28.8.06

Persönliches ...

So, nun ist Tantchen auch unter der Erde. 1989 erwischte es - viel zu früh - meine Mutter, 2004 91jährig meine Oma, und am 13. August, einem passend tristen und verregneten Sonntag, starb in den Morgenstunden meine Tante, die hier in meinem Haus lebte. Freitag - am 25.8. - haben wir ihre Urne unter die Erde gebracht. Ihren aggressiven Hund, der - nicht mir, aber anderen - so viel Probleme bereitet hatte, hat eine Bekannte übernommen (eine, die ihn damals im Tierheim mit abgeholt hatte und ergo mitverantwortlich war für die Misere). Und jetzt ist es ganz schön einsam hier im großen Haus ... (In der Sklavenzentrale würde man sagen: »Das ist eine verdeckte Kontaktanzeige!« - ja natürlich, was denn sonst ;-)

12.8.06

Neue Titel im August

Drei neue Titel gibt's seit dem 5. August: »Sex für Fortgeschrittene« heißt der neue Ratgeber, in dem Arne Hoffmann in gewohnt lockerem Ton verrät, was wir schon immer über das Thema Nr. 1 wissen wollten, uns aber nicht zu fragen getrauten ;-)

»Eine Nacht lang wirst du käuflich sein« von Justine Rhett ist gewissermaßen - sorry! - alter Wein in neuen Schläuchen. Mit dem »Weihnachtscover« lief das Buch »Ich war kein braves Mädel, Santa Claus« einfach nicht, besonders nicht im Sommer. Es mußte einfach eine neue Verpackung für die bewährt guten Geschichten her ...

»Walters neue Welt« führt uns in die Grenzgefilde zwischen Science Fiction und SM - in der Titelgeschichte jedenfalls, die den Großteil des Buches ausmacht. Daneben gibt es noch einige kürzere Erzählungen, maledom wie femdom.

Nähere Infos zu den drei neuen Titeln wird es im Laufe der nächsten 14 Tage auf der Katalogseite unseres Verlags geben.

Zwei weitere neue Titel mußten in den September »geschoben« werden, für August hat's nimmer gereicht. Was das für neue Titel sind? Abwarten - aber die Kunstliebhaber und die Keuschheitsgürtelfans können sich schon mal ebenso in Vorfreude üben wie die Liebhaber geknechteter Dienstmädchen und gefangengehaltener junger Frauen ... :-)

Fast 248 000 zeigt der Zähler auf der Marterpfahl-Homepage inzwischen an. Zum viertelmillionsten Besucher wird die Fanfare auf der Startseite abgestellt - »Also sprach Zarathustra« ist zwar nicht so übel als pompöser Auftakt zu einer Homepage, aber wenn man das allzu oft anhören muß, nervt's irgendwann ...

Was tut sich ansonsten? Viel Arbeit - nicht nur im Verlag, auch durch häusliche Probleme; irgendwann in den nächsten Tagen dürfte sich der Erfolg meiner Diätmaßnahmen endlich darin zeigen, daß ich zum ersten Mal seit 2001 die 90-kg-Marke wieder unterschreite (März 2006: 97,4 kg); auf dem Laufband schaffe ich die 5 Kilometer mittlerweile in 25 min 52 sec - talentierte Sportler dürfen lächeln, aber für mich bedeutet das eine kontinuierliche Verbesserung.

16.6.06

Urlaubsreif;-)

Hallo Freunde,

diese letzte Rundmail schreibe ich vom Internetcafé aus, weil seit Mittwochnachmittag mein DSL zusammengebrochen ist. Zusammengebrochen ist auch meine Klotür zu Hause - als sie gestern abend blockierte, sich die Klinke nimmer bewegen wollte, mußte ich sie aufbrechen, und jetzt hängt sie traurig in den Angeln ;-) Kein Klo gibt's auch hier im Internetcafé, ich mußte hier eben unterbrechen und 100 Meter weit zu McDoof wandern, um mich erleichtern zu können ...

