15.7.23

»Sklavinnen von Tanger« und »Ursel an die Leyne« passen nicht zu uns, sagen die SCHLAGZEILEN - Wie politisch dürfen SM-Bücher sein? - Nächste Sommerfrische (Kreativurlaub;-) im Knast in Lettland? - 1000. Beitrag - Römertopf wird eingeweckt - Exitus für Rohrstock-Akademie


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Nein, das da links bin nicht ich, aber doch etwas ähnlich ... Die Bildunterschrift müßte lauten: »Die nette Gardistin liest Rüdi noch eine Gute-Nacht-Geschichte vor«, und zwar vom guten Onkel Gorbi, der alles zum Besseren gewandt hat. Hotels in ehemaligen Haftanstalten gibt's mittlerweile reichlich, aber keines sei so authentisch wie das Karosta Hostel, das ehemalige Militärgefängnis in der lettischen Hafenstadt Libau, heißt es. (Daher auch die drei Bilder.) Reisegruppen können da etwas buchen, was euphemistisch als »Theaterinszenierung« bezeichnet wird, tatsächlich aber ein SM-Rollenspiel ist: 24 Stunden wie ein echter Häftling. Man muß vorher unterschreiben, daß man mit allem einverstanden ist, ein Safeword als »Notausgang« gibt's auch - und dann wird man stundenlang von einem »Feldwebel« über den Platz gescheucht, Liegestützen, Dauerlauf mit Gasmaske auf, demütigende »Registrierungsprozedur« mit Angebrülltwerden etc. - Ach nee, brauch ich nicht. So eine gemütliche Zelle reicht auch :-) 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jetzt hört sie auf mit Vorlesen, und Rüdi sagt bang: »Geh nicht weg! Laß wenigstens das Licht brennen! Oder die Tür nur angelehnt!« - Da lächelt sie und sagt: »Es ist doch nur über Nacht und nur zu deiner Sicherheit! Und nun schlaf schön und träum was Süßes!« :-) 


 

 

 



 

 

 

 

 

 

 

 

Ist Rüdi noch brav, oder fängt er schon an zu randalieren? Viele stehen den Aufenthalt in dieser gemütlichen Herberge psychisch angeblich gar nicht durch ... Nun ja: Ganz in der Nähe gibt's ein billiges Bunker Hostel. Vielleicht sollte man da mal einen  Sommeraufenthalt buchen. 

Die (lange aufgeschobene) Rezension von »Die Sklavinnen von Tanger« und »Ursel an die Leyne!« hat Matthias Grimme auf der Charon-Facebookseite jetzt abgelehnt mit dem Hinweis: »Die Bücher passen nicht zu uns.« Keine weitere Begründung (zunächst). »Ins Röckchen gezwungen«, meinen allerersten Titel von 1998, wollten sie zunächst auch nicht ins Sortiment bringen - mit ähnlicher Begründung; und taten es dann doch. Damals gab's allerdings noch andere Verkaufs- und Rezensionsquellen; inzwischen machen die sich rar. 

Stattdessen widmen die SZ 199 vier von fünf Rezensionen dem Verlag Blue panther books, der unverdrossen dutzendweise Schnulzen raushaut, manche mit SM, manche ohne. Auch das verdrießt mittlerweile die SZ, wie manche Formulierungen verraten: 

