20.12.09

Zu Weihnachten

In Tübingen gab's einst einen Laden, der - neben normalen Möbeln - allerlei lustigen Firlefanz verkaufte: Aufblasbare Weihnachtsbäume, made in Hong Kong, Sessel in Herzform und vieles mehr. Leider existiert er nicht mehr. In Berlin gibt's einen ähnlichen Laden, nahe dem Prenzelberg, aber man kann ja nicht jedes Mal nach Berlin fahren ...

Gut, daß es hie und da passende Versandhändler gibt.

»Nixgut« z. B., der Versandhändler für den gepflegten Punker von heute, der auch schon mal mit Kreditkarte zahlt und Boni für dicke Bestellungen schätzt, bietet diese Fußmatte an:



Na, wenn das nicht das passende Präsent für alle dominanten SMer ist! Gut, für dieses Weihnachten ist es schon zu spät ... aber Weihnachten kommt ja alle Jahre wieder! ;-)

In diesem Sinne: Frohe Feiertage!

Rüdiger Happ

14.12.09

»Mainstream« - was ist das?

Da kommt mir wieder einmal ein Manuskript auf den Schreibtisch geflattert. Im Anschreiben teilt mir der Autor mit, er habe für mich sowohl ein SM-Manuskript als auch ein Stino-Manuskript geschrieben, »weil ich in Ihrer Website gelesen habe, daß Sie mit Ihrem Verlag ›aus dem SM-Ghetto rauswollen‹ und ›im Mainstream-Bereich‹ mehr Geld verdienen wollen.

Persönlich hoffe ich, daß sich Ihr Verlag aber trotzdem weiterhin im SM-Genre verdient macht. Um mit der Fahrzeugsprache zu reden: Mir kommt der Mainstream-Bereich vor wie all die im Luftkanal geformten, gleich aussehenden Blechschachteln von Autos. Das SM-Genre bietet noch Ecken und Kanten, aus denen sich Charakter bildet. In der Fahrzeugsprache würde ich es eher mit einer Harley vergleichen.

Aber gut, wenn Sie unbedingt lieblos mit einem Mainstream-Toyotopelfordmazdagolf das größere Geld verdienen wollen, als mit einem knorrigen britischen Roadster oder einer Harley permanent in love zu fallen, sende ich Ihnen auch gern ein Exposé ...« eines Stino-Romans zu.

Jou. Das hat mich doch ins Grübeln gebracht. Ich fürchte, der Herr hat da was falsch verstanden. So wie ein Zuckerbäcker nach Jahren voller Süßem Sehnsucht nach sauren Gurken hat und ein Polizist in der Freizeit alles außer Krimis liest, so habe ich natürlich auch das Bedürfnis nach Abwechslung, zumal ich ja auch noch andere Interessen habe als nur SM ... Politik und Geschichte etwa. Reisen. In diesem Sinne meinte ich »Mainstream« - im Sinne von »Nichterotisches«, nicht unbedingt im Sinne von »Stino-Erotik«.

Obwohl ich die natürlich auch nicht verachte. 32.000 verkaufte Exemplare von »Sex für Fortgeschrittene«, das ist mit SM-Titeln so gut wie nicht zu machen. Ohne diesen Erfolg hätte ich mir meine gebrauchte Harley vielleicht nicht leisten können;-) Es war eben schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben. Deshalb auch die relativ kleinen Auflagen und, dadurch bedingt, die relativ hohen Preise meiner Bücher.

Der SM-Buchmarkt ist eben eine Nische. In einer Nische kann es relativ gemütlich sein, geschützt vor den großen Haien im weiten Meer gewissermaßen, aber es kann auch unangenehm eng sein, die Wachstumsmöglichkeiten beschneiden. Den Ausblick beschränken.

Mr. X kann aber beruhigt sein. Natürlich wird es weiterhin SM-Titel aus meinem Hause geben, es ging ja nur um Ergänzendes. Und wenn ich sehe, wie viele SM-Titel für 2010 schon wieder geplant sind, dann wird es sowieso schon wieder verdammt eng für alles geplante Nichterotische ... (Außerdem haben die meisten Autoren, die ich bislang ansprach, sich skeptisch geäußert: Veröffentlichen in einem SM-Verlag? Lieber nicht ... So kann das mit Nischen sein: Steckt man mal in einer solchen, hat man - wie ein Schauspieler nach zu vielen einseitig ausgewählten Rollen - ein Etikett weg, und es ist schwer, das wieder abzukriegen ...)

7.12.09

»Austickende Schweizer« vs. »Pfosten der Unaufgeklärtheit«

Großer Gott! (... und Allahu akbar ;-) Kochen die Leidenschaften immer noch hoch bei dem Streit ums Schweizer Minarettverbot!

Mancher Blogger versteigt sich gar dazu zu behaupten, die Schweizer wären bei der Abstimmung »reihenweise ausgetickt« und hätten sich dazu verleiten lassen, gegen die Religionsfreiheit zu stimmen (dabei sind Moscheenbau und muslimische Gottesdienste natürlich weiterhin erlaubt).

Nicht vergessen wird auch der Hinweis, bei den Minarettgegnern handle es sich überwiegend um dümmliche Unterschichts-Prolls. Tja, vielleicht liegt das daran, daß die Unterschicht eher in den Stadtteilen lebt, wo Minarette entstehen, wohingegen die Bessersituierten in friedlichen Villengegenden leben oder auf dem Lande, fernab von den meisten Muslimen, und sich daher leicht in Toleranz üben können ...

Es fehlt auch nicht der Hinweis darauf, daß die Schweizer in irgendwelchen US-TV-Satireshows zur Lachnummer werden. Hahahahaha.

Irritierend, das Ganze. Das findet auch dieser Poster in einem anderen Internetforum:

»Es ist schon irritierend, mit welcher Beflissenheit weite Kreise plötzlich irgendwelchen hinterwäldlerischen Ziegenbärten beim Bau von Minaretten hierzulande behilflich sein wollen. Man möchte meinen, sie müßten ganz andere Probleme haben. Ich bin mir ganz sicher: Die Toleranz, die sie für die Manifestationen des Islam bei uns einfordern, würde ihnen in vielen islamischen Ländern ganz gewiß nicht gewährt.

Ich bin geplagt genug von Glockentürmen, die ich als Ausdruck der ›Religionsfreiheit‹ hinzunehmen habe. Aber die stehen teilweise immerhin schon seit tausend Jahren hier. Was soll das für ein Fortschritt sein, das Übel zu vermehren, weitere Pfosten der Unaufgeklärtheit hier einzuschlagen, anstatt die alten nach und nach zu überwinden?

Komisch, das Ganze, oder vielmehr traurig.«

Und nach Vorwürfen, hier finde sich eine eigenartige, aber würdige Koalition zusammen:

»Falls du dich auf mein Posting beziehst, fürchte ich, falsch verstanden worden zu sein. Und natürlich kann ich mir nicht aussuchen, wer sich mit seinen Auffassungen in eine Koalition mit meinen gesellt.

Nun tun eine Menge Leute so, als ginge die Welt unter, weil Moslems in der Schweiz keine Minarette bauen dürfen. Da sind Leute dabei, die für ihren Lebensstil nicht die geringste Toleranz in islamischen Ländern erwarten dürften, ein Lebensstil, der sich immerhin auf Aufklärung, Emanzipation und Liberalität stützen kann. Und ausgerechnet solche Leute tun so, als ginge es bei diesem Bauverbot für Minarette um Diskriminierung oder die Verletzung von Menschenrechten. Wohlgemerkt: Nicht die Glaubensausübung wurde verboten, nicht einmal der Bau von Moscheen. Mag sein, daß viele Schweizer etwas anderes mit ihrem Entscheid abgelehnt haben, aber für mich sind Minarette (wenn sie jetzt und hier neu gebaut werden) ein Symbol der Unaufgeklärtheit. Wir importieren damit etwas, was wir mühevoll über Jahrhunderte überwinden mußten.«

Jou. Und hier - nur so als kleines Beispiel - eine Auflistung der muslimischen Toleranz gegenüber Schwulen:

Von Bußgeld bis Todesstrafe

Ja, es sind auch christliche Länder dabei. Aber zu zwei Dritteln handelt es sich um muslimische Länder. An vorderster Stelle: Saudiarabien und Mauretanien: Rübe ab für ertappte Schwule! Pikantes Detail am Rande: Mauretanien kritisierte 2008 die Schweiz vor der UNO wegen mangelnder Menschenrechte, ließ sich aber immerhin dazu herab zuzugestehen, die Schweiz habe »im Gender-Bereich Fortschritte gemacht«. Ganz im Gegensatz zu Mauretanien offensichtlich:

»Als einer der ersten Staaten wurde vor ­einer Woche im Beisein der Außenministerin Micheline Calmy-Rey die Schweiz durchleuchtet. Die dreistündige Debatte im Uno-Gebäude in Genf war allerdings kein Beispiel eines heilenden, herrschaftsfreien Diskurses, sondern glich eher einem absurden, kafkaesken Stück. Die rund vierzig Diplomatinnen und Diplomaten hatten je zwei Minuten zur Verfügung, um die Anregungen ihrer Länder vorzubringen. Ihre Voten waren mehrheitlich von ideologischen und politischen Eigeninteressen bestimmt und schwankten zwischen Groteske, Unehrlichkeit und Ignoranz. Sie zeichneten das Bild einer Schweiz, die sich zwar um Besserung bemüht, aber sich in vielerlei Hinsicht, was die Umsetzung der Menschenrechte betrifft, noch in besorgniserregender Lage befindet.

Verschiedenste Länder mahnten daher die Schweiz an, so schnell als möglich eine landesweite, ›unabhängige Menschenrechtsin­stitu­tion‹ zu schaffen, welche die Verstöße beobachten, melden und anprangern könnte. Die Betonung auf ›unabhängig‹ suggerierte, daß sie die bestehenden helvetischen Behörden und Gesetze als ›abhängig‹, das heisst als unfähig, parteiisch, verfault oder was auch immer erachten. Die Empfehlungen kamen unter anderem von Ländern wie Deutschland, Malaysia, Mexiko, Indien, Algerien, Saudi-Arabien oder Mauretanien, einem hochkorrupten, von hausgemachten Hungersnöten und Sklavenwirtschaft geprägten Staat, dessen verschleierte Vertreterin der Schweiz immerhin zubilligte, im ›Gender-Bereich‹ Fortschritte gemacht zu haben.

(...) So äußerten sich die meisten Redner besorgt über zunehmende Fremdenfeindlichkeit, Ausländerdiskriminierung und rassistische Stimmung. Islamische Länder wie Ägypten, Katar, Marokko beklagten die menschenrechtswidrige Diskriminierung ihrer Religion, um wie gewohnt eine angeblich zu weit gehende Meinungsfreiheit zu unterstellen. Rußland wunderte sich, daß in der Schweiz Parteien mit unverhohlen rassistischer Gesinnung legal seien; Nigeria sah in der Tatsache, daß die meisten Redner das Thema Rassismus und ­Xenophobie angesprochen hätten, den Beweis, daß Rassismus und Xenophobie eine Realität in der Schweiz seien; und der Feminist aus ­Kanada wußte gar von exzessiver, rassistisch motivierter Polizeigewalt gegen Ausländer zu berichten.

Eine Bündelung dieser Meinungen lieferte der Gesandte des Irans. Er drückte zuerst seine Befriedigung darüber aus, daß die Schweiz in ihre neue Verfassung den Zusatz aufgenommen habe, daß vor dem Gesetz alle Menschen gleich seien. Dann äußerte er aber seine starke Besorgnis über die ›Vorfälle rassistischer Intoleranz‹ und die ›anhaltenden feindseligen Einstellungen gegenüber Schwarzen und Muslimen‹, die ›wir in den jüngsten Jahren beobachtet haben‹. Angesichts der Fälle von ›Misshandlung und Folter‹ in ›Polizeigewahrsam‹ und bei ›Verhören‹ müsse man festhalten, daß die Kantone bei ihrer Aufgabe, die Polizei zu kontrollieren, versagt hätten. Und auch der Frauenhandel, die Prostitution, die sexuelle Ausbeutung und die Gewalt, welche Migrantinnen in der Schweiz riskierten, erfüllten ihn mit Sorge. Aber niemand sei perfekt, munterte der Mann aus dem Gottesstaat, wo mutmaßliche Ehebrecherinnen in einen Leinensack gesteckt, in eine Grube gestellt und mit gezielten Steinwürfen an den Kopf getötet werden, die Schweiz auf. Der Weg zur Verbesserung sei der ›genuine und konstruktive Dialog‹. Ein Dialog, wie ›er bereits existiert‹ zwischen der Islamischen Republik Iran und der Schweiz. Beide Partner ›versuchen einander zu helfen‹, um die Menschenrechtssituation in ihren Ländern zu optimieren.«

Na, dann können wir ja alle zufrieden sein ;-) Frau Calmy-Rey ließ das alles ruhig über sich ergehen, statt den ganzen Unfug einfach zurückzuweisen oder die Sitzung zu verlassen. Möglicherweise möchte sie aus diesen ganzen z. T. absurden Anschuldigungen ihr »linksfeministisches innenpolitisches Süppchen kochen« gegen innenpolitische Schweizer Gegner, wie der Journalist suggeriert. Möglich ist alles bei einer Frau, die qualifizierte männliche Bewerber für den Schweizer diplomatischen Dienst zurückwies, weil eine Frauenquote noch nicht erfüllt war. - Und hier der Artikel in ganzer Pracht:

»Die Menschenrechtler«

Auffallend ist bei der Schwulen-Strafliste, daß weibliche Homosexualität (d. h. Lesbentum) geringer bis gar nicht bestraft wird: Genau dieselbe Sch..., die wir hier im Abendland glücklicherweise (und mühseligerweise) überwunden haben. Und das sollen wir uns nun importieren? Na, Mahlzeit.