Alles ist total meschugge jetzt: Im Fitneßstudio wurde ich angemeckert, weil ich meine Turnschuhe vergessen hatte und in meinen Wildlederschuhen mit ganz sauberer Sohle auf dem Laufband joggte. (So langsam verstehe ich meine langjährige Steptanzlehrerin und ihren Haß auf kleinkarierte Hausmeister, die immer »mein Fußboden, mein Fußboden!« jammern, als ob sie ihn selbst bezahlen müßten. Wenn die Hausmeister woanders auch so pingelig wären, hätte der berühmte 80jährige Steptänzer »Mr. Sandman«, Spezialist für Schleifschritte auf sandbestreutem Boden, niemals so berühmt werden können;-). - Bei uns im Ort stellten Mittwoch alle ihre gelben Säcke raus, obwohl gar keine Abfuhr anberaumt war (ich folgte dem kollektiven Wahn, dachte mir »Vielleicht hab ich mich ja geirrt?«, aber nein, es war nur kollektive Blödheit).

Alle guten Hosen (die mir passen) sind in der Wäsche; derzeit trage ich ein löchrige alte Hose, und zwei Tage lang bin ich nur im Schottenrock rumgelaufen und rumgefahren - auf dem Motorroller. Fazit: Ab Tempo 50 empfiehlt es sich, den Rock unterzuklemmen, sonst wird's nicht nur gefährlich, man fühlt sich auch wie Marilyn Monroe in der berühmten Szene, wo sie über einem Luftschacht steht :-) Das hat aber auch was, mit wehendem Kilt vom Radar geblitzt zu werden - mir kann ja nichts passieren, hab ja kein Nummernschild vorne!

Die Sozialversicherung hat eine Betriebsprüfung anberaumt, aber das ist noch weit weg. Für die Reise (nach Berlin und Moskau, wo mein Brüderchen Austauschstudent an der Lomonossow-Universität ist) ist alles geritzt. Meine Güte, der weißrussische Diktator Lukaschenko wollte für die simple Durchfahrt mehr wissen (zweiseitiger Fragebogen) als Herr Putin für die simple Einreise. Ob mir schon mal ein weißrussisches Visum verweigert worden sei; ob ich schon mal wegen gesetzwidrigen Verhaltens aus Weißrußland ausgewiesen worden sei ;-) ... Es wäre doch besser gewesen, in Riga den Zug zu besteigen, da kommt man gleich direkt nach Rußland, ohne weißrussisches Gebiet zu berühren.

Da ich erst in den ersten Julitagen wieder zu Hause sein werde, kommt dieses Mal meine übliche Rundmail mit der Hitliste erst ein wenig später. Alles andere - Verträge etc. pp. - muß eben noch bis Juli warten. Bei dringenden Anfragen an den Verlag bitte vorläufig diese Adresse hier benutzen, von der aus ich schreibe:

ruthmor@gmx.ch

Die Verkaufszahlen jedenfalls sind gut, die Verkaufsziffer vom ersten Halbjahr 2005 ist jedenfalls schon um rund 10 % überschritten.

Mit etwas eiligen Grüßen an alle

Rüdiger Happ

6.6.06

Friedrich Merz, der Bierdeckel und die Anlage EÜR

Auf einen Bierdeckel solle sie künftig passen, die Steuererklärung, forderte der Unionspolitiker Friedrich Merz im Frühjahr 2005. Das war wohl übertrieben, aber nur wer mit hohen Forderungen in die Verhandlungen geht, kann im Endeffekt viel erreichen. Daß etwas in puncto Steuervereinfachung getan werden muß, darüber waren sich eigentlich alle einig in dem Land, das angeblich die meisten Steuergesetze weltweit erläßt, die kompliziertesten, nervtötendsten.

Alle waren sich einig, aber die Verwaltung arbeitete weiter daran, alles noch weiter zu verkomplizieren. Im Sommer 2005 – es war also noch nicht mal die Große Koalition mit ihren typischen Kompromissen schuld! – geißelten Zeitungsartikel die geplante neue Anlage EÜR zur Steuererklärung.

