6.10.25

Aus Deutschland ist die Luft 'raus - und es sitzt in der Scheiße (Spanienrückreise)

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Die Fasaneninsel - ein Kondominium zwischen Frankreich und Spanien im Grenzfluß Bidassoa

Wie üblich leicht zerknautscht zum Frühstück - ins Café am "Zarautz Hostel". Dann durch San Sebastian quälen, und wenig später war ich in der Grenzstadt Irun. Randvoll tanken, dann rüber über die Grenze nach Frankreich. 

Von der Grenzbrücke aus sieht man die Fasaneninsel im Grenzfluß Bidassoa, ein Kondominium, das halbjährlich abwechselnd von Spanien und Frankreich regiert wird. Auf diesem Inselchen wurden schon Bräute ausgetauscht, Friedensverträge ausgetauscht, z. B. der des Pyrenäenfriedens 1659 - vorhin erwähnt -, der das Roussillon (die Gegend um Perpignan) Frankreich zuschanzte. 

Wenige Meter weiter die erste französische Apotheke - und wieder eine Packung "Arschtorpedos" (Eductyl-Zäpfchen) gekauft - nicht ahnend, daß es für diesmal die letzte sein wird. Davon könnte sich die einschlägige Windelpuper-Klientel einen 'reinschieben und dann, aufs Geländer gelehnt und mit Blick auf die Fasaneninsel, gemütlich die Hose vollscheißen. Das paßt irgendwie zu Deutschland, dem Land, das sich immer tiefer in die Scheiße 'reinreitet statt heraus ...      

Zu Hause nach der Rückkehr gelesen: 

Der Autozulieferer Kiekert, der vor rund 50 Jahren die Zentralverriegelung erfand, ist am Ende: Kiek mal, weg ist er! 700 Jobs in Deutschland sind damit auch weg. 2012 wurde die Firma von einem chinesischen Autozulieferer übernommen, eine Zeitlang geführt - und jetzt dichtgemacht. (Mein Autochen ist das erste mit ZV, das ich besitze).

Goodyear schließt sein Reifenwerk in Fulda: Die Luft ist 'raus. 1000 Arbeitsplätze sind somit futsch. Schon seit Jahren sind die deutschen Reifenbauer in der Krise - platt gemacht ...  

Bosch setzt eine ganze Kleinstadt auf die Straße: Bosch "setzt 22.000 Leute frei". Einer meiner früheren Autoren, der sich, früher bei Bosch, gerade so in die Rente gerettet hat, ist wohl froh, den ganzen Mist loszusein ... 

Einen Überblick gibt's hier: Eine ganze Großstadt an Industriejobs ging flöten

(... und hier noch als Dessert, gerade gelesen, aus den Stuttgarter Nachrichten: Der 120 Jahre alte Maschinenbauer Mayer & Cie., Strickmaschinen, hat Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. 300 Jobs weg)  

Um die Effekte der Trumpschen Schutzzollpolitik abzudämpfen, wurde jetzt u. a. das Mercosur-Handelsabkommen mit Südamerika geschlossen. Herrlich - billige große Steaks aus Argentinien! Wer meckert? Die Franzosen. Wie bei spanischem Wein - den kippten einst erboste französische Landwirte auf die Straße, weil sie nicht fähig waren, gleich gute und billige Weine zu produzieren. - Ähnlichem Zwecke dient ein Freihandelsabkommen mit Indonesien (uns unabhängiger zu machen von bestimmten Rohstoffen, auf denen China sitzt), und wer meckert? Frankreich (ich weiß nicht mehr, aus was für Gründen; mit Freihandel hatten die sowieso immer Probleme. Ein Agrarminister der Grande Nation mußte sich mal in Brasilien anhören: "Was wollen Sie denn mit Ihrer mickrigen Landwirtschaft? Die brasilianische ist zehnmal so groß!") -  Dazu kommentierte jemand: "Das ist also nach Mercosur das 2te Abkommen das als „Erfolg“ verkauft werden soll? Wo wäre man in der EU bzw. in Deutschland, hätte man den bankrotten Klotz namens „Frankreich“ nicht am Bein? Ein Land dessen einziger Lebenszweck Boykott und Sabotage an Deutschland ist. Also welchen Kuhhandel musste man bei den Abkommen eingehen, damit die Lügner und Verräter zustimmten?" Hart formuliert, aber im Kern richtig ...  (Sorry für die Formatmängel - war keine Absicht)  