Und mit diesem Wort zum Montag entlasse ich Sie in die zweite Adventswoche ...

Rüdiger Happ

5.12.09

»Jammern auf hohem Niveau ...«

sei es, wenn sich Muslime über den Schweizer Volksentscheid contra Minarette erregten, schrieb unlängst ein selbstkritischer türkischer Journalist* in seinem Blatt. Zwar mißbilligte er auch er den Ausgang des Schweizer Referendums, aber kritisch trug der die Fakten zur Lage in der Türkei zusammen: Bis 2003 hatten Nichtmuslime in der Türkei überhaupt keine Möglichkeit, neue Kirchen zu errichten, denn die Bauordnungen sahen nur neue Moscheen vor. Endlich wurde das Wort »Moschee« durch »Gebetsstätte« ersetzt, de facto aber änderte sich wenig. Die Behörden verweigerten ganz einfach die Genehmigungen für Kirchen. Und das in einem relativ »liberalen« Land des muslimischen Teils der Welt. Bevor man hier dazu vordringt, das Recht auf Glockentürme zu debattieren, müßte man erst mal die dazugehörige Kirche selbst genehmigen ... Aber Pustekuchen. Das 1971 geschlossene Priesterseminar auf der türkischen Insel Chalki bleibt geschlossen, die enteigneten Gebäude bleiben enteignet. Und das bei einem Beitrittsanwärter zur Europäischen Union. Pfui.

Derweil geht der zu erwartende Theaterdonner über den Schweizer Entscheid weiter, »dem Publikum soll schließlich was geboten werden. So grollten und grummelten türkische Politiker nach dem Minarett-Referendum in der Schweiz routiniert vor sich hin. Eine ›Schande‹ sei das (Staatspräsident Gül), ein Ausweis der ›Islamphobie‹(Ministerpräsident Erdogan) ... ein gemischt publizistisch-politischer Chor, der wieder einmal die Evergreens muslimischer Empörung vom Blatt sang.«

*laut FAZ vom 3. und 5. Dezember 2009

3.12.09

»Die Muezzine der Mainstream-Medien ...


... waren sich in ihrem Entsetzen einig« über den Volksentscheid der Schweizer, Minarette zu verbieten, so gestern morgen Roger Köppel, der Chefredakteur der Zürcher »Weltwoche«, in einem Gastbeitrag in der FAZ. Tja, dann ist man wohl soweit, mit Bert Brecht zu sagen: »Wäre es nicht gescheiter, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?«

Kuriose Situation: Ein kleines Bergvolk verbietet ein paar Türme, und halb Europa steht kopf - oder versucht wenigstens ersatzweise, die Hände über demselben zusammenzuschlagen ;-) Die Süddeutsche Zeitung sprach von einem »Kollateralschaden der direkten Demokratie«. In Herrenreitermanier befand der Journalist, so komme es eben, wenn man das Volk nicht nur über Turnhallen und Transrapid abstimmen lasse, sonder über alles. Wo kommt man denn da hin!? Dahin:

»Ein Gespenst geht um: die Demokratie. Demokratie heißt Volksherrschaft, und es gehört zu den Berufsrisiken dieser Regierungsform, daß das Volk manchmal anders denkt und fühlt als seine Regierung (...). Das politische Establishment, eifrig unterstützt von allen großen Zeitungshäusern, orchestrierte eine gewaltige Einschüchterungskampagne. Die Schweiz, hieß es, würde sich ins Abseits manövrieren mit dem Kampf gegen die Minarette. Plakate wurden verboten. Man malte das Schreckgespenst arabischer Boykotte an die Wand. Doch die Drohungen verfingen nicht: Bis weit ins linke und liberale Milieu muß die islamkritische Initiative Anklang gefunden haben. Noch selten war der Abstand zwischen den Eliten und den gewöhnlichen Bürgern in der Schweiz so groß.
Das Abstimmungsresultat (...) war nicht Ausdruck von Angst, sondern von Mut. Eine Mehrheit der Schweizer hat sich gegen alle Bevormundungen die Freiheit herausgenommen, eine andere Meinung zu vertreten als die von den Politikern und Intellektuellen gewünschte.(...)
Gerade die EU hat sich (...) zu einem Instrument der Demokratieverhinderung entwickelt. Viele Brüsseler Institutionen sind auf der Grundlage eines soliden Mißtrauens gegen die eigenen Bevölkerungen von oben nach unten errichtet worden. (...)
Was immer an unterschiedlichen Motiven hineinspielte, der entscheidende Grund für das Abstimmungsresultat darf nicht übersehen werden: In der Schweiz herrscht große Skepsis gegenüber dem Islam und vor allem gegenüber dem Integrationswillen der schnell wachsenden muslimischen Minderheit, die innerhalb weniger Jahre auf rund 400.000 Personen anschwoll. (...) Es ist nachvollziehbar und vernünftig, daß die Schweizer hellhörig bis kritisch werden, wenn sie sich mit einer Religion konfrontiert sehen, die im Unterschied zum Christentum ihren weltlichen Herrschaftsanspruch immer noch geltend macht. Das Minarett wurde als Ausdruck des politischen Islam bekämpft und als Markierung, mit der sich die Muslime von der säkularen Schweizer Leitkultur Richtung Parallelgesellschaft abgrenzen wollen.(...) Der Islam ist eine problematische Religion, weil er die Trennung von Kirche und Staat bis heute nicht zustande brachte. (...) Ungeachtet dessen: Die Ausübung ihrer Religion bleibt den Muslimen weiterhin unbenommen. Von einer Einschränkung der Glaubensfreiheit kann keine Rede sein.
Während sich die deutschen Meinungsführer ihren heiligen Zorn über den Schweizer Volksentscheid von der Seele schrieben, meldeten sich ihre Leser mit ganz anderen Voten zu Wort« - nämlich mit Dreiviertel-Zustimmungsraten zum Minarettverbot. Prost und gute Nacht!

30.11.09

Komplett runderneuerte Website :-)

Endlich ist es soweit: Nach 10 Jahren und 3 1/2 Monaten erstrahlt die Website des Marterpfahl Verlags runderneuert in neuem Glanz. Gut - kleine Macken müssen noch beseitigt werden, aber im großen und ganzen ist es doch okay, oder? Sachlicher als früher, ohne große »Stories« oder Bilder, aber gerade das wollte ich ja.

Ach ja: Vor kurzem erhielt ich noch eine Mail: »Hallo Ruth, kannst Du mir sagen ...«

Tja, von Ruth heißt es nun auch Abschied zu nehmen. Schade eigentlich - sie war ein nettes Mädel :-) 10 Jahre lang hat sie uns Literatur serviert ...



... jetzt wird sie uns für immer verlassen *schnüff* ... aber sie wird hoffentlich immer ein warmes Heim haben im Himmel für alte, abgenutzte Phantasien ...

Die arme Demokratie ...

Einer meiner Bekannten betätigt sich in der Freizeit als Amateur-Rockmusiker. Vor Jahren hatte seine damalige Band einen Probenraum, der direkt neben einer Hinterhofmoschee lag. Hier prallten zwei Welten aufeinander. Ständig gab es Ärger, Behinderungen beim Transport der Anlage, dumme Bemerkungen - die Moslems konnten offenbar ganz einfach diese Art von Musik nicht akzeptieren. Ein weibliches Bandmitglied im Minirock wurde gar offen angepöbelt, sie sei eine Hure, eine Nutte. Muß man sich das gefallen lassen? Mein Bekannter, der auch noch andere negative Erlebnisse dieser Art zu berichten weiß, hat denn auch die Nase voll: »Wenn ich mir vorstelle, daß der Ruf eines Muezzins von einem Minarett über mein Wohnviertel schallt, dann macht mir das keine Laune.«

Genau das fanden die Schweizer Stimmbürger mehrheitlich auch - und stimmten für das Minarettverbot. Und lösten einen Wirbelsturm öffentlicher Empörung in ganz Europa aus, besonders schön hier zusammengefaßt. Man faßt sich an den Kopf, wozu sich manche versteigen: »Rassismus« sei der Entscheid (als ob die Moslems eine andere Rasse wären als die Nichtmoslems), »eine Schande für die Schweiz«, zumindest aber ein Angriff auf die Religionsfreiheit.*

Schauen Sie mal hier, werter Leser:



Wie Sie sehen, sehen Sie nichts. Kein Minarett jedenfalls. Und dabei ist das die Al-Aqsah-Moschee in Kairo, eine der wichtigsten Moscheen überhaupt. Minarette sind nämlich keineswegs zwingend für eine Moschee, genauso wenig wie ein Glockenturm für eine Kirche.

Der Glauben ist frei, nicht aber das aus dem Glauben resultierende Handeln. Ein streng protestantischer Niederländer muß laut Gerichtsurteil im Auto den Sicherheitsgurt anlegen, auch wenn er findet, wenn Gott ihn mit einem Unfall strafen wolle, dürfe man dem nicht wehren. Führt eine Schule Schuluniformen ein, sind eben ab sofort sowohl Lumpenjeans als auch Kopftuch passé. Wenn Schächten aus Tierschutzgründen verboten ist, müssen Juden und Moslems eben Fleisch importieren oder vegetarisch leben. Und wenn das Recht auf körperliche Unversehrtheit durchgesetzt wird, dann haben eben Beschneidungen von Knaben und Mädchen aus religiösen, nichtmedizinischen Gründen zu unterbleiben. Punkt.

»Populismus« ist noch der mildeste Vorwurf, den sich die armen Schweizer gefallen lassen müssen. Aber ist die Demokratie nicht dazu gedacht, den Willen des Volkes (lat. »populus«) durchzusetzen? Kann ein Volk auch vernagelte, unsinnige Beschlüsse fassen? Klar. »Wenn 60 Millionen Menschen etwas Dummes sagen, so bleibt es doch etwas Dummes.« (George Bernard Shaw). Vox populi ist eben nicht vox dei. Aber genauso kann sich auch ein Alleinherrscher irren. Oder eine Politikerkaste, wie wir sie jetzt haben. Die Vergangenheit hat allerdings gezeigt, daß das Schweizer Stimmvolk Fehlentscheidungen meist ein paar Jahre später korrigiert, wenn sich die Gemüter beruhigt haben. Konservativ, aber nicht vernagelt, und sich bedächtig, nicht überhastet, an Neues herantastend - das ist nicht die schlechteste Einstellung in dieser Zeit.

Gestern sah ich mit einem Freund den neuen Michael-Moore-Film »Kapitalismus - eine Liebeserklärung«. Das politische System der USA sei ein Spielball, eine Beute des Großkapitals, behauptete der Film und stellte das als eine Entwicklung der letzten Jahre und Jahrzehnte dar - als hätte es nicht schon Ende des 19. Jahrhunderts Klagen gegeben, das Weiße Haus sei eine Marionette der Trusts, der Rockefellers, Vanderbilts etc. Die reichen Plutokraten hätten kein Interesse an der Demokratie, so Moores These. Gewöhnliche Menschen seien für die nur als Arbeitssklaven und Konsumenten interessant. Das Wahl- und Abstimmungsrecht sähen sie am liebsten abgeschafft, da es ihren Interessen schaden könne.

Die wohlmeinende Politikerkaste billigt die Demokratie offenbar auch nur, solange das Volk im gewünschten Sinne abstimmt. Wie lästig, bei Referenden um Zustimmung werben zu müssen, Überzeugungsarbeit leisten zu müssen! »Ich bin froh, daß es Deutschland keine Referenden gibt«, sagte denn auch ein Interviewter heute im Radio erfrischend ehrlich mit Blick auf das Schweizer Minarettverbot. Notfalls läßt man bockbeinige kleine Völker (die Iren, die Dänen) eben so lange abstimmen, bis das Ergebnis aus Sicht der Regierenden stimmt. (Auch in der Schweiz gibt es solche Beispiele - leider).

Kein Wunder, daß die Umfrageergebnisse vor der Abstimmung anders aussahen als das Ergebnis. Viele hielten es für weiser, angesichts des Meinungsdrucks mit ihrer wahren Meinung hinter dem Berg zu halten - bis zur Wahlkabine.

Hach ja - um die Demokratie steht's nicht gut. Von gleich zwei Seiten gerät sie unter Beschuß: Die Plutokraten und Großkonzerne wollen sie nicht, und der wohlmeinenden »politischen Klasse« ist sie ebenfalls meist lästig, assistiert von den meisten Medien, die wieder einmal viel linker sind als vermutlich der Querschnitt auch des deutschen Volkes und mal wieder wie verhinderte Oberlehrer auftreten.