EÜR, das bedeutet »Einnahmeüberschußrechnung«. Also genau das, was ich immer noch mache … Statt einer komplizierten doppelten Buchführung macht der Kleingewerbetreibende da einfach eine Übersicht »Was kommt rein, was geht raus«. Basta. Aber das wäre wohl zu einfach. Die neue Anlage EÜR fordert ein genaues Aufdröseln der einzelnen Ausgabenposten, was ich mit meinen einfachen Mindestbuchführungsformularen mit ihren wenigen Spalten ebenso wenig leisten kann wie das nachträgliche Aufdröseln der unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze. In den einzelnen Rechnungen halte ich die unterschiedlichen Sätze natürlich auseinander und berechne alles genau, aber in der gesamten Monatsübersicht stehen nur zusammengerechnete summarische Posten, so viele Spalten kann man auch gar nicht in eine ausdruckbare DIN-A4-Datei pressen. Das alles noch einmal aufzudröseln oder von vornherein getrennt zu erfassen bedeutete Riesenmehraufwand, mehrere zusätzliche Arbeitstage meines Assistenten, genau wie das Aufdröseln der einzelnen Ausgabenposten (»Honorare«, »Waren« etc. pp.) bei der neuen Anlage EÜR. Das schmälert meinen Gewinn und die Steuern, die dem Staat zufließen. Mit anderen Worten: Der Staat schießt sich dabei selbst ins Knie. Wann werden die Finanzämtler das endlich begreifen?

Ich habe in meine Anlage EÜR nur die pauschalen Posten eingetragen und ansonsten die fotokopierten Monatsübersichten beigelegt, da könnten die Finanzämtler alle Posten einzeln ersehen, nur eben nicht nach Ausgabengruppen zusammengefügt, so wie sie’s gerne hätten. Mal sehen, was jetzt passiert. Dieser Statistikwahn bringt einem Unternehmen keinen Pfennig Mehrgewinn. Ob man das den Beamten klarmachen kann?

30.5.06

Männer in Generalverdacht – wieder einmal

Was waren das doch noch für gemütliche Zeiten – Agatha Christie, »Mord im Orientexpreß«. Oder »Mord auf dem Nil«. Hercule Poirot aktivierte seine grauen Zellen und arbeitete sich nach dem Ausschlußverfahren zum Mörder vor: Zunächst wurden alle als verdächtig betrachtet und danach diejenigen aussortiert, die es aus verschiedenen Gründen nicht gewesen sein konnten, bis dann schließlich einer übrig blieb ...
Was bei einer überschaubaren Zahl von Verdächtigen sinnvoll sein kann – das Ausschlußverfahren –, wird zunehmend auch dann angewendet, wenn es nicht sinnvoll ist:
Polizei bereitet größten Gentest Deutschlands vor, sucht Kinderschänder
Der bisher größte Massengentest Deutschlands wird hier vorbereitet. Was für ein schlimmer Mord soll hier aufgeklärt werden? Gar keiner, so erfahren wir. Es handelt sich um einen Kinderschänder, der nicht gemordet hat (noch nicht, sollte man vielleicht vorsichtigerweise hinzufügen). Gewiß ein schlimmes Delikt. Aber gilt die Verhältnismäßigkeit der Mittel hier gar nicht mehr? Darf man für die (möglicherweise erfolglosen) Ermittlungen in so einer nichttödlichen Sache 2 ¼ Millionen Mark ausgeben? Hat so was überhaupt kriminaltechnisch einen präventiven Sinn, wenn die Auswertung Jahre dauert? Darf man die gute alte Unschuldsvermutung so einfach auf den Müll werfen? Darf man mit dem Wort »freiwillig« Schindluder treiben? Denn man darf sich ja keinen Illusionen hingeben: Das Wort »freiwillig« ist hier nicht mehr das Papier wert, auf dem es gedruckt wird. Sozialer Druck (»Du verweigerst den Test? Dann hast du wohl was zu verbergen!«) im Verein mit polizeilichem Druck (»Sie verweigern den Test? Dann geben Sie uns ein Alibi, stehen Sie uns Rede und Antwort!«) sorgen mit vereinten Kräften dafür, daß wieder einmal die Männer in toto als potentielle Täter und Gewalttäter dastehen und sich anstrengen müssen, sich zu entlasten, während Frauen mal wieder pauschal als die besseren Menschen dastehen; auch wenn sie mal in einen ähnlichen Verdacht geraten, werden Massengentests in solchen Fällen oft als »unzumutbar« abgelehnt, auch von Gerichten.
»Unzumutbar« – ja, das sind sie. Ich kann jedem nur empfehlen, solche von Hysterie diktierten Pauschalverdächtigungen und Massengentests abzulehnen und sich mit allen Mitteln dagegen zu verwahren – zumal auch noch ziemlich zweifelhaft ist, ob die erhobenen Daten nach Abschluß der Ermittlungen auch tatsächlich wieder gelöscht werden (wie versprochen). Was aber am schwersten wiegt, ist diese sich ausbreitende »Wenn-du-nichts-zu-verbergen-hast-kannst-du-doch-alles-offenlegen«-Mentalität. Doch, wir haben was zu verbergen: unser Privatleben nämlich und alle Infos über uns, die andere nichts angehen. Erstaunlich, wie gering all diese mühsam errungenen Freiheiten heute geschätzt werden, wie leicht sie einer schlechtinformierten Hysterie über angeblich pausenlos steigende Kriminalität geopfert werden.
Was das alles im Marterpfahl-Blog zu suchen hat? Nun, wenn Arne Hoffmann hinter seinem Schreibtisch politisiert, was das Zeug hält, werde ich das doch auch mal dürfen, nicht wahr?