»Die Ausbildung zur Büro-Sklavin - Kann man lesen, muß man aber nicht. Aber damit ist das Buch in guter Gesellschaft. - Wenn man schon Titel-Bingo der untersten Phantasieschublade spielt, dann doch bitte mit etwas mehr Humor – Oder ist das zu viel verlangt?
Der Plot ist dann ebenso beliebig wie so häufig – die Welt der Angestellten und Büromitarbeiter, die Damen sind Sekretärinnen, der Abteilungsleiter wird umschwärmt, man errötet hier und da (ja, auch auf den Arschbacken), am Ende sind alle glücklich.
Da wünscht man sich doch glatt eine Fortsetzung zu lesen:
Je nach Gehaltsklasse hat der Angebetete bereits ein komplett eingerichtetes Spielzimmer, oder der Hobbykeller des Einfamilienreihenhauses wird zu solchem, dank der deutschen Baumarktdichte als solches ausgebaut – eigentlich müssten Andreaskreuz-Bausätze aus Kiefer ein Kassenschlager sein. – achten Sie doch beim nächsten samstäglichen Besuch eines solchen Marktes auf die Pärchendichte in der Eisenwarenabteilung bei den Karabinern.« Hoppla, das war jetzt schon die ganze Rezension von Anuschka; kluge Frau - auch wenn sie meine »Wahrheitskammer« eher verriß: 

»Die Wahrheitskammer; ein interessantes und zugleich schwieriges Buch, bei dem mir ein sehr dunkler Nachgeschmack bleibt. Ein ungelenkes und böses Buch, das das Zeug zum Klassiker hat. Autor: Ana Contrera; Paperback, 230 Seiten.
Schwierig. Bei diesem Buch komme ich an meine Grenzen – allerdings an andere, als gedacht.
Chile, 1975. Vor dem Hintergrund der Militärjunta, einem Regime, das politische Gegner foltert, ermordet, verschwinden lässt, entdecken junge Studentinnen ihre Faszination für Demütigungen.
Schon auf den ersten Seiten stellte sich mir wieder die Frage, inwieweit erotische Literatur vor dem Hintergrund realer historischer Gräueltaten stattfinden darf und wie damit umzugehen ist. Ein weites Feld, bei dem die Lust m. E. aus Respekt vor den tatsächlichen Opfern in den Hintergrund gestellt werden muss.«

Wie wird das dann bei künftigen Marterpfahl-Titeln sein, die mindestens genauso politisch sein werden wie »Tanger« und »Ursel«? Also »politisch« ist nix, und unpolitisch ist fad? 

Über den Vorgänger der Wahrheitskammer, das »Eisenbett«, urteilte M. Grimme - Kritik hatte ich befürchtet -  immerhin so: 

(Huch - scheint schon seit SZ 179 ausverkauft zu sein - »nur noch zwei Ex.« -, und der Rezitext ist futsch ... Aber er war lobend.) 

Aber zurück zu den aktuellen SZ-Blue-Panther-Books-Rezis:

»Zur Sklavin erzogen - Du gehörst mir. [...] Der Klassiker: Junges unschuldiges Mädchen arbeitet aufopferungsvoll, neben ihrer zusammengekürzten Stelle als, wie überraschend, Krankenschwester, in einem noblen Privatclub an der Bar. Um ihrem kranken Vater seine Betreuung und medizinische Versorgung zu gewährleisten, läßt sie sich auf einen Deal mit dem - natürlich gutaussehenden - Chef des Ganzen ein, der sich natürlich in sie verliebt, sie in ihn und die Welt des SM steht auch beiden offen – Alec erfahren und gelangweilt, Alissa das Gegenteil und natürlich devotes Naturtalent – und dann wird es auch noch gefährlich.
Widersacher, Irrungen und Wirrungen und 50 Shades auf Grey. Und trotzdem liest es sich ganz niedlich, nimmt man Alissa ihre Naivität zumindest stellenweise ab. Auch Alecs Faible für Atemkontrolle wird elegant beschrieben, sehen wir mal davon ab, dass das beim zweiten Date doch etwas mutig ist, aber immerhin handelt es sich ja um einen Roman und keinen Tatsachenbericht.«

Und schon wieder eine fast komplette Rezension von Anuschka, die eigentlich ein halber Verriß ist. 