*Seufz* Und das alles an einem Tag, so trist und grau, daß man am liebsten einfach durchschlafen möchte. Na wenigstens darf man sich noch einen tröstenden Rotwein eingießen, solange man noch nicht muslimisch ist ... ;-) In diesem Sinne: Fröhlichen Advent, liebe Leser!

* In den von mir gehörten Radio-Presseschauen hob sich nur eine einzige Pressestimme wohltuend von der allgemeinen Hysterie ab - eine Zeitung aus Passau: »Wenn die Schweizer lieber unter Kirchtürmen leben wollen als unter Minaretten, dann ist das ihr gutes Recht. In einem christlich geprägten Land sollte der Islam nicht so auftrumpfen.« Eben.

16.11.09

Bilder von der Buchmesse

Danke, mein Messegirl :-) - für die Bilder, die Du machtest und die Du mir schicktest!


Dienstag nachmittag. Noch sind wir in Halle 3.1., noch steht uns unser Umzug in 4.1. erst bevor. Kaum zu glauben: Den wackeren Messebauern im Hintergrund wird es bis Mitternacht gelingen, das Chaos in wohlgeordnete, maßgearbeitete Großverlagsstände mit appetitlich angerichteten Büchern zu verwandeln. Noch sieht alles aus wie Kraut und Rüben.


Unser neuer Stand in Halle 4.1. G 563. Fast alles ist fertig - nur die Plastikfolie überm Teppichboden muß noch entfernt werden.


Die wißbegierige Frankfurter Jugend, zu Bildungszwecken aus ihrer Schule auf die Messe abkommandiert, stürmt meine Kabine und rezitiert laut aus »Onanieren für Profis«.


Selbst auf dem Nachhauseweg in der S-Bahn bleibt man vom »Seks« nicht verschont.


Im Frühtau zur Messe wir zieh'n, fallera!
Jeden Morgen das gleiche: Viertel nach acht ziehen wir über die Mainbrücke (hier: Blick nach Osten) Richtung Konstablerwache zur S-Bahn - auch Samstag und Sonntag (unser Bild), wenn die Stadt noch schläft.


Sonntag - der letzte Tag in unserem 4-Quadratmeter-»Redlight-
district« hat begonnen, und die Messe-FAZ mitsamt dem Schluß von Oliver Maria Schmitts Fortsetzungs-
roman »Frankfurter
Verknotung« ist
interessant wie immer. Dank dem Rotstich des Fotos sieht wirklich alles sehr rötlich aus (welchen Filter muß man doch gleich aufsetzen, um bei Kunstlichtaufnahmen Rotstich zu vermeiden?)


Am Montagmorgen ist alles vorbei: Auf dem Weg zu unserem Stand, um das restliche Messegut in zwei Koffer zu packen - und dann ab nach Hause!

Nur eins haben wir jetzt leider nicht gesehen: mein Messegirl im Schotten-Miniröckchen! :-(

7.11.09

Rezension »Die Muschel«

Aus den SCHLAGZEILEN 106:

Heißer Sommer und träge Sehnsucht prägen das Geschehen im Buch ›Die Muschel‹ von Alma N. Noth.
Da ist Inge, die Protagonistin - sie steht auf Latex und enge Mieder und hofft auf die große Liebe, doch desillusioniert holt sie sich ihre Lust, wo sie sie bekommen kann. Zwei Männer sind an ihr interessiert: Frank, der Polizist, und Otto, der Ladenbesitzer. Außerdem ist da noch diese Muschel, die sie in der Tasche trägt. Ob die wohl magische Kräfte hat?
Als dann das erlösende Gewitter kommt, klären sich die Luft und die Gefühle ...
Die Sexszenen sind voll schweißtriefender Lust, wenn auch nicht unbedingt SMig. Die Atmosphäre des Buches ist flimmernd wie heiße Luft, es sollte im Sommer gelesen werden, wenn man selbst vor Hitze fast umkommt und im Kopf ganz wirr ist von zu viel Alkohol.
Mir hat das Buch gefallen, es ist nicht vordergründig oder platt, vieles entdeckt man zwischen den Zeilen oder ist symbolisch angedeutet.

Rezension »Souleaters Zu-Neigung«

Aus den SCHLAGZEILEN 106:

Ich mag Menschen, die über sich selbst lachen können und über das, was wir SMer so treiben. ›Souleaters Zu-Neigung & andere SM-Unartigkeiten‹ ist ein Schatzkästchen mit zauberhaftem Inhalt. Den größten Teil des Buches nehmen kleine Episoden ein, die uns der Autor in Dialogform präsentiert. Da diskutieren Dom und Domsub und Subsub über Liebe und Hiebe und ergehen sich in wunderbaren Absurditäten. Beispiel: Dom: ›Auf die Knie! Nicht auf meine! Auf deine!‹ Weitere Teile des Buches sind der SM-Poetry gewidmet und fiktiven Dialogen aus Avalon und Eden.
Zum Abschluß serviert uns der Autor Kurzgeschichten, verzichtet da auf Komik und überrascht mit Sarkasmus und schwarzem Humor.
Und für die, die schon an Weihnachten denken: Das Buch eignet sich prima als Geschenk.

Rezension »Die Verwandlung«

Aus den SCHLAGZEILEN 106:

Acht Geschichten, die um eins kreisen: die Demütigung des Mannes. Die Wahl der Waffen ist klar: Windeln!
Endlich mal wieder ein Buch für die Liebhaber von Altersrollenspielen. Ich selbst kann zwar mit Windeln nichts anfangen, aber gerade darum finde ich es toll, daß ›Die Verwandlung‹ das Thema aus der Schmuddelecke holt. Die Geschichten sind leicht lesbar geschrieben, lassen Raum zum Weiterträumen und regen durch Themenvielfalt die Phantasie an.
In der Geschichte ›Für den Rest deines Lebens‹ lernt ein gelähmter Mann mit Hilfe seiner Therapeutin, seine Hilflosigkeit und das Windeltragen zu erotisieren, in ›Überstunden für den Chef‹ machen zwei Frauen dem Chef klar, daß er keine Autoritätsperson ist, sondern nur ein kleiner Windelkacker.

Rezension »S & M Dreams Inc.«

Aus den SZ 106:

Und gleich noch einer vom Autor Tomás de Torres: ›S & M Dreams Inc.‹ ist ebenfalls ein fieses Buch, auch wenn es nicht viel gemein hat mit dem ›Narrenturm‹.

Die junge Anwältin Victoria braucht mal Urlaub und bekommt den Tip, bei ›S & M Dreams Inc.‹ zu buchen. Dort kann sie sich nicht nur erholen, sondern gleichzeitig sexuelle Phantasien ausleben. Nach kurzem Zögern nimmt Victoria Kontakt auf, und tatsächlich ist alles so wie erhofft. Sie schildert detailliert ihre Wünsche und erhält die Garantie, daß alles genau so geschieht, wie sie es will, und nicht anders. An einem Morgen wird sie von einem Lieferwagen abgeholt, mit verbundenen Augen zu einem Verlies gefahren, um dort die nächsten 14 Tage zu verbringen.
Die gleiche Idee hat Julie, auch sie bucht diesen Urlaub, um ihre geheimsten Träume erfüllt zu bekommen. Doch anders als bei Victoria läuft es ganz und gar nicht so, wie Julie es will: Sie erfährt, daß bestimmte Frauen, von denen die Firma ›S & M Dreams‹ weiß, daß sie nicht vermißt werden, als Sklavinnen behalten oder sogar verkauft werden.
Ein extrem hartes und unmenschliches Konditionierungstraining beginnt.
Das Buch ist heiß! Unbedingt empfehlenswert für den, der SM (auch mal) ohne Romantik und Einvernehmlichkeit mag. Ich hab es wahnsinnig gern gelesen ...

Rezension »Narrenturm«

Ebenfalls aus den SZ 106:

Na, das nenn ich mal einen fiesen, hinterhältigen Roman, den uns Tomás de Torres mit »Narrenturm« serviert. Miguel Hermano ist ein recht erfolgreicher Autor von SM-Romanen und glücklich mit seiner Sklavin Maria verheiratet. An einem Tag wie jedem anderen verschwindet seine Liebste plötzlich aus seinem Haus. Erst sucht Hermano nach logischen Erklärungen, bis er den Brief eines Entführers findet ... Will Hermano Maria lebend wiedersehen, muß er einen Roman schreiben nach den Vorgaben des Erpressers. Thema des Buches soll ein Narrenturm sein, ein Irrenhaus aus der Vorzeit mit Zwangsjacken und Folter. Hermano fügt sich den Vorgaben und schreibt um das Leben seiner Frau. Parallel muß er Cristina, die Sklavin seiner Frau, bei Laune halten, indem er ihre starke masochistische Ader befriedigt.
Hermano ist ein Antiheld, zögerlich und unsicher, sogar als er kurz vor der Lösung steht, ist er nicht in der Lage durchzugreifen. Der Autor führt uns das Scheitern eines Doms süffisant vor Augen.
Und zum Schluß wird sein schlimmster Albtraum Realität.

Rezension »Gefesselt von Piraten«

Hach - welch ein Tag, so wunderschön wie heute! Von den aktuellen SCHLAGZEILEN (Heft 106) werden wir überschüttet mit Lob, lauter gute Rezensionen - so z. B. für den Zweiteiler »Gefesselt von Piraten«:

Keinerlei Seeräuber-Romantik- oder andere Klischees bedient die Autorin Emily Drummond in ihrem Zweiteiler »Gefesselt von Piraten«.
Die junge und naive Myra lebt bei ihrem Vater in der »neuen Welt« auf den Bahamas und ist mit dem ehrbaren Peter liiert, doch ihr Verlobter hat ein dunkles Familiengeheimnis: Sein Vater ist der berüchtigte Pirat Angus Jones. Jones ist ein Mann ohne Moral und Grenzen, der nur an sich selbst denkt. Als er durch Zufall Myra kennenlernt, zögert er nicht, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit die junge Frau in eine dunkle Ecke zu zerren und zu vergewaltigen. Schließlich entführt er sie auf sein Schiff und brandmarkt sie zu seiner Sklavin. Doch die sexuelle Gewalt und die Unterwerfung gefallen Myra, und sie gewinnt so die Anerkennung von Jones und wird ein vollwertiges Mitglied seiner Crew.
Doch auch jetzt wird es nicht romantisch oder liebevoll, sondern reale Gewalt bestimmt Myras Leben: Sie wird gezwungen, anderen Männern und Frauen zu Diensten zu sein, wird Zeugin von Folter und Mord.
Besonders der sadistische Gibbens, ein Gefolgsmann des Piraten Blackbeard, benutzt Myra, um seine Lust zu stillen. Doch als sie Zeugin wird, wie er eine Frau zu seiner Befriedigung quält und durch Verbrennungen tödlich verletzt, wird ihr klar, daß Piraten niemals zahm werden und daß auch sie ihre Achtung verlieren und Opfer werden kann.
Da die Handlung weit in der Vergangenheit liegt, ist der Leser von ethischer Wertung befreit und kann durchaus Spaß an der Gewalt haben, das Buch is aber nichts für Warmduscher-SMer. Für die unter uns, die es gern härter haben, kann ich den Zweiteiler empfehlen.


Und dabei hat die Autorin mir doch schon gesagt, sie habe die reale Gewalt unter Karibik-Piraten um 1800 schon etwas gedämpft, damit die Story nicht zu roh und zu brutal wird ... ;-)

26.10.09

Endspurt auf der Frankfurter Buchmesse (Teil 3 und Schluß)

Donnerstag, 15.10., bis Montag, 19.10.2009

20 vor 7 klingelt der Wecker, Dusche, Frühstück, Outfit raussuchen ...

... und wie es weiterging, können Sie ab 1. Juni 2011 in dem Band »2 x Frankfurt und ein bißchen weiser« (Autor: Rüdiger Happ) nachlesen.

24.10.09

Wie es weiterging auf der Buchmesse (Teil 2 von 3)

Hallo Freunde,

und weiter geht's:

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Mittwoch, der 14. Oktober 2009

Um 6.40 Uhr rasselte mein mechanischer Wecker ...

... und wie es weiterging, können Sie ab 1. Juni 2011 in dem Band »2 x Frankfurt und ein bißchen weiser« (Autor: Rüdiger Happ) nachlesen.

22.10.09

Wie ich zu einem Gratis-Auftritt bei der Frankfurter Buchmesse 2009 kam (Teil 1)

Hallo Freunde,

zurück von der Buchmesse, wird es Zeit zur Rückschau:

+++

Sonntag, 11. Oktober 2009

Endlich ging es los - am späten Sonntagvormittag, dem 11. Oktober.

... und wie es weiterging, können Sie ab 1. Juni 2011 in dem Band »2 x Frankfurt und ein bißchen weiser« (Autor: Rüdiger Happ) nachlesen.

29.9.09

Klarmachen zum Ändern? Oder fertigmachen zum Untergang?

