16.10.25

Der rassige Fischteller (Rückreise von Spanien - Ende)

Da der Flughafen Basel-Mulhouse-Freiburg direkt an der  Schweizer/französischen Grenze liegt, gibt es Ausfahrten für jedes Land. :  r/mildlyinteresting

"Da der Flughafen Basel-Mulhouse-Freiburg direkt an der Schweizer/französischen Grenze liegt, gibt es Ausfahrten für jedes Land. :  "

... und da die Schweiz an ihren Franken festhält, gibt es auch noch einen Schalter zum Geldwechsel. - Auf der südelsässischen Bezahl-Autobahn stand ich vor Jahren mal an einer Bezahlstelle, und vor mir stand ein Schweizer ohne Euro - er bot mir an, ein paar Euro in Franken zu tauschen, was ich dann auch tat ... 

Nach einem Kaffee und einem Snack am Morgen machte ich mich wieder auf den Weg gen Heimat. Zunächst mal Richtung Lyon und dann nach Nordosten, nach Mulhouse und Richtung deutsche Grenze. 

2001 hatte ich im Auto eine kalte Nacht (mit gelegentlichem Motorbetrieb wegen Heizung) im Zentralmassiv verbracht, bis am anderen Morgen um sieben die Tankstellen wieder geöffnet hatten; Cash oder Kredit war damals kein Problem. Ich tankte voll und fuhr nur auf den Gratisstrecken rund um Lyon Autobahn. Auf der Landstraße um Besancon ignorierte ich alle Wirtshausschilder, so sehr ich auch Lust hatte - ich wollte nicht versumpfen, sondern heimkommen. - Nach 16 Stunden am Steuer war ich daheim. Heute wär's da nix mehr für mich ...  

Ja, wenn man mautfrei durch Frankreich fahren will (und nicht im Auto übernachten will), dann braucht man einen Tag länger ohne Autobahnmaut; entsprechend teurer ist es. Wer wiederum Zeit sparen will durch Autobahnbenutzung, der muß dafür zahlen in Höhe etwa einer Hotelübernachtung. 

Auf eins kann man sich bei diesen Ohne-Maut-durch-Frankreich-Videos bei Youtube verlassen: auf die meist grottigen Französischkenntnisse der Ersteller. Da fährt man von "Amiiiins nach Besankong" (Amiens bis Besancon/sprich: "Besansson") oder in Belgien von "Charle-ro-hi nach Lieesche" (von Charleroi nach Liège ("Liii-äsch")/Lüttich/Luik), und "den Namen des marokkanischen Produktionsorts des Dacia Logan versuche ich gar nicht auszusprechen", sagte ein deutscher Automobilarbeiter in einer Reportage, dabei ist auf deutsch doch ganz einfach: "Tanger", englisch "Tangiers" - ein Ort, wo ich auch mal hinfahren sollte, denn man kann ja schlecht einen Roman "Die Sklavinnen von Tanger" schreiben, ohne wenigstens mal dort gewesen zu sein, nicht wahr ...   

Ob's mir in dieses Lokal ("Au Cheval Blanc"?) in Ferrette/Pfirt noch reichen würde? Dort war ich vor knapp 15 Jahren gut in eine Galicienreise gestartet: "Une assiette nordique", einen "nordischen Fischteller", runtergespült mit einem Liter Bier, war eine schöne Grundlage für die Weiterfahrt gewesen. - Um 1995 war ich mal bei einem meiner Autoren, einem Deutschen, der mit einheimischer Frau an der italienischen Riviera lebte, über Silvester zu Gast. Über mein Mitbringsel zum Essen (Heringe in Sahnesoße) amüsierte er sich etwas - das sei doch wohl wie Eulen nach Athen tragen. Aber die italienischen Gäste waren begeistert, erbaten sich das Rezept. Die kannten das gar nicht, das Zubereiten mit Sahne o. ä. - An sich ist Milch ja etwas für Jungtiere bzw. Babies; beim erwachsenen Individuum bildet sich häufig eine Milchsäureunverträglichkeit heraus - außer beim weißen, nordischen Menschen *hüstel*; man könnte geradezu von einer Rasse-Eigenart sprechen. Sie verschaffte dem weißen, nordeuropäischen Menschen einen Selektionvorteil; wenn es im kalten Winter kein Grünzeug gab, konnte er sich immer noch mit Milchprodukten über Wasser halten, sozusagen ... 

In Schweden sind 90 % aller Erwachsenen milchsäureverträglich, in Deutschland nur 70 % - mit einem Nord-Süd-Gefälle, und je weiter's gen Süden geht, desto mehr gefällt's, d. h., desto weniger Leute vertragen Milch(produkte). 

Aber es war zu spät mit einem Abstecher in erwähntes Lokal; mit einem Seufzen legte ich mich wieder auf einem Parkplatz irgendwo westlich von Belfort, wo die Gegend (die Lücke zwischen Vogesen und Schweizer Jura) auf französisch "la porte de l'Alsace" heißt und auf deutsch "burgundische Pforte", je nach Perspektive. Morgen, Montag (und Dienstag), würde das Lokal zu haben. Na ja, das war's mal wieder mit dem rassigen Fischteller; lieber wieder - wie damals - beim Aldi Heringe in Sahnesauce kaufen - oder eine Fischkonserve in Senfsauce ... 

Der Ort Ferrette, "Pfirt" auf deutsch, gehörte übrigens zu dem habsburgischen Streubesitz, den sich die Franzosen 1648, nach dem Ende des 30jährigen Kriegs, einverleibten. Der sonnige König Ludwig XIV reichte das Dorf weiter an Kardinal Mazarin.

"Über ein Vermächtnis des Kardinals Mazarin und Erbschaften ging die Comté de Ferette an die Grimaldis, so dass der Fürst von Monaco noch heute den Titel Comte (Graf) de Ferette trägt. Im Jahr 2006 war Albert II. von Monaco zu Gast. Unter den regelmäßigen Gästen war auch Otto von Habsburg." (WP) 

 

 Ferrette vor seiner Burgruine (WP)

Montag - ich weiß schon gar nimmer, welcher; gerade zwei Wochen von meinem Aufbruch entfernt. Ich stürzte mich ins Getümmel des morgendlichen Berufsverkehrs; ein kleiner Auflauf an der deutschen Grenze - aber nur Stichproben, und kein "Stich" bei mir ... 

Auf die deutsche Autobahn A5 - und gleich wieder 'raus bei der erstbesten Ausfahrt, Neuenburg am Rhein. Tankstellen und Läden sind mit Tabakwaren für eine offenbar französische Klientel vollgestopft; aber was zu essen gibt's auch noch :-) 

Freiburg, Höllental, rüber über den Schwarzwald, nordwärts - und bei einem Essen im Mössinger Lokal "Krokodil" lasse ich die Reise ausklingen ... 

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Mohammettbrötchen

Was mir auffällt: Immer seltener gibt es an der Tanke Mettbrötchen. Vielleicht sollten die es mal mit Mohammettbrötchen versuchen?