»Hohoho! Höhöhö!«:
Schöne Bescherung
Eine Weihnachtsgeschichte.
„Schokolade“ sagte Bernhard unvermittelt in das Schweigen. Und
dann noch einmal, fast brünstig gehaucht: „Schokolade!“
„Ja“,
seufzte Friedhelm. „Schokolade wäre jetzt etwas Feines. Stellt
euch vor, meine lieben Brüder, als Kind habe ich manchmal …“
Eine heiße Zähre wehmütiger Erinnerung rann ihm über die
bleichen, eingefallenen Wangen in sein struppiges Barthaar. Wieder
schwiegen sie und starrten stumpf in die verglimmende Glut. Von den
Wänden des Iglus widerhallte eisiges Schweigen, und nur ab und zu
fiel ein Tropfen von der Decke und verzischte auf dem Ofenrohr. Und
immer näher rückte mit dem erlöschenden Feuer der grimmige Griff
der arktischen Kälte.
Die Stimmung war auf dem Nullpunkt angelangt, schon rein geographisch gesehen. Das Iglu stand fast metergenau auf dem Nordpol. Aber es war unter den Schneeverwehrungen kaum noch zu erkennen. Lediglich der Flaggenmast mit der verschlissenen Fahne der Vereinten Nationen ließ erkennen, dass hier Menschen ihren Fuß hingesetzt hatten. Seit zehn Tagen fegte ein grauenvoller Polarsturm von Süden heran. Woher auch sonst ...
Im Iglu selbst war die Moral unter dem Nullpunkt, die Temperatur knapp darüber. Ein jämmerlich kleines Feuer brannte in dem winzigen Kanonenöfchen. Es war düster. Es stank nach Käsefüßen, nach den Resten einer letzten Dosensuppe, nach Verzweiflung, ausgedünstet von acht bärtigen Männern.
Sie wussten es alle. Auf Rettung war kaum noch Hoffnung. Verhungern würden sie nicht. Konserven, tiefgefroren leider, waren noch ausreichend vorhanden. Aber erfrieren und verdursten mussten sie. Das Brennmaterial ging unerbittlich zur Neige. Draußen herrschten Temperaturen, die den Atem vor dem Munde gefrieren ließen. Unendliche Mühe kostete es, wenigstens ein kleines Stückchen Eis im Munde zum Schmelzen zu bringen.
109 Exemplare „Sind Frauen bessere Menschen“, 22 Stück „Mythos Männermacht“, kaum mehr als ein letzter Funken Hoffnung auf Wärme waren sie gewesen. Auch die „Befreiungsbewegung für Männer“ oder das jüngste Werk von Eugen Prinz hatten nicht einmal für einen Tag Hoffnung gegeben. Und eben verglimmten drei Exemplare von „Medusa schenkt man keine Rosen“ im Feuer. Ein letztes, stark zerlesenes Exemplar „Handbuch für Männer in Zeiten von Aids und Feminismus“ … Wilfried wollte schon danach greifen, aber Friedhelm presste es an seinen ausgemergelten Körper, als wolle er sich noch einmal daran wärmen. „Nein, ich gebe es nicht her“, keuchte er beinahe hysterisch und warf irre Blicke um sich. „Was hilft das alles, wenn wir schon sterben müssen …“
„Nächste Woche“ begann Ludwig mit erstickter, ersterbender
Stimme... „nächste Woche...“
„Was ist nächste Woche?
Sag es doch.“ Eduard drängte, weniger um die Antwort zu erfahren.
Sie war ihm traurige Gewissheit. Nein, er wollte den Freund
wenigstens durch seine Teilnahme am Leben erhalten.
„Nächste
Woche hätte ich meine Tochter wieder einmal besuchen dürfen. Stellt
euch vor, für 45 Minuten hätte ich sie sehen dürfen, nach drei
Monaten, unter Aufsicht der Schwiegermutter.“
„Bitte beruhige dich.“ Norbert ergriff Ludwigs Arm. „Das
hilft doch alles nichts mehr. Sieh dir Bruder Peter an, wie tapfer er
sein Geschick erträgt. 3200 Euronen fährt er Monat für Monat als
gerechten Lohn für seine redliche Mühe in die Scheuer. Was bleibt
ihm? Was bleibt ihm?“ Und wie der Hauch aus dem Grabe kam die
Antwort von Peter: „840 Euro.“
Erschüttert schwiegen die
Brüder.