Eine Randnotiz bei der letzten Bundestagswahl war das Abschneiden der Piratenpartei: Zwei Prozent. Bei den männlichen Erstwählern sogar 13 Prozent. Tja - mit dem von der PP gewünschten »Ändern« wird es erst mal nix. Sind diese zwei Prozent jetzt ein Aufbruchssignal (auch die Grünen bekamen 1980 nur 1,5 %) oder schon der Anfang vom Ende? Ist die Piratenpartei eine Eintagsfliege, oder sind die »Piraten«, was die alt und etabliert gewordenen Grünen um 1980 waren? Als Verleger sehe ich die Positionen der Piratenpartei zum Urheberrecht natürlich mit Skepsis, auch wenn ich den freiheitlichen Anti-Zensur-Geist natürlich andererseits begrüße, denn gerade als Erotikverleger ist man auf liberale Geister in der Politik natürlich ganz besonders angewiesen ...

Nun ja - man wird sehen. Warten wir's ab ...

28.9.09

Die SCHLAGZEILEN würdigen
»Vom Macho zum Mädchen«
und »dirty writing«

Heft 105, S. 71:

Ich fand es schade, als ich das Buch beendet hatte, ich hätte gern noch weitergelesen, denn der Autorin Molly Morgen gelingt es, einem alten Thema neue Facetten abzugewinnen.
»Vom Macho zum Mädchen« beschreibt die Liebesgeschichte von Klaus und Heike. Klaus steht schon seit Längerem auf Frauenkleidung und Feminisierung, aber da er verheiratet ist und seine Frau kein Verständnis für seine Leidenschaft hat, knüpft er im Internet Kontakte und lernt so Heike kennen ...
Das erste Treffen findet in einem Hotel statt und beide sind sofort voneinander angetan. Die erste Session übertrifft alle Erwartungen, die die beiden hatten. Nicht nur das Schminken und Ankleiden von Klaus gefällt ihnen auf Anhieb, auch das Dominante an Heike törnt Klaus an. In Frauenkleidern muss er Heikes Befehle befolgen, sie sexuell verwöhnen und sich benutzen lassen.
Danach, allein in ihrem Zimmer, überfällt Heike eine tiefe Traurigkeit: Klaus ist doch wie alle Fetischisten – Hauptsache, eine Frau erfüllt seine Wünsche, die Person an sich ist doch austauschbar. Oder?
Neben der Gefühlsebene, die wunderbar ausgeleuchtet wird, beinhaltet das Buch phantasievolle Feminisierungs- und Disziplinierungsszenen.


Auch »dirty writing« des alten Routiniers Arne Hoffmann bekommt Erfreuliches zu hören:

»dirty writing« ist ein Ratgeber von Arne Hoffmann an die Hobbyautoren unter uns.
Das Angebot an erotischen Geschichten ist mittlerweile so groß (im Internet gibt es zigtausende), dass allein das Label Sex nicht ausreicht, um eine Story lesenswert zu machen – Qualität und schriftstellerisches Know-How sind kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Natürlich, Talent kann man nicht lernen, aber die handwerklichen Voraussetzungen schon. Und genau diese gibt uns Hoffmann an die Hand, und er macht das gut: Nicht belehrend, sondern als Partner führt er uns Schritt für Schritt durch das Genre Kurzgeschichte.
120 Seiten des Buches umfasst der reine Ratgeber, darunter ein Interview mit seinem Verleger über die Chancen von Autoren am Erotikmarkt, der Rest Kurzgeschichten vom Autor selbst als Beispiel, teilweise mit erklärenden und hilfreichen Fußnoten versehen.
Nach dem Lesen dieses Buches gibt es keine Ausrede, die eigenen Geschichten in der Schublade zu lassen.
(... es sei denn, sie sind allzu schlecht ;-)

Na, das ist doch mal wieder nett! :-)

Der Knoten ist durchschlagen ...

... uff! Endlich ist der lähmende Stillstand der Großen Koalition vorbei! Das dachte ich mir, als ich bei der überparteilichen Wahlparty im Tübinger Lokal »Zatopek« die ersten Prognosen über den Bildschirm flimmern sah. Zu hören war nichts, denn die Partyveranstalter, unterstützt vom freien Radio »Wüste Welle«, hatten den Originalton des ZDF abgestellt und lieferten fast lippensynchron ihre eigenen Scherz- und Nonsenskommentare zu den stummen Bildern auf dem Bildschirm.

Nach einer Stunde ließ der Reiz des Herumkasperns nach, die Sehnsucht nach echter Information wuchs ebenso wie die nach frischer Luft, und D. und ich zogen durch die Stadt, bis wir schließlich nach längerer Suche (viele Lokale hatten keinen Fernseher, auf etlichen Fernsehern lief Fußball statt Wahl) im an diesem Abend halbleeren Mexikaner am Neckartor landeten.

Tja, schau'n wir mal, was uns die nächsten vier Jahre bringen.

Die nächsten zwei Wochen bringen mir jedenfalls eine intensive Vorbereitung auf die Buchmesse - hoffentlich schaff ich wenigstens die Hälfte dessen, was ich mir vorgenommen habe, sonst macht die ganze Messe wenig Sinn -, und ein bißchen den Garten in Form bringen muß ich auch, sonst passiert noch, was letztes Jahr schon passierte, ich aber hier nicht berichtet habe. Da erhielt ich auf einmal eine Email: »Ich bin Entrümpler und wohne in Nehren. Seit Jahren versuche ich schon, meine Eltern hierher zu locken. Neulich waren sie auf Besuch, gingen an Ihrem Haus vorbei und erklärten mir, sie könnten sich gut vorstellen, in diesem unbewohnt wirkenden Haus zu wohnen. Wären Sie zu Verkauf und Vermietung bereit?« Hilfe - hätte ich eine Schrotflinte gehabt, ich hätte sie gleich durchgeladen ...

Nach der Buchmesse geht's munter weiter: Steuerprüfung (der stark schwankende Gewinn irritiert die Finanzämtler wohl), Austausch des Leasing-Dacias gegen den neuen (gekauften) mit Kombiheck und und und ... Nicht zuletzt kommen dann schon langsam die Frühjahrs-Neuerscheinungen in Sicht ...

Schade eigentlich: Bilderbuch-Herbstwetter, aber das Freibad in Tübingen hat schon zu, und meine Harley ist ärgerlicherweise immer noch in Reparatur. So eine Verschwendung!

Trotzdem schöne Herbsttage wünscht allen Lesern

Rüdiger Happ

20.9.09

15 in einem Jahr!

15 Neuerscheinungen in einem Jahr - so viel hat es noch nie gegeben, und so viel müssen auch erst einmal verdaut werden. Was nützt es, neue Titel herauszugeben, wenn die alten nicht anständig beworben und vermarktet werden können? Den nächsten Schwung von Neuerscheinungen wird es erst im Frühjahr geben - auch wenn es im einen oder anderen Falle eigentlich früher vorhergesehen war ... Mit einem soliden Titelbestand gehe ich in die Buchmesse - mal sehen, in welcher Verfassung ich wieder herauskomme ... ;-)

Neuerscheinung »Zu-Neigung ...«

Am 30.9.2009 erscheint im Marterpfahl Verlag:

Lord Oberon
Souleaters Zu-Neigung
& andere SM-Unartigkeiten
Paperback
DIN-A 5
280 Seiten
20,- Euro
ISBN 978-3-936708-61-5

Der Klappentext:

+++

Engel in Ketten

Um ihn zu befrei'n,
wird ein Engel in Ketten geschmiedet!

Auf allen Vieren kauerst du.
Die eisernen Glieder geben dir Halt.
Seide und Spitze darunter in Fetzen;
von meinen Händen schon lange zerrissen.
Nacktes rot von festen Griffen.
Gelocktes klebrig und feucht in der Stirn.
Das Kinn von Spucke ganz nass.
Der volle Mund nicht zum Reden benutzt.
Klammern dort, wo es empfindlich ist.
Blitze unter deiner Haut.
Süßwilder Wahn im tränenverschleierten Blick.
Ich nehme mir, was du mir schenkst ...
... und nehme dich ... ganz wie es mir gefällt;
die Ketten als Zügel benutzend ...
... als Geschirr, das dich lenkt ...
... mit dem ich dich drehe und wende ...
... dich halte und an mich reiße.
Kein Entkommen!
Jetzt bist du offen für alles!

Ja, um dich zu befrei'n,
wirst du durch Ketten zum Engel geschmiedet!

+++

Rezensionsexemplare werden gegen Ende des Monats verschickt.

Für SWL von
Rüdiger Happ
www.marterpfahlverlag.com oder (neu, in Arbeit) http://verlag.mtw-office.de/

Buchmesse Frankfurt 2009
Halle 3.1, Stand D 180

Neuerscheinung »Gefesselt von Piraten«,
Teil I und II

Am 30.9.2009 erscheint im Marterpfahl Verlag:

Emily Drummond
Gefesselt von Piraten
Teil 1:
Lust und Leid der Myra Hawks
Paperback
Format 22 x 17 cm
186 Seiten
18,50 Euro
ISBN 978-3-936708-62-2;
Teil 2:
Herrschaft und Hingabe der Myra Hawks
Paperback
Format 22 x 17 cm
184 Seiten
18,50 Euro
ISBN 978-3-936708-65-3

Der Klappentext (beider Teile):

+++

Myra Hawks flieht zu ihrem Vater in die Neue Welt und begegnet dort ihrer großen Liebe. Durch Verrat gerät sie in die Hände des eiskalten Piratenkapitäns Angus Jones. Entführt, geschändet und gequält, wird sie von ihm immer mehr an die Grenzen ihres Körpers und ihrer Seele gebracht. Statt zu verzweifeln, findet sie durch die harte Behandlung immer mehr zu sich selbst und ihren - ihr bis dahin unbekannten - Neigungen. Doch sie ist nicht nur Opfer, sondern häufig auch Zeugin und Teilnehmerin einer gewalttätigen Welt; dabei lernt sie, dass das Leben auf einem Piratenschiff alles andere als romantisch, sondern viel eher hart und entbehrungsreich ist.
Als sie ihr neues Leben akzeptiert hat, wird sie schließlich sogar vollwertiges Mitglied der Mannschaft und erringt die Freundschaft anderer berühmter Piratenkapitäne.

+++

Rezensionsexemplare werden gegen Ende des Monats verschickt.

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Buchmesse Frankfurt 2009
Halle 3.1, Stand D 180

Neuerscheinung »Die Muschel«

Am 30.9.2009 erscheint im Marterpfahl Verlag:

Alma N. Noth
Die Muschel
Roman
Paperback
DIN-A 5
274 Seiten
19,50 Euro
ISBN 978-3-936708-60-8

Der Klappentext:

+++

Mit einem komischen Gefühl in der Magengegend setzte sie sich auf die Terrasse in die Nische zwischen rankendem Rosenstock und Regentonne, vor sich das wohlstrukturierte Dickicht an Blumen und Obstbäumen, Sträuchern und Hecken, das ihre Eltern in jahrzehntelanger Pflege angelegt hatten. Wenn ihre Mutter wüsste, was sie auf deren Liegestuhl zu treiben vorhatte, wäre sie freilich außer sich, aber die weilte weit weg und wenn sich im Nebengebäude niemand aus dem Fenster lehnte, war sie eigentlich nicht zu sehen.
Inge lehnte sich zurück, schloss die Augen, lauschte auf das Gebrumm der Bienen in den Rosen und das Locken eines Vogels. Das Kleid war schnell abgestreift und lag in sich verknäult neben dem Stuhl. Sie zog die Füße an, stellte sie dicht an die Pobacken und spreizte die Beine. Ihr war so wohl wie als Kleinkind im Planschbecken; es war Sommer, sonnig und heiß, sie war nackt oder so gut wie, und im schweißtriefenden Gummi badete sie wie in pinkelwarmem Wasser. Und solange niemand zusah, konnte sie tun und lassen und an sich herumspielen, wie sie wollte.
Ihr Unterleib zog sich rhythmisch zusammen und sie spürte, wie der Kanal sich flutete. Der Finger drückte gegen die harte Perle und kreiste darum. Das Gummi gab den Druck weiter und verteilte ihn großzügig, aber sie hielt es nicht länger aus, zog an dem Klettstreifen und beobachtete, wie die eingepferchte Spalte heraus quoll und sich aufstülpte.

Nicht nur Inges Mutter wäre über den Gummianzug wenig erbaut; auch ihr Freund Frank, der Polizist, hätte wohl wenig Verständnis dafür. Anders vielleicht Otto, der Ladenbesitzer ...
Eine Kleinstadt, eine Frau, die zwischen zwei Männern ihren Weg im Leben sucht, eine geheimnisvolle Muschel und ein schwül-heißer Sommer, der die Leidenschaften zum Kochen bringt ...

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Neuerscheinung »S & M Dreams Inc.«

Am 30.9.2009 erscheint im Marterpfahl Verlag:

Tomás de Torres
S & M Dreams Inc.
SM-Thriller
Paperback
DIN-A 5
184 Seiten
17,- Euro
ISBN 978-3-936708-63-9

Der Klappentext:

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Einmal aus dem tristen Alltagseinerlei gerissen werden. Es sich einmal so richtig geben (lassen), »volle Kanne«. Durch eine täuschend echte »Entführung«. So richtig brutal. Gezwungen werden, als »Sklavin« zu dienen. Mal so richtig 'rangenommen werden. Eine Zeitlang. Im Urlaub. Wie schön, dass die Firma »S & M Dreams Inc.« solche Träume wahr werden lässt!