(... und noch'n Nachtrag: Stoll Strickmaschinen, Reutlingen, wird jetzt auch "abgewickelt", im Oktober '25 - da hab ich sogar mal gearbeitet)

(PS2: Nun stellt VW die Produktion ein - exit "Generation Golf". Brauchte der Käfer etwa auch schon chinesische halbe Leitern? Ich dachte, das heißt Himmelsleitern, was alles in Brand setzen kann ... ;-) 

Ich fuhr zunächst über Landstraßen - bis etwa St.-Jean-de-Luz. Das Ballungsgebiet Biarritz-Anglet-Bayonne ist ziemlich eklig zu durchfahren. Ich beließ es nach rund ein, zwei Dutzend Kreisverkehren bei St. Jean-de-Luz, dem Ort, wo sich angeblich der Teufel nach monatelangem vergeblichem Versuch des Baskischlernens von einer Klippe gestürzt haben soll - und entfloh auf die Autobahn. 

Entspannt fahren - sofern man genug Sprit hat und genug Zwanziger; vor Jahren konnte man noch mit Fünfzigern zahlen und bekam dann einen Sackvoll Münzen als Rausgeld. Die Zeiten sind vorbei; nur noch maximal Zwanziger werden akzeptiert. Und wenn man Probleme hat und den Hilfeknopf drückt und fordert: "Kommen Sie hierher und beheben Sie das!" erntet man auf französisch die Antwort "Das geht nicht; ich bin 30 km entfernt." 

Nordwärts bis Bordeaux; dann ostwärts Richtung Lyon. Es geht jetzt durch die sanften nördlichen Hügel des Zentralmassivs. 

Bei jeder Gelegenheit tankte ich nach; auch hier waren die meisten Zapfsäulen auf Kreditkarten abonniert. Na gut, daß der Sprit nur freigegeben wird, wenn er bezahlt ist, kann ich ja noch verstehen. Aber genügt dazu nicht ein Knopfdruck des Tankwarts? Warum muß man sich mit einer Quittung durch ein französischsprachiges Menü kämpfen, um ans Ziel - den Sprit - zu kommen? Immerhin sprang die Kassiererin nett und hilfsbereit von ihrer Kasse weg und half mir, als ich nicht zurechtkam ... Ca. 100 km vor Lyon faßte ich den Beschluß: "Der Rest muß reichen bis Deutschland." Reichte auch ...

Gerne dachte ich an 2023 zurück, als ich vor einer erneuten Autoübernachtung in den Hügeln nördlich von Perigueux verschont blieb, indem ich in einem lauschigen Waldtal ein billiges Hotel mit gutem Essen fand; aber jetzt, auf der Autobahn, natürlich nicht. - Tags darauf war ich in Guérét an einer beliebten Ost-West-Mautflüchtlingsstrecke, die jetzt auch nimmer empfehlenswert ist, weil das tückische Flux-Péage-System inzwischen installiert und aktiviert wurde; außerdem hat ein günstiges Hotel im Stadtzentrum geschlossen, und es gibt nur noch ein (günstiges) mit automatischem Check-in am Stadtrand.     

Heute gelesen: Didi Hallervorden verkauft sein Traumschloß in der Bretagne für knapp 10 Mio. Euro. "Vermutlich macht er das, weil seine Rente nicht für die Heizkosten reicht", kommentierte ein Leser. Würde sich das Bauwerk nicht prima machen als Kulisse für einen Roman "Didi in der Ritterzeit"? Ich frage mich allerdings mehr, wie Didi, so sympathisch er auch sein mag, von seinem Zwangsgebührenanteil so viel Geld aufbringen konnte. Ein Ferienhaus meinetwegen, aber ein Schloß? 

Ich jedenfalls kuschelte mich nordöstlich von Périgueux auf einem Raststättenparkplatz auf dem Beifahrersitz in meinen warmen Schlafsack, den ich nur als Zudecke benutzte, ein, und entschlummerte, so gut es ging ... 

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Mohammettbrötchen

Was mir auffällt: Immer seltener gibt es an der Tanke Mettbrötchen. Vielleicht sollten die es mal mit Mohammettbrötchen versuchen?