1.2.10

Unsichtbare Autoren

Letzten Herbst bekam ich Besuch von den Steuerprüfern. Ein Herr durchwühlte drei Tage lang meine Steuerunterlagen. Ohne große Beanstandungen. Aber er wollte die Namen all meiner Autoren wissen. Und die der Fotografen hat er sich natürlich auch notiert. Der eine oder andere bekam dann eine Kontrollmitteilung vom Finanzamt.

Jetzt bin ich dabei, die Frühjahrsneuerscheinungen vorzubereiten. Auch die Titelbilder natürlich. Doch der Fotograf einiger sehr schöner Bilder ziert sich noch ein wenig - ausgerechnet er hat eine Kontrollmitteilung vom Finanzamt bekommen und will nun für die neuen Bilder kein Okay geben, »solange dies nicht geklärt ist« ...

Bei all dem kam mir aber auch wieder einmal zu Bewußtsein, wie merkwürdig sich manche meiner Autoren verhalten: Eine Autorin zog zweimal um, ohne es für nötig zu befinden, mich, ihren Verleger, davon zu unterrichten. Inzwischen gilt nicht mal mehr ihre alte Email-Adresse. Hätte ich nicht von Dritten erfahren, wo sie steckt, ich wüßte es gar nicht, so egal scheint ihr mittlerweile alles zu sein. Gut, die Dame läuft noch auf Vorschuß (ihr Werk verkauft sich schlecht), aber trotzdem ... - Eine andere ist seit Jahren unerreichbar, selbst ihr Mitautor weiß nicht, wo sie steckt. Kontonummer und Emailadresse funktionieren noch, aber auf die Emails mit den Abrechnungen kommt nie eine Antwort, und das Buch wird (da Autorenvertrag ausgelaufen und Autorin nicht erreichbar) seit Jahren auf prekärer Basis verkauft ... - Ein weiterer Autor ließ sich seinen Autorenvertrag nicht nur an eine provisorische »c/o«-Adresse schicken, die Adresse wurde auch so oben in seinen Vertrag eingetragen. - Der Gipfel war 2002 ein amerikanischer Autor, der mir gegenüber ganz anonym bleiben wollte - wie ich erfuhr, war er im »wirklichen Leben« prominent in der Hollywoodbranche und hatte panische Angst, daß sein Doppelleben auffliegen könnte. Das geht, sofern man dann - wie der legendäre B. Traven (»Das Totenschiff«, »Der Schatz der Sierra Madre«) - einen Rechtsanwalt stellvertretend handeln läßt, mit Vollmacht. Aber das wollte der auch nicht. »Und die Autorenhonorare legst du dann in einen toten Briefkasten?« spottete ein Bekannter. »Nein«, entgegnete ich und ließ das seltsame Geschäft platzen. - Eine Autorin wiederum beschwor mich, außer bei Emails nie direkt mit ihr zu »verkehren«, sondern stets nur über eine Bekannte, »denn wenn mein Mann erfährt, daß ich SM-Geschichten publiziert habe, dann ist unsere Ehe dahin.«

Wenn ein Verlag einen Autor (Fotografen, Grafiker) unter Vertrag nimmt, muß er klipp und klar wissen, wie er heißt und wo er wohnt. Der Betriebsprüfer zu mir: »Wenn wir diese Autoren oder Fotografen nicht unter der angegebenen Adresse finden, dann kommen wir auf Sie zurück.« Eben. Und ich hab dann die Arschkarte.

Wer hat die schon gern?

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