Minibalkon vor dem Hotelzimmerchen in der Altstadt in Luarca, Asturien (Foto von mir ca. 2015/16)
Nach der dritten Hotelübernachtung in Fisterra hieß es Abschied nehmen. Ich fuhr zum Abschied 'raus zum Kap, das völlig vernebelt und verregnet war, und machte mich dann auf den Weg nach Santiago. Es gibt jetzt übrigens eine Busverbindung Santiago - Fisterra, deren Endhaltestelle direkt am Hafen von Fisterra ist. Von Santiago kann man bis Bilbao mit Schmalspurzügen gemütlich bummeln. Es dauert zwei, drei Tage, aber man kann dabei schöne grüne Gebirgspanoramen und hübsche kleine Städtchen bewundern. Das wäre doch vielleicht mal was ...
Ich kurvte mich durch die vielen fjordähnlichen Windungen nach Noia, dann weiter nach Santiago. Dort mal kurz falsch abgebogen, und ich war auf der gebührenpflichtigen Autobahn nach Süden, u. a. nach Pontevedra, einer Stadt, die seit einigen Jahren von einem rotgrünen, autofeindlichen Bürgermeister regiert wird. - Schnell wieder 'raus und drei Euro Gebühr bezahlt - am Automaten, nicht bei einem Kassierer, was es noch vor zehn Jahren gab, Kassiererinnen, die sich 3,47 € oder 4,32 € in die Hand krümeln ließen - und zurück nach Santiago - auf der quirligen, stressigen Landstraße.
Wieder zurück in Santiago, wollte ich weiter Richtung Lugo, aber auch das ging nicht ganz ohne Irrungen und Wirrungen. Auf einmal war ich ganz nah an Altstadt und Dom, aber ich hatte keine Lust auf ein besinnliches Päuschen - lieber weiter.
Hier kann man lustvoller im Kreis laufen als im Verkehrsgewirr anderer Straßen: auf dem altrömischen Altstadtring in und um Lugo, 2,2 km (WP)
Endlich ließ ich Santiago Richtung Lugo hinter mir, und kurz vor Lugo bog ich nordwärts auf die A6 Madrid-La Coruna ein; dann Richtung Nordosten, die Nordküste entlang.
Ribadeo: eine hübsche alte Stadt an einem Fjord, der die Grenze Galiciens zu Asturien bildet.
Ein Stück weit weiter östlich: Luarca; auch ein hübsches altes Städtchen an einer engen Flußmündung. Siehe Bild oben. Keinen Fuß kriegt man da mancherorts auf den Boden, und sei es auf dem Minibalkon vor dem Hotelzimmerchen.
Ein Stündchen weiter östlich verließ ich die (Gratis-) Autobahn und wechselte auf die parallele Nordküsten-Nationalstraße, um eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden.
Diese Nationalstraße glich aber hier, westlich von Gijon, teilweise mehr einem lauschigen asphaltierten Waldweg als einer Nationalstraße: Runter ins lauschige Waldtal, wieder rauf, hoch über dem Tal auf einem Viadukt die Bahnlinie Gijon-Ferrol ... An spanischen Bahnunterführungen bzw. -übergängen steht meist auf einem Schild, wohin die Bahnlinie führt, z. B. an der baskisch-französischen Grenze "Irun-Ferrol". Ferrol ist der größte Militärhafen im Nordwesten. La Coruna ist der Zivilhafen, Ferrol der Militärhafen.
Noch bis in die 90er Jahre hieß Ferrol "El Ferrol del Caudillo", weil der spanische Diktator Franco, selbst Sohn eines Militärs, dort zur Welt kam. Ein Francogegner sagte mal: "Die Mutter unseres Caudillo war eine ehrenwerte Frau. Nur er selbst ist ein Hurensohn!" Das weist uns darauf hin, daß "Hurensohn" eine inhaltsleere, rein konventionelle Beschimpfung war oder ist. - Nach seinem Geburtsort war Franco also ein Galicier, und die gelten als humorvoll. Als er 1975 im Sterben lag, drang durch das offene Fenster seines Sterbezimmers Lärm herein. Franco: "Was ist denn das für ein Lärm?" - "Das Volk, mi general. Es nimmt Abschied." - "Abschied? Ja, wo geht es denn hin?" ["Richtung Demokratie, mi general, Richtung Demokratie!" wäre die passende Antwort gewesen.]
Nach langem Herumgekurve durch Berg und Tal plötzlich auf einer Anhöhe ein Dörfchen, das aus mehr als einigen wenigen Häusern bestand - darunter auch eine Kneipe mit Zimmern: Ballota. Siehe unten.
Ballota - Dörfchen westlich von Gijon (Google maps Screenshot)
Sie hatten was frei - auch einen Parkplatz. Von Süden (von rechts) grüßten grüne Waldberge und das schwache Rauschen der Autobahn, im Norden (links) gibt's in ca einem Kilometer Entfernung die rauschende Atlantik-Steilküste (mit gelegentlich Unterbrechungen durch einen Strand). Deutsche Gäste gab's anscheinend auch, nicht nur mich.
Hier bleib ich! Zimmerpreis von ca. 35 Euro; Bier vom Faß gab's zwar nicht, aber was soll's ... Guts Nächtle! :-)
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