„Ein SUV hat sie sich gekauft.“
„Ein was?“ „Ein SUV, ein sport utility vehicle.“
„Ach schweig doch
stille. Das ist ja grässlich.“
„Ach was.“ Christian
riss sich verzweifelt das Hemd auf. "Lasst es uns doch herausschreien,
nun das Ende nahe. Nach zwölf Jahren erfuhr ich, dass mein Sohn
nicht mein Sohn ist, dass er die Frucht einer Buhlschaft meiner Frau mit
einem Skilehrer ist. Und stellt euch vor…“
„Still! Hört ihr nichts?“ Helmuts Stimme riss sie aus der
Lethargie und seine Augen starrten wie schwarze Glasknöpfe ins
Leere, sein Mund stand halboffen, um besser hören zu können, wie es
die Seeleute tun.
„Da ist nichts.“
„Ruhe!“ zischte
Bernhard. „Ich höre auch etwas.“
„Ja, da ist ein
Brummen.“
„Ein Brummen!“ Ein Schrei ging durch die Runde,
elektrisierte sie. Sie sprangen auf. Stürzten zum Eingang. Drückten
mühsam die Bretter und Fetzen beiseite, mit denen sie das Iglu
abgedichtet hatten, stürmten ins Freie.
Jetzt hörten sie es alle ganz deutlich. Ein tiefes Brummen, das
immer lauter wurde. Es kam von irgendwo aus dem grausigen bleiernen
Grau über ihnen. Und dann quollen plötzlich die Wolken auf und das
Schemen eines riesigen Flugzeugs wurde sichtbar.
Erst standen
sie wie gelähmt. Dann fielen sie förmlich in Wahnsinn. Bernhard und
Eduard rissen Magnesiumfackeln auf. Norbert und Andreas sprangen wie
irrsinnig über das Eisfeld und schwenkten die Arme.
Endlich gelang es Friedhelm, eine Leuchtrakete abzufeuern. Zischend stieg sie in den polaren Himmel und sank als rote Kugel mit einem langen Nachleuchten zeitlupenartig auf das Eis zurück. Das Flugzeug schien sie bemerkt zu haben. Es kam tiefer. Überflog das Lager. Wackelte träge mit den Flächen und im Cockpit glaubten sie für einen Augenblick grüßendes Winken zu sehen. Dann war die viermotorige Maschine mit einem Donnern vorbei.
Aber sie zog hoch, legte sich in eine weite Kurve und kam zurück. Der Pilot war ein Könner. In kaum hundert Metern Höhe kam er über die Schneefläche, so langsam, dass das Flugzeug fast auf der Stelle zu stehen schien, dann fiel ein dunkles Objekt aus der Heckluke und gleich darauf erblühte wie eine Blume der Hoffnung ein großer orangefarbener Fallschirm, der sanft einen riesigen Ballen, kaum zweihundert Schritte von der kleinen Gruppe entfernt auf dem Eis absetzte.
„Gerettet. Wir sind gerettet.“ Wer es nicht herausschrie, bei
wem es nicht nur ein hysterisches Schluchzen oder Gelalle war, dem
stand es ins Gesicht geschrieben.
Sie stürmten sie los, wie sie
waren. Stolperten, glitten auf Eis und Schnee aus, erreichten den
großen Ballen. Mit fliegenden Händen und klammen Fingern lösten
sie die Packriemen, entfernten die Außenhülle und rissen die
restliche Verpackung beiseite.
„Jetzt sind wir wirklich gerettet.“ Das war Helmut, mit kaum
vernehmbarer Stimme, als er den ersten Packen öffnete „Zweitausend
Exemplare… mein Gott! Sie haben sich wirklich nicht lumpen lassen.“
„Und hier!“ Das war Reinhart, der einen weiteren Packen aufriss:
„5000 Broschüren vom Ministerium für BSFidelbummsfallera …“
lallte er.