»Benutz mich - Stille deine Lust! - Wären nicht die vor allem für Anfänger interessanten Erklärungen von Jaques, taugte Sarahs vermeintliche Naivität bestenfalls als Valium-Ersatz mit Kaugummigeschmack. [...] Ach Gottchen – Ende 30 und noch nie was von BDSM gehört – außer was die Regenbogenpresse mit ihren Klein-Fritzchens in der Redaktion sich so landläufig darunter vorstellt: Lack, Leder und immer eine auf die 12. (Oder waren es 12 auf die eine?!) Und so fällt Sarah, ihres Zeichens Autorin romantischer Romane [...], aus allen Wolken, als ihr Chef etwas mehr Inhalte von ihr verlangt, genauer gesagt, etwas mehr SM. Sarah macht sich also, nach erster halbherziger Empörung [...] auf die Suche und recherchiert im Internet, trifft dort zunächst virtuell auf Jaques, der ihr Unterricht in Theorie und später auch in Praxis gibt [...]«

Wie sagten Matthias und Geli mal: Nur noch die Handbücher gehen; die Belletristik liegt wie Blei, egal wie gut sie ist. - Mit solchen Büchern wird der Umschwung nicht gelingen - wenn überhaupt. Immerhin ist die Druckauflage der SZ von 7000 Stück (2001) auf unter 2000 Stück gefallen. Da ist die Reichweite einer Rezension gering.   

Tja, da muß ich eiligst die lange vertrödelte Anmeldung der beiden Titel ans VLB nachholen und dann die E-Book-Ausgabe, obwohl ich etlichen Ärger mit Amazon vorhersehe ... *seufz* 

Was sonst noch geschah: 

Dieses Posting ist das tausendste in diesem Blog. Leser hatte ich nun seit Beginn der Statistikfunktion im Sommer 2010 rund 555.000. Schade, daß nicht jeder wenigstens einen Cent hinterlassen hat ;-) Im Frühjahr 2021 gab's ein merkwürdiges Phänomen: Hatte der Blog vorher rund 2000 Leser pro Monat, so waren es jetzt auf einmal 20.000 - und die meisten kamen kurioserweise aus Frankreich. Inzwischen haben sich die Verhältnisse wieder halbwegs normalisiert - noch 4000 Leser monatlich. 

Der Römertopf wird nimmer produziert, und die Firma Weck ging nach 123 Jahren pleite. Links verkneif ich mir jetzt mal. 

Nigel Farage, dem einstigen Leiter der UKIP, wird das Leben schwergemacht: Acht Banken haben es abgelehnt, ihm ein Bankkonto zu führen, siehe hier. Das scheint generell die neue Masche zu sein: mißliebigen Leuten die Bankkonten zu kündigen. 

Und nun für heute erst mal Ciao! 

PS: Hab' auf Facebook bei Charon noch mal nachgefragt, was an »Tanger« und »Ursel« so schlecht ist - Antwort: »Wir mögen die Titel nicht, und ein Totalverriß hätte dir sicher nicht gefallen.« Wohl zu noncon und reaktionär. Ich daraufhin: »Dann lieber so ›halbe Verrisse‹ wie bei den Blue Panther-Schnulzen. Verstehe. Die nächsten Marterpfahl-Titel werden aber nicht viel anders sein, politisiert und teilweise noncon. Gefühlige Schnulzen mag ich nicht schreiben. Langweilig.« Das fand immerhin Grimmes Zustimmung. Daumen hoch. Insgesamt gilt aber wohl für die niedergehenden SCHLAGZEILEN (und Sklavenzentrale) und den auch dahinsiechenden Marterpfahl Verlag: Time to say good bye *schnüff*  Viel verkauft hätten die eh nicht. 

Die Muir Academy in Hereford, wo ich 1998 noch schöne Schoolgirl-Rollenspiele machte, scheint auch mittlerweile der Exitus ereilt zu haben. Die haben im Herbst '22 mit großem Tamtam ihr 35. Jubiläum gefeiert, und das war dann wohl der Schlußgong, der Schlußakkord, das furiose Finale - und danach kam nix mehr. Die Seite mit aktuellen Terminen verzeichnet die von 2022. Aus die Maus.

                                          Kannst wieder gucken, »Mädel«; alle sind weg :-(

                                                              Bild: Muir Academy 

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