Und schon wieder 2153 Euro ärmer - die Künstler und das Soziale

2153 Euro – so hoch lautete der Bescheid – mußte ich heute an die Künstlersozialkasse abführen. Jahrelang hatte ich mich nicht um diese Institution gekümmert. Wenn die was von mir wollen, sollen sie sich halt melden, dachte ich. Die Berufsverbände, zuständig für die Unfallversicherung etc. pp., hatten sich ja auch sofort bei mir gemeldet, als ich Ende 1996 meinen Gewerbeschein als Verleger in der Tasche hatte. Nun muß ich für alle Honorare seit 2001 einen pauschalen Prozentsatz von gut 5 % nachzahlen, als Arbeitgeberbeitrag für die 1983 gegründete Künstlersozialkasse. Was für ein Blödsinn!
90 % meiner Autoren sind Freizeitautoren, deren Honorare ein paar hundert Euro pro Jahr nicht übersteigen. Auch auf diese Honorare muß ich Abgaben zahlen, obwohl diese Autoren niemals eine Rente aus der KSK erhalten werden. Meine Illustratoren und Grafiker sitzen in Wien und Zürich? Macht doch nichts, erklärte mir die Dame von der KSK am Telephon, das sind Honorare, also müssen sie auf die auch pauschal diese Abgabe zahlen, auch wenn die Österreicher und Schweizer niemals eine Rente aus der deutschen Künstlersozialkasse erhalten werden. Nutznießer dieser Kasse sind in Wahrheit sehr wenige Vollzeit-Schriftsteller, unter meinen Autoren allenfalls zwei, drei Leutchen (von drei Dutzend Autoren insgesamt); und für Belletristikautoren gilt das auch nur sehr eingeschränkt, mehr für Sachbuchautoren, so erklärte mir gerade ein Autor am Telephon. Es solle eine Art »Kopierabgabe« sein, weil Sachbücher ja in öffentlichen Bibliotheken stünden und häufiger kopiert würden. (Also ich kann mich erinnern, auch Romane kopiert zu haben ...)
Ja, das finanzielle Wohlwollen deutscher Politiker gegenüber der Kultur. Was spricht eigentlich dagegen, Bücher wie eine x-beliebige Handelsware zu betrachten? Gut, der reduzierte Mehrwertsteuersatz für Bücher (7 statt 16 oder demnächst 19 %) ist angenehm, schafft aber auch bürokratischen Mehraufwand und Abgrenzungsprobleme. Besser wär ein einheitlicher, dafür etwas niedrigerer Steuersatz, etwa 15 %. Ein 15-Euro-Buch würde sich dann auf 16 Euro verteuern – was soll’s? Dafür würden sich ja dann andere Dinge verbilligen ...
Das heißt, wenn das mit der Preisbindung weiterhin so umständlich bleibt, dann wäre das doch ärgerlich, dann müßte ich nämlich jeden Preis offiziell ändern. Statt sie einfach so anzupassen. Auch die Preisbindung wurde zum Schutze des edlen Kulturguts Buch eingeführt und jahrzehntelang von interessierten Kreisen verteidigt. Die Standardargumentation pro Preisbindung geht so: a) Wir müssen die kleinen Buchläden schützen gegen die großen Kettenläden. Auch in Zukunft soll’s die Buchhandlung an der Ecke geben. Mit der Preisbindung können die großen Läden einzelne Buchtitel nicht mehr billiger anbieten als die kleinen. Das stimmt, aber den Niedergang der kleinen Buchläden hat das bestenfalls abgebremst.
b) Den Verlagen soll weiterhin eine Quersubventionierung möglich sein. Viele Verlage haben einige wenige Bestseller, und deren Erträge subventionieren dann die anspruchsvolle Literatur, die Nieten und Ladenhüter quer (wobei gern unterstellt wird, daß diese beiden Kategorien identisch sind, mit einem falschen Rückschluß: »Anspruchsvolle Literatur geht oft nicht gut; also müssen Bücher, die nicht gut gehen, anspruchsvolle Literatur sein.« Daß das Publikum auch mal den richtigen Riecher haben und langweiligen Blödsinn einfach links liegenlassen könnte, ist nach solch einem Weltbild wohl ausgeschlossen). Wenn’s die Preisbindung nicht gäbe, würden die Kaufhausketten Bestseller billiger anbieten und Druck auf die Verlage ausüben (»Höhere Rabatte bitte!«) mit ihrer enormen Nachfragemacht, und schon brächten die Bestseller den Verlagen nicht mehr so viel ein, daß sie die Ladenhüter quersubventionieren könnten. (Die Verlage sollten einfach noch mehr – wie ich bereits jetzt – auf Printing on Demand setzen, da brauchen sie von den Ladenhütern nicht mehr als 100 Stück auf einmal drucken zu lassen, und schon sinkt das Risiko beträchtlich ....) In Frankreich und Schweden habe man mit der Aufhebung der Preisbindung angebliche sehr üble Erfahrungen gemacht ...