„Zehntausend Hochglanzflyer vom Bundesforum für
Männer, das hält mindestens 5 Tage. Ich wusste es. Die deutsche
Genderpolitik würde uns nicht im Stiche lassen.“
Es war ein Wunder. Männer, die noch eben völlig verzweifelt, schon bereit gewesen waren, sich aufzugeben. Nun waren sie wie verwandelt. Neue Hoffnung war in den Gesichtern, die Wangen gerötet, die Augen leuchtend, als sie kaum eine halbe Stunde später, nachdem sie die Ladung ungeachtet ihrer Entkräftung begeistert zum Iglu geschleift hatten, um den lustig bullernden Ofen und sein helles Feuer saßen. In den Blechtassen dampfte bereits ein duftender Kaffee. In dem alten zerbeulten Aluminiumtopf – wie viele Expeditionen hatte er nicht schon mitgemacht – schmolz eine Ladung Schnee nach der anderen. Bernhard zerbröselte eben mit dem Beil eine Packung Gefrierfleisch. Gleich war eine Packung Suppenpulver dazugerührt, und schon begann eine lang ersehnte warme Mahlzeit ihren verführerischen Duft zu verbreiten.
„Ich wusste es“ hauchte Helmut noch einmal. „Jetzt ist wirklich Weihnachten.“ Und ein Schimmer der Hoffnung erleuchtete sein gefurchtes Antlitz, während er beglückt in die Flammen starrte, wo eben das das künstliche Lächeln von Frau von der Leyen und die misandrische Maske von Frau Schwesig in hellen Flammen rosig erglühten, während ein paar Broschüren von minderem Brennwert, Gesterkamp, Kemper, Rosenbrock und anderen, lustlos vor sich hin kokelten.
Frohe Weihnachten, Männer!
So weit die Weihnachtsgeschichte von dem vor fast elf Monaten verstorbenen Dr. Eugen Maus, langjähriger Vorsitzender von MANNdat e. V. »Wenn bis zu meinem Tod die übelsten Auswüchse des Feminismus beseitigt sein werden, werde ich zufrieden in die Grube fahren.« Es wurde leider nicht wahr. Stattdessen ist alles ungewisser denn je. »Wir wissen nicht, woher wir kommen, geschweige denn, wohin wir geh'n - mein Vater sprach, dem Tode nah', das wird man dann schon seh'n« lautet der weise Spruch auf seiner Todesanzeige.
Wie sagte einst der dicke Privatdetektiv Nero Wolfe? »Ich habe etwa 40 Pfund Übergewicht, aber das verliert sich wieder, wenn ich tot bin.«
Dagegen heißt es: »Die Schlankheitskur verliert an Schrecken, läßt du dir alles weiter schmecken.«
Cancel Cuisine: Würste mit schlesischer Tunke
Der kulturelle Einfluss der aus den ehemaligen Ostgebieten geflohenen Deutschen nimmt immer mehr ab. Kulinarische Spuren, wie etwa schlesische Würste mit Weihnachtstunke, sollten jedoch nicht vergessen werden.
Je länger der Zweite Weltkrieg zurückliegt, desto mehr verflüchtigt sich auch das Andenken an eine der größten Integrationsleistungen der Weltgeschichte ins Nebulös-Historische. Zwischen zwölf und 18 Millionen Deutsche aus den amputierten Ostgebieten, aus Ostpreußen, Pommern, Schlesien und dem Sudetenland sowie „Volksdeutsche“ aus Rumänien, Ungarn und der UdSSR mussten sich nach Kriegsende eine neue Heimat suchen und fanden sie, von den Schon-länger-hier-Lebenden zunächst misstrauisch, zuweilen feindselig beäugt und behandelt, vor allem in Westdeutschland.
