27.9.25

Das Vorgebirge am Ende der Welt - 100 Stunden Fisterra


So sah ich das Kap heuer nicht - nur regen- und wolkenverhangen (WP)

Meine rund 100 Stunden Fisterra begannen. Endlich lernte ich einmal den Atlantikstrand von Fisterra kennen. Bisher hatte ich dazu nie Zeit gehabt; entweder wollten Mitreisende schnell nach Santiago zurück oder ich hatte mir den Fuß verknackst oder ... 

Doch zunächst noch eine Nacht im Auto, das ich kaum 50 Meter von meinem Hotel geparkt hatte. Nach reichlich Speis und Trank am Hafen kehrte ich ins Auto zurück, schlummerte zwei, drei Stunden und fuhr dann einige hundert Meter weiter an den Ortsrand, wo es ruhiger, stiller und dunkler war, man aber trotzdem das Rauschen des Meeres hören konnte und auf die dunkle Wasserfläche der Bucht mit ihren blinkenden Leuchtfeuern blicken konnte ... Die Nacht war mild: 18 Grad statt 12 Grad (wie in Soria). 

Empfehlenswert ist übrigens der Youtube-Kanal von "camino dan". Dieser Pilger hat nicht nur den landschaftlich schönen, aber anspruchsvollen Küstenweg bereist, er posiert nach jeder Etappe sympathisch locker mit Bierchen und Zigarette und plaudert über seine Erlebnisse, für ihn ist auch erst Fisterra, nicht Santiago das Ende und Ziel des Jakobswegs - und dazu gehört auch Pulpo gallego.

Den genehmigte ich mir auch reichlich und auch noch auf der Rückreise an zwei, drei Orten ... 

Das "Gesicht" des Ortes Fisterra ist der Bucht zugekehrt, gen Osten. Dort ist auch der Hafen mit seinen Restaurants. Dem Atlantik kehrt Fisterra den Rücken zu. 

Keiner badete dort, als ich dort wanderte; dazu war es wohl zu frisch, zumal es auch immer regnerischer wurde. Kein Wunder, daß das Hotel einen "Schuhtrocknungsdienst" anbot ...  Allenfalls gingen einigen Einige mit den Füßen ins Wasser. Mir aber stand der Sinn mehr nach einer Kneip-Kur als nach einer Kneipp-Kur ... Lieber die Zunge im Bier (oder Wein) baden als die Füße im Salzwasser ...   

Und dann ins weiche Bettchen sinken, für unter 40 Euro die Nacht, nur nicht mehr so schön dekoriert, wie ich es vor ca. zehn Jahren fotografiert habe: 


Ein romantisches Bumshotel für Flitterwöchner ... Das Rauschen der Brandung konnte man hier nicht hören, dafür aber diverse Köter, die die halbe Nacht nicht Ruhe gaben. "Der Hund boll immer weiter", heißt es in einem alten Text. Genau!

Mich herumwälzend, konnte ich auch überlegen: Könnte ich in diesem Kaff mit 4700 Einwohnern auf Dauer leben? Es gibt nämlich mehrere Ferienwohnungen hier, die zur Dauermiete angeboten werden. Zwei- bis Dreizimmerwohnungen unter 500 Euro monatlich - wär das nichts? Auch bei Pißwetter außerhalb des Hochsommers? Während der langen spanischen Sommerferien allerdings von Juni bis September wollen die Eigentümer ihre Wohnung doch lieber lukrativer an Urlauber kurzzeitvermieten, und dann müßte man mit Sack und Pack ausziehen. Und dann heißt es in der Werbung noch "ideal für Lehrer"! Was stellen die sich unter einem Lehrer vor? Einen Mann ohne Anhang und Hausrat, der sich zu Beginn der Sommerferien einfach in Luft auflöst und bei Schulbeginn im September wieder materialisiert?  

Gute Nacht, liebe Leser!

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Mohammettbrötchen

Was mir auffällt: Immer seltener gibt es an der Tanke Mettbrötchen. Vielleicht sollten die es mal mit Mohammettbrötchen versuchen?