So weit die »offizielle« Argumentation. Irgendwo im HGB, im Handelsgesetzbuch, steht das Verbot von Preisabsprachen und Kartellen, in § 15, glaube ich, und gleich danach steht die Ausnahme: die Ladenpreisbindung des Buchhandels als Sonderfall eines erlaubten Kartells. Erlaubt ist es nur, wenn es lückenlos eingehalten wird. Jeder Buchhändler muß den »Sammelrevers Dr. Franzen« unterschreiben, womit er sich verpflichtet, immer schön brav die Preisbindung einzuhalten und niemals dagegen zu verstoßen. Zumindest bei ladenneuen Büchern. Aber sind Bücher noch ladenneu, wenn sie zuvor nach Österreich verkauft und von dort sofort reimportiert worden sind? Durch solche Preisbrecheraktivitäten in großem Stile wurde die Preisbindung im Jahre 2002 unhaltbar, zumal auch die EU-Kommission sich einschaltete und die Preisbindung – unter Geflenne der gesamten deutschen Kulturbranche – für nicht mehr vereinbar mit EU-Recht erklärte. Doch es kam noch schlimmer: Statt der bisherigen freiwilligen kartellähnlichen Vereinbarung kam es nun zu einem Gesetz, das die Preisbindung lückenlos regelt. Hatte ich vorher als Verleger noch das Recht, die Preise meiner Bücher entweder zu binden oder frei zu lassen, so bin ich nunmehr gezwungen, einen fixen Ladenpreis festzusetzen.
Das ist natürlich blöd. Denn ich betreibe eine Quersubventionierung ganz anderer Art. Ich gehöre nämlich zu den wenigen Verlagen, die nicht nur an den gewöhnlichen Buchhandel verkaufen, sondern auch an den Erotikhandel. Und der ist enorm rabattgierig. »Als der Hausbesitzer hörte, daß hier ein Sexshop rein soll, hat er mir gleich die doppelte Miete abverlangt«, klagte der Besitzer eines Tübinger Sexshops mal mir gegenüber. Und um das wieder reinzuwirtschaften, wollen Erotikeinzelhänder 50 % Rabatt (statt 30 % wie der einzelne Buchhändler), und der Erotikgroßhändler will 67 % (statt 50 % wie der Buchgroßhandel). Was sollte ich machen? Entweder ich setzte einen vernünftigen Ladenpreis an, dann war mit dem Erotikhandel kaum noch Geld zu verdienen, oder ich setzte den Preis so an, daß ich im Erotikhandel noch was verdienen konnte – dann war es aber eigentlich für den normalen Buchhandel zu teuer. Doch bis 2002 war ich ja nicht verpflichtet, meinen Ladenpreis zu binden, ich konnte das als Verleger auch lassen – und tat es auch. Jetzt geht das nicht mehr. Wenn ich jetzt in Buchhandel und Erotikhandel zu unterschiedlichen Ladenpreisen anbieten möchte, kann ich das nur mit verschiedenen Ausgaben mit verschiedenen ISBNs tun – sehr umständlich. Lohnt den Mehraufwand kaum.
Und die Künstlersozialkasse? Die wurde 1983 eingeführt. Da war schon Kohl an der Macht. »Die Wende«. Mehr Leistung, weniger Soziales, mehr Eigenverantwortung, das waren die Parolen. Gleichzeitig wurde aber weiter der schon in die finanzielle Krise geratene Sozialstaat weiter ausgebaut. Vor wenigen Tagen las ich im Wirtschaftsteil der FAZ, daß die Künstlersozialkasse nunmehr strenger gegen säumige Beitragszahler vorgehen wolle. Tja, Geld muß ins System gepumpt werden, koste es, was es wolle. Man mag sagen, die Pauschalbesteuerung aller von einem Verlag ausgeschütteten Honorare sei der einfachste Weg. Wie wär’s aber mit einem noch einfacheren?: Alle Künstler betrachten sich – wie ich – als Freiberufler, sorgen selbst für ihre Absicherung, und wenn sich das nicht trägt – na, dann können Sie eben keine Künstler sein, jedenfalls keine hauptberuflichen. So einfach könnte das sein.

20.5.06

Die »Sklavenmädchen« sind da! (Teil 2)

Kaum war ich nach den 700 Kilometern abends zur Tür hereingekommen und hatte die Pakete in die Diele gewuchtet, hing ich auch schon wieder vor Rechner und Telefon, um die Neuigkeit dem Autor und andere Dinge anderen Leuten mitzuteilen. (Ich merke schon, bald bin ich ein richtiger Unternehmer - es wird jetzt schon immer schlimmer ;-)

»Die Sklavenmädchen von Wiesbaden« lautet der Titel des Romans von Arne Hoffmann in voller Länge. Ein Roman, der in der Hauptstadt des organisierten Verbrechens spielt - in Wiesbaden ;-) Klappentext, Textauszug, Titelbild werden Sie in Kürze auf der Katalogseite des Marterpfahl Verlags sehen können, deshalb zitiere ich hier nichts. »Erotischer Krimi«, »ein besonderer Heimatroman«, »satirischer Roman«, das sind alles Etiketten, die man dem Roman aufkleben könnte, aber keines paßt hundertprozentig. Wieder einmal beweist der Autor Arne Hoffmann die Fähigkeit, gekonnt zwischen allen Genres zu wandern ...

Ein Viertel des Autorenhonorars geht an den Verein Solwodi, der Frauen hilft, die in die Mühlen der Zwangsprostitution geraten sind. Lassen Sie sich vom Titelbild nicht täuschen - das Buch macht keine Reklame für die Zwangsprostitution ;-) - es bekämpft sie!

Bestellen können Sie das Buch vorläufig nur (gegen Vorkasse) direkt bei mir beim Marterpfahl Verlag - in ca. zwei bis drei Wochen wird es dann auch über Amazon und den Buchhandel beziehbar sein. Ebenso lange wird's auch etwa mit den Rezensionsexemplaren dauern.

Die »Sklavenmädchen« sind da! (Teil 1)