Im Zuge aktueller Migrationsdebatten wird gerne darauf verwiesen, dass es angesichts dieser gigantischen Zahlen ein Klacks sei, jetzt noch ein paar Millionen „Geflüchteter“ aus dem Nahen Osten oder aus Afrika aufzunehmen. Doch der Vergleich hinkt, handelte es sich bei den Ost-Flüchtlingen und Heimatvertriebenen doch in der Regel um Angehörige des gleichen Kultur- und Sprachraumes, die sich zudem im darbenden Nachkriegsdeutschland nicht unverzüglich in die soziale Hängematte verfügen konnten, sondern sich mit Fleiß und Anpassungswillen eine neue Lebensbasis schufen.
Die politische Bedeutung der Heimatvertriebenen ist mittlerweile nur noch marginal, selbst in Bayern, wo die Sudetendeutschen von der Staatspartei CSU lange als „vierter“ bayerischer Stamm hofiert wurden, neben Altbayern, Franken und Schwaben. Und sogar über einen „fünften“ Stamm wurde diskutiert, namentlich die Schlesier, die sich in großer Zahl in Ostbayern angesiedelt hatten. Mit der politischen Bedeutung der Heimatvertriebenen und ihrer einst mächtigen Verbände verblassen auch ihre kulturellen Spuren, wozu, ganz wesentlich, kulinarische Traditionen zählen. Nur wenige „ostdeutsche“ Speisen hatten es, meist schon lange vor dem Krieg, in den Kanon deutscher Hausmannskost geschafft, darunter die Königsberger Klopse, denen ich schon einen Beitrag gewidmet habe.
Jetzt zur Weihnachtszeit wird sich manch einer auch an das köstliche, geflämmte Königsberger Marzipan erinnern. Man bekommt es noch hier und da, meist sind es Nachfahren geflohener Ostpreußen, die an der Tradition dieser Spezialität festgehalten haben. Eine der besten Quellen ist die Konditorei Wald in Berlin-Charlottenburg. Schon das tüddelige Ladengeschäft im Stil der 60er Jahre mit seinen fotografischen Reminiszenzen an das alte Königsberg ist unbedingt einen Besuch wert. Das Marzipan, das hier in aufwendiger Handarbeit zu kleinen Kunstwerken geformt wird, ist nicht allzu süß, besitzt eine leicht bittere Note und sollte so frisch wie möglich gegessen werden, übrigens nicht nur zu Weihnachten, sondern als „Teekonfekt“ das ganze Jahr über.
„Die Soße ist die Tunke ist die Soße“
Hier soll aber nicht von einer Süßigkeit die Rede sein, sondern von einem ebenfalls traditionell zu Weihnachten zubereiteten Gericht, das halb auf der sauren, beziehungsweise salzigen, halb auf der süßen Seite liegt und in Schlesien immer an Heiligabend nach der Christmette serviert wurde: Würste mit schlesischer Tunke, ein Klassiker der Küche in dem unter Friedrich dem Großen an Preußen gekommenen Landstrich zu beiden Seiten der Oder, in der slawisch-bäuerliche Deftigkeit und böhmisch-habsburgische Raffinesse eine Einheit eingehen.
Tunke ist der schlesisch-mundartliche Ausdruck für das, was man heute modisch als „Dip“ bezeichnen würde. Man kann natürlich auch dazu Soße sagen oder Sauce: Wolfram Siebeck war weder das eine noch das andere Wort geheuer, es erinnerte ihn zu sehr an die von ihm zeitlebens geschmähte, ja, verhasste Mehlschwitze: „Der Weg von der Soße zur Tunke ist nur scheinbar ein Weg, die beiden sind identisch“, schreibt er in seinem Kochbuch „Alle meine Rezepte“. „Die Soße ist die Tunke ist die Soße. Für immer aneinandergeleimt, um Angst und Schrecken über die Welt der Feinschmecker zu bringen, bescheren sie uns den dicken, braunen Sumpf, in dem der Ruf der deutschen Gastronomie ertrunken ist und immer wieder ertrinkt.“ Also, großer Meister, jetzt bitte wegschauen droben im Himmel!
