleich nebenan - für dich.
Du liebe Güte - natürlich werde ICH entscheiden und nicht DU - aber in deinem Interesse, so gut ich kann.
Nun wäre da noch die Sache mit der vorlauten Unterbrechung vorhin - aber ich bin heute milde gestimmt. Es reicht, wenn du jetzt, am frühen Nachmittag, zu Bett gehst, und zwar in dem besagten Mädchenzimmer. Du wirst die Nachtwäsche nutzen, die das Mädchen bei seinem Auszug hinterlassen hat, und du wirst das Zimmer nicht verlassen, bis ich es gestatte. Oder Marjorie."
Oh je *seufz* ...
Vielleicht darf er ja Felicity noch einmal sehen? "Nimm Abschied von ihm, Felicity", tönte es und höhnte es von der Stiefmutter, und der Junge steht im Mädchennachthemd da, vielleicht sogar mit verstriemtem Po, weiß vor Verlegenheit und Tränen kaum, wohin den Blick wenden, während Felicity von Verachtung und Mitleid durchgeschüttelt wird - aber keinesfalls von Brautgelüsten ...
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