»Zwei Wochen nackt, in Ketten, auf Stroh und regelmäßig gezüchtigt und durchgef***t« hatte Victoria Roberts sich in ihrem »Urlaubsantrag« gewünscht. Doch als sich ihr der schwarze Transporter auf der vereinbarten einsamen Straße näherte, hielt und die bulligen Männer mit den verspiegelten Sonnenbrillen ausstiegen, kamen ihr plötzlich Zweifel. Was ist, wenn die sich nicht an die Vereinbarung halten und mich nach 14 Tagen nicht wieder freilassen?

»Zwei Wochen in Fesseln und Zwangsjacken« hatte Julie Hurt bei »S & M Dreams Inc.« gebucht. Nicht im Kaufpreis inbegriffen war, dass aus Spiel plötzlich bitterer Ernst wurde ...

Walt Hunter machte sich Sorgen. Zwei Monate war seine Freundin Angela jetzt schon verschwunden. Einfach aus dem Urlaub nicht wieder zurückgekehrt. Für die Polizei war sie einfach eine Vermisste unter vielen - keiner besonderen Mühe wert. Walt musste sich schon selbst um die Sache kümmern. Seine Recherchen führten ihn auf die Spur einer dubiosen Firma, die bestens mit den Mächtigen dieser Erde vernetzt schien ...

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Halle 3.1, Stand D 180

Neuerscheinung »Der Narrenturm«

Am 30.9.2009 erscheint im Marterpfahl Verlag:

Tomás de Torres
Der Narrenturm
SM-Thriller
Paperback
DIN-A 5
166 Seiten
16,- Euro
ISBN 978-3-936708-64-6

Der Klappentext:

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»Der Ablieferungstermin ist in einer Woche!« Miguel Hermano traten die Schweißperlen auf die Stirn. Dabei sollte er diesmal keinen kompletten SM-Roman abliefern, sondern nur das allererste Kapitel. Allerdings war der Auftraggeber kein Verlag, sondern der Entführer seiner Frau María. Wenn er sie lebend wiedersehen wolle, müsse er - Woche für Woche ein Kapitel - einen Roman mit dem Titel »Der Narrenturm« schreiben, einen SM-Roman über die schaurig-schönen, mit allerlei Zwangsjacken, Fesseln und Gittern ausgestatteten Irrenhäuser vergangener Jahrhunderte.

Hermano macht sich umgehend an die Arbeit - an die literarische und an die fieberhafte Recherche nach dem Entführer. Bald schon stellt sich heraus, dass der Entführer selbst einen alten Narrenturm besitzt - und es stellen sich neue Fragen: Welche Rolle spielt María wirklich? Ist alles nur inszeniert und vorgetäuscht? Zu welchem Zweck? Mehr und mehr verwischen sich die Grenzen zwischen Roman und Realität, und für Miguel Hermano beginnt ein Tanz auf dem Vulkan ...

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Neuerscheinung »Die Verwandlung ...«

Am 30.9.2009 erscheint im Marterpfahl Verlag:

Alexander der Kleine, Gary Pooper u. a.
Die Verwandlung
Überstunden für den Chef
und weitere Stories
Geschichten für das Kind im Manne
Paperback
DIN-A 5
174 Seiten
16,50 Euro
ISBN 978-3-936708-42-4

Der Klappentext:

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Die Verwandlung - nicht von Kafka (oder doch?)

Als Georg Sammer eines Morgens aus bewegten Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem kleinen Jungen verwandelt. Leicht und fast gewichtslos lag sein mächtig geschrumpfter Körper unter der riesigen Decke, den ein nun übergroßer Schlafanzug umgab, den er sich gestern abend noch frisch angezogen hatte. Erschrocken bemerkte er zudem, daß das Nachtgewand sowie das Bettlaken um die Hüften herum naß waren.

Überstunden für den Chef

»So, und jetzt stell dich da hinter deinen Schreibtisch und tu so, als ob du was furchtbar Wichtiges zu verkünden hättest!« kommandierte seine Frau Susanne. Astrid, seine Sekretärin, kicherte. Mit rotem Kopf stellte er sich hin wie befohlen und ließ es geschehen, daß Astrid seine Anzughose so weit herunterzog, daß die Plastikhose mit Babymotiven darunter in voller Pracht sichtbar wurde. Was hätte er auch machen sollen? Mit diesen schmutzigen kleinen Betriebsgeheimnissen hatten sie ihn in der Hand ... Susanne drückte ihm ein paar Blätter in die Hand: »Los, vorlesen! Und während du das tust, läßt du's einfach laufen, klar?«
»Ich habe heute diese Betriebsversammlung einberufen«, verkündete er mit gewichtiger Stimme, »weil ich beschlossen habe, den Betrieb in Zukunft wesentlich frauenfreundlicher zu gestalten ...« Die sonore Stimme des Chefs wurde zeitweise übertönt von quackernden, furzenden und blubbernden Geräuschen. »Genug jetzt!« entschied Astrid, sich die Lachtränen aus den Augen wischend, und stopfte ihm den Mund mit dem bisher an einem Kettchen herabbaumelnden Schnuller in Erwachsenengröße. Dann gab sie ihrem Chef einen Schubs nach hinten, so daß er mit der nunmehr wohlgefüllten Windelhose schwer in seinen ledernen Chefsessel plumpste.

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Buchmesse Frankfurt 2009
Halle 3.1, Stand D 180

18.9.09

Belgisches Bier, zickende Harley-Divas und die erste Frankfurter Buchmesse 1949

Heute vor 60 Jahren begann sie in der Paulskirche: die erste Frankfurter Buchmesse. Eine Frankfurter Buchmesse hatte es von etwa 1500 bis etwa 1700 schon einmal gegeben; danach allerdings hatte Leipzig Frankfurt den Rang als internationales und nationales Zentrum des Buches abgelaufen. Dutzende von Verlagen hatten ihren Sitz in Leipzig. Als Leipzig jedoch 1945 der sowjetischen Besatzungszone zugeschlagen wurde und spätestens 1947/48 klar wurde, daß es hier keine geistige Freiheit mehr geben würde, schlug für viele Verlage die Stunde der Wahrheit: Oft kam es zu einer Spaltung - ein Teil ging in den Westen, ein Teil blieb im Osten. So gab es Diederichs Ost und Diederichs West und Reclam West und Reclam Ost (letzteres aus juristischen Gründen in Westdeutschland nicht beziehbar, wohl aber in der Schweiz).

Der Deutschlandfunk erinnerte heute morgen an 1949, ließ aber den Aspekt der geistigen Freiheit zu kurz kommen. Was ich nicht wußte: 1949 gab es auch Buchausstellungen in Stuttgart und Hamburg - denen aber der überragende Erfolg von Frankfurt rasch das Licht ausknipste. - Und 60 Jahre nach dem Start wird nun auch der Marterpfahl Verlag erstmals mit dabei sein ...

Meine Harley liegt immer noch auf dem Krankenbett. Und dabei wäre sie doch geschaffen, endlose Highways entlangzurollen. Aber ein versteckter Defekt in der Elektrik läßt die Reutlinger Mechaniker verzweifeln. Die Maschine muß jetzt zu einem richtigen Harleyhändler weitertransportiert werden. Während der schönsten Hochsommerwochen stand sie still. Ich hab ihr schon angedroht, wenn sie weiter so rumzickt, wird sie durch einen billigen Fernost-Roller ersetzt ;-)

Mittwochmittag kam ich aus Belgien zurück, zurück von der Sauftour ... äh ... Studienfahrt zu den belgischen Bieren, den Abteibieren, den spontangärenden Bieren wie Gueuze und Kriek und den starken Trappistenbieren wie Orval oder Westmalle. Hochinteressant, aber auch stressig. Belgien ist nun mal ein dichtbesiedeltes Land, mit nervendem Verkehr, aber auch - abseits der Touristenrouten - wenig Hotels und einer unangenehm zersiedelten Landschaft.

Mein Leasingwagen muß zurückgegeben werden - eigentlich während der Buchmesse -, und das Finanzamt kündigt eine Betriebsprüfung an - auch für die Zeit während der Buchmesse - manchmal kommt eben alles zusammen ...

Bis demnächst ...

1.9.09

Der Krieg ...

Heute vor 70 Jahren hat der Krieg begonnen, man kann heute gar nicht Radio oder Fernsehen anschalten, ohne mit der Erinnerung daran belästigt zu werden.

Für mich hingegen ist der »Krieg« heute vorerst zu Ende :-) Heute gingen per Mail die letzten beiden Messeneuerscheinungen in die Druckerei - endlich Zeit für anderes, endlich einmal eine Erholung vom Layouten und Korrigieren ...

Den zwei Bänden mit einer Piratenstory, die heute in Druck gingen, sollte das inhaltlich sehr passende »Sturmlied« von Ricarda Huch vorangestellt werden; allein, die Rechte-Hüterin des Suhrkamp-Insel-Verlags befand, die geplante Publikation sei kein geeignetes Umfeld für ein Gedicht von Ricarda Huch. »Wir können Ihrer Anfrage nicht stattgeben.« Oh je - werd ich das noch öfter zu hören kriegen, wenn ich versuche, mich aus der SM-Ecke freizuschwimmen?

Ein Gedicht von Anna de Noailles, übersetzt von Rilke, dem Haus- und Hofdichter von Suhrkamp/Insel, wäre statt des entfallenen Huch-Gedichts in Frage gekommen, war aber inhaltlich etwas matt. - Schließlich fand sich noch etwas Passendes. Sehnsucht nach Abenteuer und Gefahr ist ja auch nicht sooo selten :-)

15 Neuerscheinungen hat es 2009 gegeben - einschließlich derjenigen, die noch im Druck sind. Zeit, mal ein bißchen zurückzuschalten ...

27.8.09

7 auf einen Streich - und stopp!

So, jetzt reicht’s. Vorgestern abend ging die letzte der sieben geplanten Messeneuerscheinungen zu einem provisorischen Andruck in die Druckerei. Die Autorin wird zwar noch das eine oder andere zu korrigieren wünschen, aber das dürfte sich in Grenzen halten.
Die neuen Titel, die zum Teil schon fertig gedruckt bei mir liegen, werden offiziell alle auf einmal Ende September erscheinen. Den nächsten Schwung an Neuerscheinungen wird’s dann erst wieder im Frühjahr geben – mir egal, was die Verträge meinen. Ich kann einfach nicht mehr. Die letzten Wochen hab ich layoutet und Korrektur gelesen, bis mir schier die Augen viereckig wurden vor dem Bildschirm. Und was ich auch nicht mehr kann und will: Mit Autoren jedes Komma und jede orthographische Einzelheit diskutieren. Auch wenn es diesmal in einigen Fällen gröbere Schnitzer abgewendet hat. (Aber die kann man bei Printing on Demand in Kleinstauflage notfalls auch immer noch nachträglich korrigieren.) In der Mehrzahl der Fälle kostet es jedenfalls den letzten Nerv. Und den brauch ich noch ;-)
Die Vorteile, einen Schwung Bücher auf einmal erscheinen zu lassen und zu bewerben (Arbeitsersparnis), überwiegen doch die Nachteile (sich nicht mehr so häufig in Erinnerung bringen zu können).
Was auch klar ist (und schon seit Jahren in mir gärt): Ich muß raus aus dem »SM-Ghetto«, muß meinen Verlag für andere Themenbereiche öffnen. Aus mehreren Gründen. Einen beschrieb sehr schön der Manager des Hazy-Osterwald-Sextetts Ende der 50er Jahre, als er seinen Schützlingen erklärte: »Ich bring euch ganz groß raus - aber nicht mit dem Jazz, den ihr im Moment macht.« Richtig Geld verdienen kann man eben nur mit dem Mainstream, nicht in einer Nische. Nicht umsonst ist mein Bestseller »Sex für Fortgeschrittene« (31.000 Stück Auflage) ein Buch, das mehr für den Mainstream als für SMer gemacht ist.
Der zweite Grund ist die geistige Hygiene, sozusagen. Immer nur SM-Bücher, nichts Politisches, kein Reisebuch - da wird man auf die Dauer verrückt ...
Sechseinhalb Wochen noch bis zur Buchmesse. Zeit genug, um das zu machen, was ich eigentlich schon vor Monaten machen wollte: Marketing. Denn was nützt es, Neuerscheinung auf Neuerscheinung zu türmen, wenn man nicht mehr die Zeit findet, sie angemessen zu vermarkten? Eine Woche wegfahren ist auch noch drin - eine Studienfahrt mit Freund D. zu den mannigfältigen belgischen Bieren, die gewiß auch ihren literarischen Niederschlag finden wird ... :-)

10 Jahre »Marterpage«

Im Februar 2008 lag es 10 Jahre zurück, daß der Marterpfahl Verlag sein erstes Buch herausgab (»Ins Röckchen gezwungen«), also seine Geschäftstätigkeit aufnahm (nachdem er zuvor schon 14 Monate auf dem Papier existiert hatte).
Jetzt, im August 2009, liegt es 10 Jahre zurück, daß er online ging. Am 12. August 1999 wurde die Website des Marterpfahl Verlags unter einer provisorischen Adresse eingerichtet, ab 18.8. dann unter der noch heute gültigen Adresse www.marterpfahlverlag.com.
10 Jahre sind eine lange Zeit, zumal im schnellebigen Internet. Zeit für eine grundlegende Überarbeitung der Verlags-Website. Ausmisten aller überflüssig gewordenen Links und aller veralteten Reportagen. Umstellung auf ein Content-management-system.
Eigentlich wollte ich zum zehnjährigen Geburtstag der Verlags-Website schon die neue präsentieren, aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Gut Ding will Weile haben. Die Einarbeitung in die neue Technik dauert doch länger als gedacht, und so werden alte und neue Homepage (letztere unter einer provisorischen Adresse) wohl noch bis nach der Buchmesse im Oktober parallel laufen.
Wer schon mal einen Blick auf die noch quasi im Rohbau befindliche neue Seite riskieren will:

So ähnlich wird's bald aussehen.