Hat diese Überschrift Ihre Neugier erregt? Dann ist es gut. Dem Autor habe ich die Nachricht schon Donnerstag abend telefonisch überbracht: »Die ersten 150 Sklavenmädchen sind da!« Als ob sie enggepackt wie Sardinen bei mir eingetroffen wären, Handelsklasse A ...
Doch alles der Reihe nach.
Dienstag fuhr ich nach Wien, um mich dort von Ronnie Putzker fotografieren zu lassen. Eingefleischte SCHLAGZEILEN- und Lustschmerz-Leser werden ihn kennen: Zusammen mit seiner Frau Caroline Klima macht er die Dämonia-Comics und die Caroline-Fotostories.
700 km Autobahn - schön vom Chiemsee bis Linz, aber eben auch mit Staus und einem Dutzend Baustellen. Wien ist wg. Mozartjahr mal wieder fast komplett ausgebucht; die zentrale Jugendherberge in der Myrthengasse hatte nichts mehr frei, die im Nordosten - nahe bei Putzker - am Friedrich-Engels-Platz (in einer Wohnblockumgebung, die tatsächlich an die DDR gemahnt) auch nicht mehr, nur die JuHe Wien-Hütteldorf hatte noch ein Bett im großen Schlafsaal frei.
Hütteldorf liegt ganz im Westen Wiens, ideal für den von Deutschland Anreisenden, ungünstig für den, der bei Ronnie Putzker was macht. Denn der hat sein Atelier im Nordosten der Stadt. Sechs Mal fuhr ich in den anderthalb Tagen quer durch die Anderthalbmillionenstadt, je eine Stunde lang, bis ich es zum Schluß schon fast auswendig konnte.
Am nächsten Tag »Modeling«, richtig mit Visagistin und allem - vor allem für Caroline, die sich in ihrer neuesten Fotostory als hochglänzende Latexqueen in eine Dorfdisco verirrt und dort von einem Bauernburschen (gespielt von mir) etwas derb angemacht wird, aber wie üblich die Situation bald wieder unter Kontrolle hat ;-)
Für die Bilder hatte ich extra mein letztes kariertes Hemd und meine alte Kniebund-Lederhose mitgenommen und auch die kurze Krachlederne und und und .... Mein Auto quoll über von Koffern und Kisten. Nach der Fotostory waren nämlich noch Aufnahmen für ein Buch mit Keuschheitsgürtelgeschichten dran und Aufnahmen für ein Buch mit windelfetischistischen Geschichten ...
Nach gut vier Stunden waren wir durch. Immerhin - ich hatte eigentlich noch einen zweiten Tag eingeplant.
So blieb noch Zeit für einen Spaziergang durch die Stadt. Ein Stück Torte im Café Sacher, was Herzhaftes im SMart-Café, diesem »Muß« für alle wienreisenden SMer, dann wieder raus nach Hütteldorf. In Hütteldorf bilden alte Häuser aus der Zeit um 1900 fast schon den Stadtrand, es gibt keine riesengroßen Neubaugürtel; das ist sympathisch. Noch ein bißchen abhängen in der Kneipe nahe der JuHe, der einzigen im Umkreis von einigen hundert Metern; dann noch ein bißchen den Berg heraufsteigen bis zum nahen Waldrand und im Stockfinstern ein wenig in den Wald hineingehen. Von unten, vom Tal hörte man den gedämpften Verkehrslärm der Stadt, von einer nahen Lichtung das Zirpen der Grillen. Nach dem nicht enden wollenden Winter war nun auf einmal der Sommer da. (Die Mischung aus Schweiß und Nachtkühle sorgte trotzdem dafür, daß ich mir eine leichte Erkältung einfing).
Am anderen Morgen noch mal quer durch die Stadt, um bei Ronnie die DVD mit den Bildern zu holen und das viele, viele Gepäck wieder ins Auto zu laden. Dann wieder zurück durch die Stadt und auf die Autobahn - 700 km nach Westen. Staus bei München. Heftige Regengüsse zwischen Augsburg und Ulm.
Als ich wieder daheim war, standen etliche schwere Pakete unter dem Schutzdach vor meiner Haustür: Nachschub diverser Titel und - wie gesagt - die ersten 150 »Sklavenmädchen«. Dazu in meinem nächsten Posting mehr :-)

6.3.06

Bißchen off topic - oder doch nicht? :-)

Beim Lidl gab's ab heute morgen billiges Reitsportzubehör - nicht allzu viel, morgen vormittag dürfte schon alles weg sein ... Ich hab mir zwei schöne, schwippige Reitgerten zu je 4,99 Euro gesichert, die sicher auch nicht viel schlechter sind als die fünfmal so teure Ware in gewissen anderen Läden; auch eine Longierleine und ein Führstrick kann nicht schaden, so was kann man immer mal brauchen und ruhig auf Vorrat kaufen - wo's doch so preiswert ist ... Bei den Halftern und Trensen hab ich mich zurückgehalten, eine so große Schnauze wie ein Pferd hat selbst die kesseste Emanze nicht, also paßt das nicht. Eigentlich müßte dort auf den Wühltischen bei Lidl ja auch dieses Buch und das und jenes verkauft werden, aber man kann eben nicht alles haben.