Dabei basiert eine schlesische Tunke noch nicht einmal auf einer Mehlschwitze, sondern wird mit Soßenlebkuchen gebunden. Dabei spielt zwar auch Mehl eine Rolle, doch eben nicht in einer unmittelbar an Kleister erinnernden Weise. Man kann übrigens auch Heiligabend-Tunke dazu sagen, Polnische Tunke, Pfefferkuchensoße oder, wenn man sie nicht zu Würsten, sondern zu gedämpftem Karpfen reicht, Fischpfefferkuchensoße, wobei neben Malzbier dann Karpfenblut hineingehört. Das ist aber wohl nicht jedermanns Sache.
Selbst Fresspäpste können irren!
Zunächst gilt es, allerlei Wurzelwerk (Lauch, Sellerie, Pastinake, Karotten, Petersilienwurzel) zu säubern und kleinzuschnippeln. Das Gemüse bedeckt man dann mit Wasser und gibt ein schönes Stück Rauchfleisch (Räucherspeck, Kassler) sowie Lorbeerblätter, Pfefferkörner und Wacholderbeeren dazu, vielleicht auch ein paar Nelken. Wenn das Fleisch gar ist, wird es zusammen mit dem Gemüse aus dem Topf gefischt. Die Brühe wird aufgehoben und das weiche Gemüse durch ein Sieb gedrückt oder die Flotte Lotte gejagt. Dann vermischt man das Püree mit dem vorher in Malzbier eingeweichten Soßenlebkuchen und gibt solange Brühe hinzu, bis die Tunke eine schöne sämige, jedoch keinesfalls pampige Konsistenz hat. Man kann die Tunke auch noch mit Feigen, Rosinen und Mandelstiften festlich verfeinern. Hier ein Rezept mit Mengenangaben.
Neben dem Rauchfleisch aus der Brühe serviert man sie zu Würsten jeder Art, am besten natürlich zu schlesischen Weißwürsten, die traditionell mit Zitronenschale (manchmal auch mit weihnachtlichen Gewürzen) aromatisiert werden und einen überraschend frischen Kontrapunkt zu der deftigen Tunke setzen. Außerdem gibt es Sauerkraut und Salzkartoffeln oder Kartoffelbrei. Es handelt sich bei diesem Gericht nicht gerade um eine Hervorbringung der Diätküche, aber schließlich ist die Mahlzeit nach dem Besuch der Christmette ja auch das Ende der mehrwöchigen, adventlichen Fastenzeit.
Soßenlebkuchen und schlesische Weißwürste kann man übrigens relativ problemlos im Internet bestellen. In München gibt es die Würste frisch in der Metzgerei Rühl am Viktualienmarkt. Ich glaube, dass dieses wunderbare Gericht auch beim seligen Wolfram Siebeck Gnade gefunden hätte. Merke: Selbst Fresspäpste können irren!
Weihnachtsmarkt in Breslau, ca. 13.12.2021 - maskenfrei! (Klonovsky, Acta diurna, Leserpost) |
Der Marterpfahl und die Ebooks
Etwa 2013 wurde es aktuell: Wie und wo sollte er Marterpfahl Verlag Ebooks produzieren?
Warum nicht gleich beim Hauptabnehmer Amazon.de? Da braucht man nicht mal 'ne ISBN, die technische Seite ist so einfach gemacht, wie es für ein Angebot für Selbstverleger geziemt, und es gibt mehr als die Hälfte des Ladenpreises für den »Publisher«.
Allerdings wird dann nur auf Amazon.de veröffentlicht, nirgendwo sonst. Gut - insbesondere bei gutgehenden Titeln macht Amazon.de meist zwei Drittel bis drei Viertel der Gesamtverkäufe aus, aber wenn ein Titel mal bei Amazon.de in Mißkredit gerät, ist's eben Essig :-(
Und das kann schnell gehen. Für Erotik gelten bei Amazon.de rigide, moralinsaure Richtlinien, die noch dazu immer mal verschärft werden - und die man vor allem nirgends nachlesen kann. Da wird einem einfach ein Titel gestrichen (oder mehrere), und man kann dann rätseln, woran's liegt. Ändern kann man meist nix daran ...