25.8.09

Obama, Hitler, »Zensursula«: Panoptikum der aktuellen Polit-Hysterien

Sie haben es schon einmal geschafft. Als US-Präsident Clinton eine Krankenversicherung für alle US-Amerikaner einführen wollte, brachte ihn eine Mischung aus Lobbyismus und verfilzten wirtschaftlich-politischen Interessen zu Fall, angereichert durch die geistige Verwirrung jener Leute, die »soziale Sicherheit« mit »Sozialismus« verwechseln.

Wird es diesmal wieder so gehen? Präsident Obamas »Honeymoon« ist vorbei, keine Frage, die 100-Tage-Schonfrist verstrichen. Die politischen Probleme (Irak, Wirtschaftskrise, Guantanamo) sind zäher als gedacht, und die von der »Obamania« gnadenlos niedergelächelten Republikaner, die ganze Bevölkerungshälfte rechts von der Mitte, erheben sich wieder, zornbebend offenbar, wütend über den Verlust ihrer einstigen »Diskurshoheit«. Der Streit um die geplante Krankenversicherung für alle kommt ihnen gerade recht – kein Vorwurf ist zu absurd, um nicht erhoben zu werden: Obama wolle nicht nur den Sozialismus einführen, sondern plane gar Euthanasie für Alte. Auf Haß-Karikaturen ziert ein Hitlerbärtchen sein Konterfei, und manches als Informationsveranstaltung geplante »Town hall meeting« wird zum übel polemischen »Town hell meeting«, wie Politiker es erschauernd nannten, nachdem sie es zum ersten Mal durchgemacht hatten. Die rechte Meute hat Schaum vor dem Mund. Und nach wie vor wird deutlich: Die USA sind ein tief zwischen links und rechts gespaltenes Land. Obamas Sieg war ja gar kein »Erdrutschsieg« gewesen. Das war nur eine minimale Kräfteverschiebung von 48 auf 52 % oder so. Aber weil bei der Wahl der Wahlmänner gilt »the winner takes it all«, egal wie knapp der Sieg war, verdeckt die hohe Zahl der Pro-Obama-Wahlmänner, wie knapp der Ausgang der Wahl in Wahrheit war. In Florida war er fast so knapp wie 2000; es dauerte Stunden, bis endlich der hauchdünne Vorsprung Obamas feststand. Eine winzige Verschiebung zugunsten der Republikaner hätte genügt, und aus Florida wären nur noch republikanische Wahlmänner anmarschiert zur eigentlichen Präsidentenwahl.

Ähnliches spielt sich derzeit in Deutschland ab, wenn auch weniger im wirklichen Leben als im Internet. Haßobjekte sind Schäuble und »Zensursula« von der Leyen. Ja, ich mag die beiden auch nicht sonderlich. Gewiß, Löschen ist besser als Blockieren. Nur ist das manchmal verdammt schwierig mit dem Löschen. Wie viele der »Zensurgegner« würden auch dann noch standhaft bleiben, wenn sie mit Foto, Namen und Adresse als »Feinde« auf einer rechtsradikalen Homepage prangten, deren Server in Aserbaidschan steht und deren offizieller Inhaber ein Liechtensteiner Rechtsanwalt ist?

Derzeitiges Zornobjekt der versammelten deutschen Internet-Gemeinde ist dieser Auftritt unserer Bundesuschi. Von einer Haßkampagne, die ihn »sprachlos mache«, spricht ein Kommentator in seinem Blog. Andere haben ihre Sprachlosigkeit überwunden, steigern sich bis hin zu absurden Vergleichen wie »Magda [Goebbels], Margot [Honecker], Ursula« und demonstrieren damit nur, daß sie ebenso jedes Maß verloren haben wie die Obama-Hitler-Vergleicher. – Dem Publikum im Saal schien’s allerdings zu gefallen, ebenso wie den meisten Zeitungskommentatoren. Mein Gott, es ist Wahlkampf in Deutschland – der bringt nun mal Sumpfblüten hervor wie »Freiheit statt Sozialismus!« (CDU 1976) oder »Wer CDU wählt, wählt Krieg!« (unser linker Ortspfarrer Anfang der 80er Jahre zu alten Leuten).

Es geht ein tiefer Riß durch Deutschland: zwischen den Internet-Vielnutzern und den Internet-wenig-bis-gar-nicht-Nutzern. Unter letzteren finden sich viele Ältere, aber nicht nur; schon in meiner Altersgruppe, der der 40- bis 50jährigen, gibt es viele, die technisch durchaus aufgeschlossen sind und keinesfalls vorgestrig, die aber mit Familie, Beruf und allerlei mehr so ausgelastet sind, daß sie kaum Zeit haben, vor einem Bildschirm herumzuhängen, egal ob Fernseher oder Internet. Die bestellen vielleicht mal was bei Amazon oder ebay, aber von den ganzen Blogs, Chats, Diskussionsforen haben sie kaum Ahnung, geschweige denn daß sie sie jemals besuchen.

Mein jüngster Bruder ist 25, Mathe-und-BWL-Student kurz vor dem Abschluß, gibt Nachhilfe, hat eine russische Freundin, sein Tag könnte 25 Stunden haben – nur einen DSL-Anschluß hat er nicht mehr, den hat er mangels Bedarf schon vor Jahren wieder abgebaut. Schreiben Sie ihm keine Email, die bleibt ewig ungelesen, rufen Sie ihn lieber auf dem Handy an, das ist ihm unentbehrlich. Falls sich hingegen jemals das Internet plötzlich in Luft auflöste, bemerkte er es wohl erst nach etlichen Monaten ...

Ganz anders die Dauerchatter, Wikipedianer, Forenstammgäste mit Tausenden von Beiträgen, die unermüdlichen »Leitartikler« der selbstverliebten »Blogosphäre«. Sie sind narzißtisch. Sie glauben sich an der Spitze des Fortschritts, den altmodischen Spießern haushoch überlegen. Sie halten sich für den Nabel der Welt, wo doch die politisierenden Blogs nichts weiter sind als eine Ergänzung der papierenen Zeitungskommentarspalten. Die meisten Beiträge der Polit-Blogs verlinken doch auf Beiträge der traditionellen Bezahl-Medien und kommentieren sie, d. h. sie kommentieren etwas, von dessen Vorhandensein die Blogger ohne die traditionellen Medien gar nichts wüßten. Wie sollte ein Freizeitblogger auch in der Lage sein, höchstpersönlich sachkundig über ein Gipfeltreffen in Vancouver zu berichten, Reportagen über die Lage in Tibet oder Afghanistan, über Giftmüllskandale in Rußland oder den Walfang in der Antarktis zu verfassen? Das können nur Profis machen, und wenn sie ihre Arbeit nicht gut genug tun, dann muß man sie ermahnen und ermuntern, aber nicht dummes Zeug vom »bevorstehenden Ende der Zeitungen« daherschwallern. Schlimm genug, daß die mitunter ideologisch verzerrte, oft unzuverlässige Wikipedia dem alten Brockhaus den Garaus gemacht hat. Wenn die Internetgemeinde heute den traditionellen Journalismus als unzureichend verhöhnt, dann ist es wie so oft: Wer mit dem Finger auf andere zeigt, auf den weisen drei Finger zurück. Mit dem Internet als billigem neuem Medium brachen die Anzeigenmärkte ein, und immer weniger Zeitungen können es sich heute leisten, Journalisten für gründliche Recherchen an einer Story freizustellen. Ein Freund von mir, Journalist bei der Stuttgarter Zeitung, deckte vor ein, zwei Jahren auf, daß eine namhafte Stuttgarter Baufirma bulgarische Arbeiter illegal ausbeutete. Dazu war tagelange Recherche nötig, stundenlange Telefonate mit Bulgarien in Anwesenheit von (natürlich bezahlten) Dolmetschern. – In Mecklenburg-Vorpommern wäre so was heute schon nicht mehr möglich: Viele Leute dort haben gar kein Zeitungsabo mehr, und wenn drei Reporter das ganze Blatt vollschreiben und ein Riesenaufgabenspektrum und -gebiet abdecken müssen, bleibt die nötige Recherche, das an sich nötige Nachhaken und Tieferbohren eben einfach auf der Strecke – zum Schaden unserer Demokratie, die ohne eine funktionierende »vierte Gewalt« ebenfalls nicht richtig funktionieren kann. Die Blogger können sie nicht ersetzen, die sind nur eine Art Schaumkrone auf dem Pils der (hoffentlich) gut recherchierten Fakten. Ist das Pils weg, fällt auch die Schaumkrone in sich zusammen ...

Daß traditionelle Medien mitunter Kampagnen fahren (gegen Hohmann und Herman, gegen die neue Rechtschreibung [FAZ]), ist nicht allzu tragisch. Wer FAZ oder taz abonniert, weiß ja, worauf er sich einläßt. Die Blogger fahren ja ebenfalls Kampagnen, etwa gegen »die Musels« (»politically incorrect«) oder gegen den Feminismus (»Genderama«). Was soll’s. Das gehört zum politischen Leben dazu.
»Man hat uns ein paar Klowände im Internet überlassen«, schrieb Eugen Maus, der Vorsitzende von Manndat, vor Jahren über die Bedeutung der maskulistischen Internetforen. In der Tat: Von der Lufthoheit über diesen virtuellen Stammtischen fällt nicht nur in China kein Sack Reis um, davon hebt auch kein deutscher Bundestagsabgeordneter die Hand gegen ein männerfeindliches Gesetz. Die Terminkalender der Bundestagsabgeordneten sind nämlich meist randvoll – und nur ganz ausnahmsweise findet sich ein freies Stündchen fürs Abhängen in irgendwelchen Internet-Diskussionsforen ...

Die Fassungslosigkeit der Internetgemeinde über den Beifall, der von der Leyen in solchen Versammlungen wie der oben entgegentost – das ist auch das fassungslose, entsetzte, plötzliche Begreifen der eigenen Marginalität: Der Mainstream des Lebens findet nicht im Internet statt. Jedenfalls noch nicht.

NACHTRAG: Der Rückblick auf die letzten Jahrzehnte sollte zur Gelassenheit mahnen. Was hat sich die APO über die 1968 geplanten Notstandsgesetze echauffiert - sie kamen trotzdem, aber wir leben immer noch in einer Demokratie. - 2020 hätten wir nur noch entwaldete, erodierte Hügel, hieß es auf dem Höhepunkt der Waldsterben-Hysterie um 1984, und es ärgert mich heute, daß ich das damals so ernst nahm. Gewiß, die Wälder sind nicht mehr so gesund wie einst, und es ist auch gut, daß die Autos Katalysatoren verpaßt bekamen, aber die ganze Sache war doch maßlos übertrieben. - Alle Gesundheitsminister würden in Zukunft nur noch an ihrer Haltung zur drohenden Aids-Pandemie gemessen werden, hieß es in einem Buch von etwa 1986. Die Pandemie gibt's höchstens in einigen afrikanischen Ländern, bei uns hat sich die Lage so entspannt, daß etliche schon wieder ZU entspannt, d. h. nachlässig und leichtsinnig geworden sind. - Vor zwei, drei Jahren konnte man keine zwei, drei Sätze lang debattieren, ohne daß der Klimawandel ins Spiel kam. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen wurde nicht mehr empfohlen, weil sie die Unfallzahlen senken könnte oder weil es generell gut ist, Rohstoffe - Öl - zu sparen, sondern nur noch weil sie vielleicht einen marginalen Beitrag zur Abwendung der angeblichen Klimakatastrophe leisten könnte. Ich glaube, wir müssen der aktuellen Weltwirtschaftskrise dankbar sein, daß sie uns erspart, alle zwei Sätze lang etwas über den Klimawandel hören zu müssen - ein geradezu glücklicher Wandel des Diskussionsklimas sozusagen ;-)

18.8.09

Verleger, Vorbild, Tausendsassa: Johann Friedrich Cotta

Er wollte mit Ballons Flugapparate konstruieren, mit denen man Bomben über Napoleons Armeen werfen könnte. Leider funktionierte es nicht. Er stritt auf dem Wiener Kongreß 1814 und anderswo für die Rechte des Buchhandels, für Copyright und anständige Autorenhonorare. Er war Landtagsabgeordneter in Stuttgart und förderte - gegen den erbitterten Widerstand der Schifferzünfte - die Dampfschiffahrt auf dem Bodensee, er baute ein Kapuzinerkloster zu einem Luxushotel um und und und: Der Tübinger Verleger Johann Friedrich Cotta.

Heruntergewirtschaftet war der Familienverlag, als er ihn erbte; als er starb, war Cotta DER deutsche Klassikerverlag schlechthin. Selbst das Rennen um Goethe gewann er; der, im Alter zickig, primadonnenhaft, starallürig geworden, hatte seine Gesamtausgabe regelrecht unter drei Dutzend deutschen Verlegern versteigert. Sieger: Cotta.


Das Stadtmuseum Tübingen widmet ihm eine Ausstellung bis zum 6. September. Der Katalog soll hervorragend sein :-)

Mal 'ne Runde schwimmen gehen
oder: Der Sinn des Tourismus

Letztes Jahr war ich dabei gewesen und hatte sie nach 70 Minuten beendet: die »Seetraversierung« quer über den Zürcher See, 2,65 km. Grund genug, auch diesmal wieder mitzumachen: am Sonntag, dem 16. August 2009.
Aufstehen am Samstag um 7.15 Uhr. Anziehen, Kaffeetrinken im Dorfladen, dort auch Abladen der Pakete für Hermes. Der Dorfladen hat im August nur vormittags geöffnet, da kann ich die am Freitag gepackten Pakete nur samstagvormittags loswerden. – Beim Ausparken muß ich mich als »Dackel« beschimpfen lassen, weil ich nicht ganz gerade eingeparkt hatte, nicht ganz platzsparend.
Bis ich alles beisammen hatte und losfahren konnte, war es 10 Uhr geworden. Erst mal nach Reutlingen, ans »Krankenbett« meiner Harley. Eine Woche zuvor hatte sie plötzlich nicht mehr starten wollen und mußte abgeschleppt werden. Doch wie sich herausstellte, hatten die Mechaniker inzwischen noch nicht einmal nachgeschaut, was ihr eigentlich fehlte. Urlaubsabsenzen, Ferienzeit, Zeitmangel, Hochsaison – verstehen Sie? (... und natürlich hat jede Schraube einer Harley auch noch Zollmaße ...) Auf dem Weg zur Werkstatt eine Umleitung.
Weiter nach Tübingen. Auf dem Weg dahin zu nachdenklich und aus Versehen zum Hofgut Einsiedel abgebogen. Interessanter Weg, aber doch nicht der richtige. Wieder zurück. – Vielleicht ist es ganz gut, daß ich mit dem Auto nach Zürich fahren werde. Auf dem klebt noch eine Schweizer Vignette, und lange Autobahnfahrten mit dem Mopped sind eh öde. Im Gewitterregen werden sie gar widerlich und gefährlich. Und das scheint ja der Standard bei diesem Sommer zu sein: Zwei Tage schwüle Hitze und dann Gewittergüsse. Ich mußte bislang den Garten noch kein einziges Mal wässern. Das sagt genug.
In Tübingen erst mal was essen, zum Frühstück hatte ich nur Kaffee gehabt. Doch der Döner neben dem »Picasso« nahe dem Bahnhof ist noch nicht fertig. Also 500 Meter weiter in den noch leeren Biergarten am Neckarufer – zum »O’batzten« (bayrischen Biergartenkäse). Neben mir führt die Inhaberin eines ... vermutlich ... Handyladens (jung, dynamisch, erfolgreich) ein Einstellungsgespräch mit einem Mann. Der arme Kerl, kann ich nach dem Hören dieser Worte nur noch denken.
Wieder ins Auto. Anderthalb Kilometer weiter. Im Freibad will ich noch eine Runde schwimmen und warm duschen – zu Hause habe ich aus Sparsamkeit den Sommer über das heiße Wasser abgedreht. – Doch der Parkplatz vor dem Bad ist proppenvoll. Nach dem Tanken also wieder zurück in die Stadt und von dort anderthalb Kilometer zum Bad gelaufen, geduscht, wieder zurück, schon wieder halb verschwitzt ins Auto. Es ist 12.50 Uhr. Im Deutschlandfunk beginnt die internationale Presseschau.
Ab nach Rottenburg, auf die A 81 nach Süden. Aber ach: Nicht nur die B 27 neu Tübingen-Stuttgart ist durch Baustellen eine Hölle geworden, auch nicht nur die Strecke Nehren-Gomaringen, auch die Umgebung von Rottenburg. Riesenumleitungen, der Weg zur Autobahn kostet mich 45 (statt 25) Minuten, zumal ich an einer Stelle auch noch falsch abbiege und einige Kilometer umsonst fahre.
Endlich bin ich auf der A 81 Richtung Süden, endlich Singen, Autobahnende, Thayngen. Kurz nach Erreichen der Schweiz stoppe ich, krame mein neues, billiges Tchibo-Handy (15 Euro) hervor. Ich bin ein eingefleischter Handyfeind, aber zur Buchmesse geht es vielleicht nicht ohne, also kaufte ich mir eins und lud die Prepaid-Karte mit 15 Euro. – Ich muß versuchen, Maria anzurufen, denke ich. Doch mein erster Versuch endet damit (nicht zum ersten Mal), daß sich ein »Pfarramt sowieso« in Deutschland meldet. Scheint (bis auf die Auslandsvorwahl) dieselbe Nummer zu haben wie Maria. Also noch mal – diesmal mit Schweizer Vorwahl. Jetzt klappt‘s. »Ich werde etwa mittags losfahren und ca. 17 Uhr da sein«, hatte ich ihr gemailt. Aber wo »da sein«? In ihrem schönen Haus in Wettingen? (Den Stadtplan hatte ich mir ausgegoogelt und ausgedruckt.) In Zürich? Jetzt rächte es sich, daß wir uns per Mail nur äußerst vage abgesprochen hatten. Ich hatte daran gedacht, mit ihr ein, zwei Stunden lang in ein Gartenlokal zu gehen, sie hingegen »erwartete mich zum Nachtessen« und war jetzt enttäuscht, enttäuscht auch darüber, daß Sibil, meine Grafikerin, nicht da war. – Auf einmal ist das Gespräch unterbrochen – als ich noch mal wählen will, bekomme ich gesagt, daß die 15 Euro Guthaben schon dahingeschmolzen sind. Ist das die Manier, sich die günstigen Handypreise über Gesprächskosten wieder hereinzuholen? Meine negative Meinung über Handys bestätigt sich.
Sorry, aber ich wenn ich »zum Nachtessen« in Wettingen bleibe, wann soll ich dann bei meinem Autor in Horgen südlich von Zürich sein? Und wie unausgeschlafen morgen bei der »Seetraversierung«?
Zürich ist voller Staus und hat auch Baustellen mit Umleitungen. Erst um ca. 17 Uhr bin ich in Horgen bei meinem Autor, dem »Rittmeister«. (Hätte ich gewußt, daß die »Westumfahrung« Zürichs seit kurzem fertig ist und man nicht mehr durch Zürich muß – viele Deutsche haben es noch nicht mitgekriegt –, wäre es natürlich schneller gegangen).
Wir essen etwas und gehen dann noch einmal steil den Berg runter in die Dorfbeiz, die auf einer häßlichen Betonterrasse an der Hauptstraße steht. Herrlich sind beim Absteigen die Blicke über den See, nur das Ortszentrum ist voller Betonklötze (denen z. T. schöne alte Bauten weichen mußten). Die Schweiz blieb vom Zweiten Weltkrieg verschont, aber an etlichen Stellen hat man den Eindruck, hier habe es Bomben gehagelt und danach sei billig, schnell und häßlich neuer Wohnraum geschaffen worden (wie bei uns in den Fünfzigern) ...
Der stündliche Bus nach oben ist schon weg, wir steigen zu Fuß langsam wieder steil hinauf zu des Rittmeisters Wohnung.
Komfortabler als letztes Jahr ruhe ich jetzt auf einer ausziehbaren Couch, aber wegen der schwülen Wärme und durch die übliche leichte Nervosität vor so einem Ereignis schlafe ich trotzdem nicht gut und bin schon halbwach, als um 6 der elektronische Hahnenschrei ertönt.
10 nach 7 gehe ich mit meinem Rucksack zum Auto. Es wird mal wieder ein herrlicher, heißer Tag. Als ich kurz nach halb 8 am Strandbad Wädenswil eintreffe, füllt sich schon der Parkplatz, und ich bin nicht wie letztes Mal einer der ersten, sondern erhalte die Startnummer 28. Mein mitgebrachtes Vorhängeschloß ist zu schmal, um über den breiten Bügeln der metallenen Spinde zugedrückt werden zu können. Wurschtetz. Wird schon keiner was klauen. Wenigstens brauch ich mir jetzt keine Sorgen zu machen, ob zwei Sicherheitsnadeln das Schlüsselchen sicher genug an meinem Badeanzug befestigen. Den schwarzen mit Beinansatz hatte ich heuer an (statt des regenbogenfarbenen vom letzten Jahr). Sollte ich 2010 noch mehr abgenommen haben, nehm ich den silbrig glitzernden String-Badebody ...
»Trottinetten und Velos sind in der ganzen Badi untersagt«, verkündete ein Wandanschlag. Ausdrücke haben die Schweizer! dachte ich. (»Trottinett« =»Tretroller«, »Badi«=»Badeanstalt«).
Meine alten Filzlatschen hatte ich auch vergessen – aber ich mußte dennoch nicht mit bloßen Füßen schmerzhaft über den Eisengittersteg zum Fährboot gehen. Der Rittmeister hatte mir ein Paar ausrangierte alte Puschen gegeben. – Herrlich das im leichten Dunst liegende Bergpanorama im Süden, Richtung Chur.
Rüber mit der Fähre nach Männedorf am Ostufer des Sees. Dort die übliche Schlange vor dem einzigen Klo (hier gibt’s halt nur einen Schiffsanleger mit Kiosk am steinigen Ufer, keine »Badi« wie in Wädenswil).
Ich setze mich hin, lausche den (leider mal wieder im Dialekt vorgetragenen) Warn- und sonstigen Hinweisen, gehe umher, entsorge die alten Puschen des Rittmeisters in den Müllcontainer, geselle mich zu den am Steg »abschwimmbereit« Wartenden. Neben mir steht eine Frau mit der Startnummer 509 auf der vorgeschriebenen signalgelbgrünen Badekappe – es stürzen sich also diesmal mehr als ein halbes Tausend Leute in die grünlichen Fluten.
Wie lange ich diesmal wohl brauchen werde? 2008 waren es 70 Minuten; mit 75 hatte ich gerechnet. Heuer bin ich zwar schlanker, aber auch schlechter im Training. Ein paar Minuten mehr als 2008 werde ich wahrscheinlich brauchen ...
24 bis 25 Grad ist der See heute warm – fast ein »Warmbadetag«, nicht zu vergleichen mit den 21 Grad von 2008. So schlecht kann der Sommer bislang also nicht gewesen sein, warm genug jedenfalls, höchstens zu feucht – der Sonntag der »Seetraversierung« ist der erste nicht verregnete seit Wochen. Schon um 8.45 Uhr plumpst die erste Welle der Startenden ins Wasser. Ich bin bei der zweiten Welle dabei; meine wasserdichte Uhr zeigt 8.52 Uhr und ein paar Sekunden, als ich mich ins laue Wasser fallen lasse.
Fast sofort finde ich mein Tempo und auch genug Freiraum dafür. Gelegentlich versuche ich ein wenig zu kraulen, aber das ist in der aufkommenden leichten Dünung zu anstrengend – und es ist auch fast wie Blindflug. Nach vorne und nach links sehe ich dabei gar nichts, unter Wasser nur eine trübe, grünliche Brühe; da haben es die »Kachelzähler«, wie die Schwimmbadschwimmer von den Freiwasserschwimmern etwas despektierlich genannt werden, schon leichter mit der Orientierung. Nach rechts sehe ich auch nicht viel mit meinem kurzsichtigen linken Auge und einer wieder einmal beschlagenen Schwimmbrille. Ich halte kurz inne, schiebe sie hoch, wische sie innen ab und setze sie wieder auf. So, jetzt habe ich wieder klarere Sicht. Und wieder weiter mit kräftigen Brustschwimmstößen. Ich mache keine Pausen wie letztes Mal, ich habe nicht mit Schmerzen oder Krämpfen zu kämpfen (wie letztes Mal), und so komme ich rascher voran als gedacht.
Ich passiere die zweite Boje, die mit der Aufschrift »1490 Meter«, d. h. so viel liegt noch vor mir – 1160 m liegen schon hinter mir, und es ist noch nicht mal ganz eine halbe Stunde vergangen. Als mir klar wird, daß eine schnellere Zeit als letztes Mal möglich ist, rühre ich Arme und Beine noch emsiger. Wenn ich’s bis um 10 ins Ziel schaffe, dann habe ich eine Zeit von 68 Minuten, zwei weniger als 2008.
Das Westufer mit dem Strandbad Wädenswil rückt immer näher. Weniger als ein Kilometer ist es jetzt noch, und es ist gerade mal etwa halb zehn ... Es ist machbar!
Noch eine Boje, eine allerletzte, wenige hundert Meter sind es jetzt noch, es ist 9.52 Uhr, eine Stunde ist seit dem Start vergangen, ich beeile mich, so sehr ich kann, steuere das trichterförmig sich verengende Zielareal an und taumle erschöpft, aber zufrieden an Land. 9.57 Uhr! 65 Minuten! 5 Minuten weniger als 2008!
Meine Startnummer wird von der Liste gestrichen, und ich kann erkennen, daß locker drei Viertel aller Teilnehmer noch auf dem See sind. Der Schnellste schaffte die Strecke in 35 Minuten.
Ich stärke mich an dem kleinen Freßpaket, das im Preis der Seetraversierung (20 Franken) inbegriffen ist, ich ziehe mich an, ich beobachte den immer noch mit signalgelbgrünen Badekappen gesprenkelten See, ich warte, bis nach rund 2 ½ Stunden der letzte Schwimmer es geschafft hat – nur den Rittmeister sehe ich nirgends. Allerdings hatte ich in die Cafeteria auch nur oberflächlich reingeschaut, und da saß er. Rheuma und Hitze hätten ihm so sehr zu schaffen gemacht, daß er um 9.49 Uhr, 8 Minuten vor meiner Ankunft, das Ufer verlassen und in der Cafeteria Zuflucht genommen habe ...
Im Auto ist es heiß wie in einem Backofen. Als ich vor dem Haus des Rittmeisters eintreffe, ist er noch nicht da, trifft aber Minuten später ein.
Die von mir mitgebrachten Maultaschen essen, dösen, mit Sibil telefonieren. Sie war gerade von einer Berlinreise zurück und hatte sichtlich wenig Lust, gleich noch mal in die Stadt zu fahren, um mit mir essen zu gehen (auch wenn sie nach einem unwilligen Laut pflichtbewußt »ja« sagte). Mir war’s auch zu heiß, und so vertagten wir unser nächstes Treffen bis auf weiteres. Es folgte ein vor Fernsehen und Rechner verbummelter Nachmittag, bis es abends Zeit war, wieder in die Dorfbeiz abzusteigen auf ein paar »Kübel« (große Biere). Meine mitgebrachten rund 130 Franken schmolzen wie Butter an der Sonne.
Relativ früh schlafen gehen, relativ früh aufstehen, Frühstück.
Montag.
Der Rittmeister fährt mit bis Schaffhausen, zeigt mir den Weg über den neuen Autobahn-»Westring Zürich«. Von den Staus in der Zürcher Innenstadt bleibt man hier verschont; von den Staus um das Limmattaler Kreuz und den Gubristtunnel, in deren Nähe sich mehrere Verkehrsströme vereinigen, nicht. Rittmeister: »Heute ist der erste Schultag, da sind halt wieder alle Trottel auf der Straße.«
Vor Schaffhausen wieder die Baustellen, die ich schon auf der Hinfahrt passiert hatte. Ewig lange Fahrt durch enge provisorische Fahrspuren, dort, wo die Autostraße zur vierspurigen Autobahn ausgebaut wird.
In Schaffhausen setzte ich den Rittmeister ab. Er würde mit dem Zug nach Hause fahren und unterwegs in der deutschen Beinahe-Enklave Jestetten billig einkaufen und an einem Kiosk nach dort für ihn abgegebener Post fragen (nicht nur Lebensmittel sind billiger im EU-Raum, auch die Post bzw. Hermes).
Ich fuhr ostwärts durch die Stadt. Geradeaus ging’s zur deutschen Enklave Büsingen – könnte man eigentlich mal besichtigen, es soll da ein Gartenlokal geben, durch das die Grenze mitten hindurchführt –, aber ich war froh, wieder heimwärts zu kommen. Also weiter über die Landstraße nach Thayngen und dort auf den Zubringer zur Bodensee-Autobahn A 81. Riesen-Lkw-Stau in Richtung Schweiz, wo am Samstag noch alles leer war. Die Schweiz hat ja nur auf Personenkontrollen verzichtet, auf Warenkontrollen nicht.
Eine Viertelstunde später war ich in Singen. Auto vor dem Rathaus parken, zu Fuß zur Post – am Samstag hatte ich in Tübingen ein Einschreiben aufzugeben und zwei Überweisungen einzuwerfen vergessen. – Döner essen. Anderswo das erste Bier dieses heißen Tages trinken. Zurück am Auto ein Knöllchen unterm Scheibenwischer hervorziehen.
Nordwärts nach Engen. Bei »Ars Vivendi« ein bißchen Branchen- und Szenetratsch und Einkauf mit erfreulich günstigem Kollegenrabatt.
Für den Besuch bei meinem »Messegirl« könnte ich eigentlich das Auto auf dem Autobahnparkplatz Eschartal stehen lassen, die in den Zaun eingebaute Drehtür aus Drahtgeflecht zur überdachten Wanderkarte am Waldrand nutzen und nach einem Kilometer – nicht durch den Wald, durch offenes Land – in ihrem Dorf sein. Aber ich bin eh viel zu früh dran, also fahre ich nach einem Spaziergang nahe dem Autobahnparkplatz wieder weiter, biege von der Autobahn ab und in ihr Dorf. Zu der Gaststätte, in der sie wohnt.
Der »Adler« ist eine leicht marode Gaststätte mit theatersinnigem Besitzer. Hinter der Gaststube der Raucherkneipe ist ein Raum mit einer Bühne; sogar Eckhard Henscheid war schon hier.
Längeres Gespräch über die Frankfurter Buchmesse und wie wir das beide auf die Reihe kriegen, Bier und Wurstsalat ...
Nach 18 Uhr weiter nach Hause. Nördlich von Balingen ist die Straße teilweise feucht, es muß geregnet haben. Als ich in Nehren aus dem Auto steige, grollt der Donner, und Minuten später pladdert der Regen, während ich schon mit einem Pils am Rechner sitze und diesen Bericht beginne ...