»Unterm Pantoffel«-Trilogie komplett!

Kenner und Femdom-Liebhaber haben sie schon lange vermißt: »Die Weiberherrschaft«, den Klassiker aus dem Jahre 1893, der - wie viele andere Erotika aus dieser Zeit - deutlich macht, daß die viktorianische Zeit nur an der Oberflächle so prüde war, wie sie uns heute erscheint. Sacher-Masoch schrieb in dieser Zeit, Krafft-Ebing breitete in seinen Werken ein Panoptikum sexueller Vorlieben aus, die wir heute noch kennen (den Fetischismus etwa), und mit der »Weiberherrschaft« bewies die Ära wieder einmal ihre innovative Kraft: Zum ersten Mal wurde die Sissification eines männlichen Zöglings zum literarischen Topos. Auf gut deutsch gesagt: Wer Spaß daran hat, daß Frauen die Hosen anhaben und erziehungsbedürftige Männer in Röcke und Mieder gesteckt werden, der ist hier richtig. Der »Held« der Geschichte, der Ich-Erzähler Julian Robinson, wird so gut dressiert, daß er auch noch als erwachsener Ehemann und Parlamentsabgeordneter völlig unter dem Pantoffel steht und weder wagt, ohne Zustimmung seiner Frau auch nur das Haus zu verlassen, noch im Parlament falsch abzustimmen ...
Noch 1991 empfand die berühmt-berüchtigte »Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften« die erotische Sprengkraft dieses Werks als so bedrohlich, daß es auf den Index kam. Meine Neuausgabe steht unter dem Titel »Unterm Pantoffel«, und ich bitte alle geneigten Leser, nicht allzu böse zu sein, wenn sie dem »Nachwort von Arne Hoffmann« gleich dreimal begegnen, einmal pro Band - die Neuausgabe eines indizierten Werks muß sich signifikant von der bisherigen unterscheiden, sonst wird sie gleich wieder kassiert!
Der Text meiner Neuausgabe fußt auf der Übersetzung von Erich von Berini-Bell, Leipzig 1909 - die ich allerdings an etlichen Stellen nachbearbeitet habe. Je weiter die Handlung nämlich voranschritt, desto fahriger wurde die Rechtschreibung, offenbar wurde der Verfasser oder Übersetzer immer mehr ... äh ... von der Handlung mitgerissen ... Da gab's Schreibungen wie »gestern Abend«, die direkt aus dem Horrorkabinett unserer heutigen Rechtschreibreformer zu kommen scheinen, und Hintern wurden stets »gebläut« - ist ja eigentlich auch logisch, aber die vorreformatorische Schreibung bis 1995 meint nun mal: »Einen Stoff bläuen (blau färben), aber einen Hintern bleuen«. Na ja - er wird ja auch eher rot gestriemt ... Einige Altertümlichkeiten wie »den Klystier« (statt »das Klistier«) habe ich zwecks Zeitkolorit bewußt so gelassen, wie sie waren.
Erschienen ist das dreibändige Opus über Zwangsverweiblichung und Femdom stilecht zur Weiberfasnet (schmutzigen Donnerstag) am 23.2.2006, die Meldung zum VLB (Verzeichnis lieferbarer Bücher) und anderen Buchhandelskatalogen mache ich aber erst jetzt, und so wird es noch ca. 10 Tage dauern, bis alles über Amazon und jede x-beliebige Buchhandlung bestellbar ist. Bei mir direkt geht's natürlich jetzt schon, auch die Buchcover und Leseproben sind schon auf der Katalogseite.
Und nun viel Spaß mit dem alten, nichtsdestoweniger deftigen erotischen Schmachtfetzen! :-)

Geiler alter Sack - dirty old man

"Ah ja, Mr. Séamus Bomb! In der Tat sehe ich hier eine beschleunigte Harzfrequenz. Das könnte auf eine bevorstehende Herzattacke hinde...