Also vertraute ich mich für die meisten Titel Readbox an, einem Anbieter für größere Verlage und für mehr als eine Handvoll Ebooks. Das konnte man auch spüren - Readbox nahm den Verleger nicht, wie Amazon einen Laien, an die Hand, sondern erwartete, daß verlagsseitig jemand Versiertes da war: Bei der Anmeldung neuer Titel mußte man auf Englisch x Fragen beantworten, so à la »Ist Ihr Produkt ein Leporello-Falz im altkoreanischen Format?« oder »Ist es ein Audiofile im peruanischen Blockflötenformat?« Fragen, die 90 % der Ebook-Produzenten gar nicht interessieren, nur verwirren dürften; ebenso, daß die Monatsabrechnungen im csv(?)-Format ergingen, das zwar unter Datenbanken anscheinend häufig ist, das aber mit Excel nur unter mühsamen Verrenkungen sichtbar gemacht werden konnte - entweder man sah chinesische Schriftzeichen oder total schiefe oder »verrenkte« Grafiken ...
Man brauchte sie aber auch nicht mehr; der verbesserte »Reporting«-, d. h. Statistikteil erlaubte es, sich relativ einfach z. B. die Verkäufe eines Kalenderjahrs abzurufen und aufzuzeichnen. Auch die Anmeldefunktion neuer Titel wurde - offenbar nach Beschwerden etlicher User - erheblich vereinfacht. Was macht es da schon, daß das Honorar weniger als 50 % des Ladenpreises betrug und man für die Konvertierung in x Datenformate etwa einen Hunderter zahlen mußte - insgesamt machte es sich wohl bezahlt. Und der Boom von 2017 war wirklich riesig: 17.000 Ebooks in einem Jahr! Die Paperbacks waren fast nur noch eine Marginalie ...
Bis zur Übernahme von Readbox durch Bookwire. Alle Titel wurden abgemeldet und wieder neu angemeldet, was vielleicht der Anlaß für Amazon war, mal einen Blick auf die soeben im Schweiße des Angesichts produzierten zehn, zwölf Marterpfahl-Ebooktitel zu werfen - und sie rauszuschmeißen. Zu viel Porno. Fanden die. Das hat mich locker einige Zehntausend Euro Umsatz gekostet. Mich und meine Autoren ... Immerhin, außerhalb von Amazon geht noch was. Der alte Readbox-Kundenbereich mit den Abrechnungen war abgeschaltet worden, und ich habe nun keine Sicherung mehr für die alten Verkaufszahlen, die sind futsch.
Die Lektüre der Bookwire-Abrechnungen macht auch keine Freude. Warum gibt's manchmal für 80 Stück eines Titels nur so viel wie in einem anderen Monat für 8 Stück? Ich fürchte, ich werde mir einen anderen Produzenten suchen müssen ...
Hier wird eindrucksvoll erklärt, wie viele mediale und politische Wendungen es seit 2020 gab und wieviel Abscheuliches, Bizarres ...
Ich stehe kurz davor, einen schon gebuchten und im voraus bezahlten Silvester-Helgolandaufenthalt wieder zu stornieren, weil die Vorschriften immer weiter verschärft wurden ...
Wer filmische Unterhaltung will, der schaue in die »X-mas-files/films« des trefflichen Herrn Sommer; schon »Sommers Weltliteratur« und seine Betrachtungen zu den Bibelbüchern waren sehenswert. Hier seine Betrachtungen zu »Bad Santa«, und von da aus kommt man leicht zu den anderen Filmen. Viel Vergnügen auf der Santanismus-Skala!