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Und nun wieder die Fragen aller Fragen: Er hatte zweifellos seine schönen Momente, dieser Ausflug. Aber hat er sich wirklich gelohnt? Überwiegen die positiven Momente die Kosten, den Streß beim Fahren? Eine heikle Frage. Immerhin stand ich im Stau und quälte mich durch rund ein Dutzend nervige Umleitungen, und zwei der vier Leute, die ich wiedersehen wollte, habe ich gar nicht gesehen. »Gerade noch positiv« würde ich diesmal die Gesamtbilanz ziehen; aber auch wirklich nur gerade so ...

Nachtrag 25.8.: Inzwischen habe ich ein wenig recherchiert und festgestellt, daß es sogar einen Schwimmkalender aller Schweizer Freiwasser-Schwimmveranstaltungen gibt. Eine Woche vorher hätte ich von Meilen nach Horgen schwimmen können, 2,1 km, und für ganz Harte gibt es sogar die 26-km-Strecke von Rapperswil nach Zürich. Aber auch in Deutschland wird allerlei geboten, quer über die bayrischen Seen z. B. (Starnberger See, Chiemsee), aber auch in Flüssen, etwa dem Rhein (10 km stromabwärts bei Königswinter oder bei der Loreley, mit Flossen- und Neoprenanzugspflicht, die FAZ berichtete vor Jahren darüber), oder in der Müritz oder durch den Strelasund, der Rügen vom Festland trennt, ca. 2,3 km. Bei diesem »Sundschwimmen«, dessen maximal 1000 Plätze immer ganz fix ausgebucht sind, belegen lauter Sportler aus der DDR ... äh ... aus den neuen Ländern die vordersten Plätze, solche wie etwa die fixe Jenny Wachsmuth, Jahrgang 1988, aus Dresden. 26 1/2 Minuten brauchte sie dieses Jahr für die 2315 Meter. Boah: Elf bis zwölf Minuten pro Kilometer! Ich wär schon froh, wenn ich den Kilometer mal in unter 20 Minuten schaffen würde ... Mit einer Zeit von vermutlich rund einer Stunde landete ich beim Sundschwimmen unter den letzten zehn Prozent der Finisher. Das kenn ich doch vom Laufen her ... Nein, dann geh ich lieber zu den gemütlichen Volksschwimmen, wo ich mich noch eher als richtiger Sportler fühlen kann ;-)

12.8.09

In komplexen Langzeichen ...

... jawohl, wird »Sex für Fortgeschrittene« demnächst erscheinen! Haben Sie, verehrter Leser, schon einmal einen Steuerbescheid in »komplexen Zeichen« aus Taiwan erhalten? Ich jetzt ja ...

Ein Drittel des ohnehin nicht üppigen Lizenzhonorars ist für die Steuer draufgegangen. Und dann steht da unter diesen »komplexen Charakteren« auch noch, man solle das Ganze bei seiner Steuererklärung angeben. (Ebenso steht unter den Kontoauszügen: »Meldepflicht laut Außenwirtschaftsgesetz«). Aber wie das alles gehen soll, das ist mir schleierhaft.

Wie »SexfF« wohl in »komplexen Charakteren« aussehen wird? Die Volksrepublik China hat - wie Proleten sind - die schönen, aber unpraktischen und komplizierten chinesischen Schriftzeichen grundlegend vereinfacht. Auf Taiwan, in Singapur und Hongkong werden noch meist die alten, schönen »Langzeichen« verwandt:



»Han zi« - »chinesische Zeichen« - einmal in proletarischer Kurzschrift, dann in traditionellen Langzeichen: (BITTE MARKIEREN - SEIT ICH DEN HINTERGRUND IM JANUAR 2010 AUF SCHWARZ GESCHALTET HABE, SIEHT MAN DIE BEIDEN BILDER LEIDER NUR NOCH SO - Nachtrag vom 18.1.2010)





Tja, »schau'n wir mal« - im wortwörtlichsten Sinne ...

10.8.09

Die Fahndung nach Kinderpornos, indizierte Literatur und mehr ...

Die Fahndung nach Kinderpornos scheint intensiver zu werden.

Unlängst wunderten sich meine Zürcher Grafikerin Sibil Joho und ich darüber, daß die dringend in meiner deutschen Druckerei benötigten Coverdateien für geplante neue Titel, als CD per Post geschickt, ewig lang brauchten, um anzukommen.

Endlich waren sie da, nach vielleicht einer Woche, und der Chef der Druckerei erklärte mir am Telefon: »Wir mußten zum Zollamt, um die CDs zu holen, und die Umschläge waren alle geöffnet. Man erklärte uns, man habe überprüfen wollen, ob Kinderpornos auf den CDs drauf seien.«

Natürlich waren keine drauf, noch werden je welche drauf sein. Ich habe allerdings keine Lust, meine CDs in Zukunft noch den schnüffelnden Augen - pardon, Stilblüte ... also ... äh: den übermäßig neugierigen Augen irgendwelcher Zolleute und Grenzer zu präsentieren. Also muß irgendeine andere Art des Transfers dicker Datenpakete (zu dick für Emails) her ...

Es erhebt sich auch die Frage: War das nun nur 'ne Routinekontrolle, oder sind die schon ganz speziell auf den Marterpfahl Verlag und seine Druckerei aufmerksam geworden?

Wenig später ein Anruf von einem altgedienten Erotik-Grossisten: »Eine meiner Kundinnen hat mir erzählt, ›Unterm Pantoffel‹ alias ›Die Weiberherrschaft‹ stünde auf'm Index, zwei von drei Bänden!«

Leider bin ich in solchen Situationen oft zu perplex, um gleich das Richtige zu sagen; immerhin ist mir das meiste von der folgenden geeignten Entgegnung eingefallen:

»Die alte Ullstein-Taschenbuchausgabe der neunziger Jahre ist indiziert. Meine Ausgabe nicht. Deshalb hab ich ja den Titel geändert und - in alle drei Ausgaben - ein Vorwort von Arne Hoffmann eingebaut, in dem er sich kritisch mit der Indizierungspraxis auseinandersetzt - von diversen Korrekturen des Textes abgesehen. Damit unterscheidet sich meine Ausgabe deutlich von der indizierten Ullstein-Ausgabe und müßte erst mal ein neues Indizierungsverfahren durchlaufen - von dem man mich benachrichtigen müßte. Mir ist aber nichts derartiges zu Ohren gekommen. Außerdem bedeutet Indizierung ja nur, daß das Werk nicht an Jugendliche verkauft werden und in für Jugendliche zugänglichen Räumen zur Schau gestellt werden darf. Und wenn Ihre Kundin einen Sexshop betreibt [das tat sie], dann ist eh alles im grünen Bereich, selbst wenn mein Werk indiziert wäre, denn Jugendliche haben dort ja keinen Zutritt.« - »Ah so«, erwiderte mein Gesprächspartner etwas verdattert.

Eigentlich hätte ich ihn fragen müssen - und seine Kundin -, wie lange sie eigentlich schon in der Erotikbranche arbeiten, daß sie das nicht wissen ... Nun ja, Pisa ;-)

PS: Die CDs hatte Sibil nicht nur an die Druckerei, sondern auch in Kopie an mich geschickt. Die Exemplare für mich kamen genauso spät an, allerdings direkt im Postfach; ich mußte mich nicht auf den Zoll bemühen. Ob sie geöffnet und kontrolliert wurden, kann man nicht so recht erkennen ... Aber nebenbei: Für wie doof halten die »Ämtler« eigentlich eine Druckerei, Kinderpornographisches auf Papier zu drucken und zu vertreiben? So was soll doch nur in geheimen Zirkeln im Internet kursieren ...

Die aufgeblasene Dominanz - Bofewo Spring '25, Teil 1

  Hier ist die Fa. Dominflate . Viel Spaß!   "Er war schon immer etwas aufgeblasen", kommentierte James Bond einst das Zerplatzen...