Ansonsten frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr - in alter Frische! Nicht im Leichenschauhaus ;-)
PS: 21.12.2021: Der ganze Alltag gleicht mehr und mehr einer SM-Session, meist für Masos: Knebel, Atemkontrolle, Hausarrest, Reiseverbote, Peitsche in Form von Bußgeldern ... Und was noch nicht ist, das kommt noch. Ab 28.12. verschärfte Bestimmungen nämlich. Wenn ich einen Tag später nach Helgoland will, muß ich mich als Geimpfter, aber noch nicht Geboosterter bei der »Einreise« auf die Insel einen PCR-Test machen - und jetzt reicht's. Ich stellte mir die vier Helgoland-Tage als gemütlichen Kneipen- und Restaurantbummel, Spaziergänge, Silvesterfeuerwerk vor - und nun verwandelt sich Helgoland in eine maskierte Intensivstation. Ohne mich! Mal sehen, ob ich bei diesem späten Storno noch was zurückbekomme ... Derweil denke ich nach, wie man so was in künftigen Jahren vermeiden kann, ohne aufs Reisen zu verzichten ...
Herr Sommer hat nun auch den trefflichen Weihnachtsfilm Tatsächlich Liebe gewürdigt, wenn auch eher kritisch. Aber da haben ihm die Kommentarschreiber Bescheid gestoßen! :-)
Nochmals schöne Feiertage!
22.12.'21: Und da bin ich noch mal. Tübingens grüner OB Palmer schockiert damit, allen, die nicht bis zum 15.1.'22 eine Impfung oder Boosterung vorweisen können, Rente/Job/Geld/Freiheit zu entziehen.
Dazu jemand auf Palmers Facebook-Seite:
Das ist doch nur #bleib daheim
Das sind doch nur zwei Wochen
Das sind doch nur Pflegeeinrichtungen
Das sind doch nur ein paar kleine Unternehmen
Das sind doch nur Kneipen und Gaststätten
Das sind doch nur Kulturveranstaltungen
Das ist doch nur für einen Monat
Das ist doch nur eine Gästeliste mit ein paar Daten
Das sind doch nur Masken
Das ist doch nur in geschlossenen Räumen
Das ist doch nur an manchen öffentlichen Plätzen
Das ist doch nur ein bisschen Abstand
Das ist doch nur bis die Zahl der hospitalisierten sinkt
Das sind doch nur prophylaktische Testungen
Das ist doch nur eine Tracking App
Das sind doch nur ein paar medizinische Daten
Das sind doch nur ein paar Monate
Das sind doch nur ein paar Einschränkungen
Das sind doch nur ein paar Regeln
Das ist doch nur ein bisschen Freiheiten abgeben
Das ist doch nur für ein Jahr
Das ist doch nur bis wir die Alten geimpft haben
Das ist doch nur eine Impfung für alle ab 50
Das ist doch nur damit du deinen Job behältst
Das ist doch nur damit du sicher reisen kannst
Das ist doch nur noch ein Lockdown
Das ist doch nur eine Impfung für alle ab 18
Das wird doch keine Impflicht gehen
Das wird doch keine Impflicht auch nicht durch die Hintertür geben
Das ist doch nur 3G, 2.5G, 2G+....eigentlich nur 1G
Das ist doch nur eine Impfung für alle Kinder ab 5
-
Das soll doch für 1 bis 2 Jahre Schutz sorgen
Das soll doch für 9 Monate Schutz sorgen
Das soll doch für 6 Monate Schutz sorgen
Das soll doch für 3 Monate Schutz sorgen
- Das ist doch nur 1. Impfung
Das ist doch nur die 2. Impfung
Das ist doch nur die 3. Impfung
Das ist doch nur die 4. Impfung zum Schutz vor Omikron
…
5.
6..........
»Freiheit stirbt mit Sicherheit«, sagten früher manche. Vor allem stirbt sie scheibchenweise.
Tja, manche sollte man einfach auf den Mond schießen - ohne Rückfahrkarte: One way ticket to the moon. - Herr Sommer bespricht heute den alten Streifen Wir sind keine Engel mit Humphrey Bogart und Peter Ustinov. Viel Vergnügen!
Nachtrag vom 23.12.:
Hier singt Helene Fischer den Klassiker Sleigh Ride (Schlittenfahrt), und hier tut's - bedeutend lässiger und lockerer - Ella Fitzgerald.
Hier zum Abschluß noch ein Quiz:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen